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Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Titel: Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)
Autoren: Günter Krieger
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stockte der Atem ...

    „Vielleicht kann man sich ja darauf einigen, dass ...“
„Einigen?“ Das rote Gesicht der Bäuerin Kunigunde wurde noch röter. „Was heißt denn hier einigen? Ist es Euch eigentlich klar, werter Dorfherr, dass das Erntefest seit Menschengedenken alljährlich auf dem Hahndorn stattgefunden hat? Und niemals woanders?“
„Nun, äh ...“
„Das“, blaffte Mathildas Kontrahentin Frieda, „muss ja nicht heißen, dass dies bis in alle Ewigkeiten so bleiben muss!“
Kunigundes Augen schienen aus ihren Höhlen zu treten. „Schon mal was von Tradition gehört, Frieda? Manche Dinge müssen eben so sein, wie sie sind.“
„So? Dann frage ich mich, warum ihr Oberdörfler es mit dem Waschtag nicht immer so genau nehmt.“
„Was soll das denn heißen?“
„Vorgestern waren wir an der Reihe, wie du doch sicherlich weißt. Trotzdem floss eine dunkle Brühe den Bach herab.“
„Na und? Ist das vielleicht meine Schuld? Ich habe vorgestern nichts im Bach gewaschen.“
„Da hat mir die gute Mechthild aber was ganz anderes erzählt.“
„Die gute Mechthild ist blind wie ein Maulwurf. Sie muss sich verguckt haben.“
„Meine Damen! Ich bitte Euch!“ Hilfesuchend sah Mathäus die beiden Gatten der Bäuerinnen an. Die aber starrten stumm und unbewegt auf das Holz des Tisches. Mathäus bereute es schon im Stillen, die Delegationen in sein Häuschen geladen zu haben. Mit dem Frieden zwischen seinen Wänden war es nun vorbei.
„Meine Damen! So behaltet doch die Ruhe. Wir werden sicher eine Lösung für das Problem finden.“
„Natürlich gibt es eine Lösung“, brummte Kunigunde. „Das Fest findet auf dem Hahndorn statt. So wie eh und je.“
Frieda lachte schrill. „Pah! Und warum? Nur weil du das so willst?“ Sie stieß ihren Gatten unsanft in die Seite. „He! Sag doch auch mal was dazu.“
Der Bauer gluckste. „Ich ... äh ...“
„Und wo“, rief Kunigunde frohlockend, „wo wollt ihr Unterdörfler ein Fest abhalten? Kannst du mir das vielleicht mal verraten, Frieda?“
„Am Strangsweg gibt es Wiesen genug.“
„Ja. Und Sumpf. Und Mücken.“
„Jedenfalls gibt es dort keine Schweinescheiße. So wie auf dem Hahndorn.“
Nun fühlte sich auch Kunigunde veranlasst, ihren schweigenden Gatten in die Diskussion mit einzubeziehen. „Hörst du das? Schweinescheiße auf dem Hahndorn. Was sagst du dazu?“
„Pfffh...“
„Herrschaften!“ Mathäus versuchte es ein letztes Mal. „Bleiben wir doch bei der Sache. Ein Fest gilt es abzuhalten, und ...“
„Wir verlangen“, unterbrach ihn Frieda mit donnernder Stimme, „dass das Fest in den nächsten fünf Jahren im Unterdorf abgehalten wird. Wir sind es leid, von den Oberdörflern als gnädig geduldete Gäste betrachtet zu werden. Das Fest findet schließlich für alle Bewohner der ‚Herrschaft‘ statt, nicht nur für die Oberdörfler.“
„Hört, hört“, gurrte Kunigunde. „Jetzt macht sie sich womöglich noch zur Fürsprecherin der Schlicher und Echtzer. Ach, wie edel ...“
„Jetzt reicht’s!“ Mathäus’ Faust krachte auf den Tisch. Die beiden Männer zuckten in sich zusammen, während ihren Frauen die Kinnladen nach unten klappten. „Offenbar ist es nicht möglich, durch Vernunft zu einer Lösung zu gelangen. Deshalb werde ich die Sache entscheiden.“
Frieda blieb nicht lange sprachlos. „Und was entscheidet Ihr?“
„Das Fest wird gemäß der Tradition auch in diesem Jahr wieder auf dem Hahndorn stattfinden.“
Kunigundes Augen glitzerten triumphierend.
„Und ... was ist im kommenden Jahr?“ Frieda ließ keineswegs locker.
„Im kommenden Jahr wird die Entscheidung davon abhängen, wer sich die wenigsten Regelverstöße zuschulden kommen lässt.“
Kunigunde und Frieda sahen sich an. „Wie?“, entfuhr es ihnen gleichzeitig.
„Das Zusammenleben zwischen Unter- und Oberdörflern unterliegt zahlreichen Regeln. Ihr alle kennt sie, denn Ihr habt sie gemeinsam aufgestellt. Ob es um die Waschtage geht, um die Benutzung des Backhauses oder um andere wechselnde Privilegien: Ein jeder hat sich daran zu halten.“ Wie ein Zuchtmeister blickte Mathäus von einem zum anderen. „Freilich wäre es übertrieben zu behaupten, dass dies jedem gelingt. Zu häufig werden mir Regelverstöße gemeldet. Im nächsten Jahr werden also diejenigen das Fest ausrichten dürfen, die über die Monate hinweg die Regeln gewissenhafter beachtet haben. Allerdings“, fügte er hinzu, als habe er die Gedanken der Bauernmatronen erraten, „reicht eine
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