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Merlin - Wie alles begann

Merlin - Wie alles begann

Titel: Merlin - Wie alles begann
Autoren: Thomas A. Barron
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halten.«
    »Nein«, flehte Rhia. »Tu es nicht. Das ist deine Chance, ein wahrer König zu sein, begreifst du das nicht?«
    Stangmar schnaubte. »Spar dir die Lügen.« Er wandte sich an die Ghule. »Wachen! Werft ihn in den Kessel!«

XXXVIII
URALTE WORTE
    S ofort stapften alle Ghule bis auf die beiden, die Rhia bewachten, durch die Halle auf mich zu. Mit gezogenen Schwertern und
     ausdruckslosen Gesichtern drängten sie mich zum Todeskessel.
    Ich versuchte nicht einmal mich zu wehren. Ich konnte mich kaum auf den Beinen halten und wusste nicht, ob diese Schwäche
     vom Verlust des Falken oder dem ständigen Schwanken des Bodens kam. Und selbst wenn meine Kräfte mir jetzt geholfen hätten,
     brachte ich es nicht mehr über mich, sie zu erproben. Der leere Platz auf meiner Schulter war alles, woran ich denken konnte.
    Rhia wollte mir nachlaufen, doch die Soldaten hielten sie zurück.
    Stangmar schaute grimmig zu. Er stand starr wie eine Statue, seine Augen glühten, seine Hand umklammerte den Griff seines
     Schwerts. Das getrocknete Blut auf seinem Gesicht hatte die gleiche Farbe wie das verdorbene Land in seinem Reich angenommen.
    Schritt für Schritt näherten wir uns dem Kessel. Dunkel und still wie der Tod schien er auf mich zu warten. Einen Augenblick
     überlegte ich, ob ich mich freiwillig hineinwerfen sollte in der Hoffnung, mit mir auch den Kessel zu zerstören. Aber noch
     nicht einmal diese kleine Genugtuung war mir vergönnt, denn die Ghule blieben so dicht anmeiner Seite, dass sie mich bestimmt getötet hätten, bevor ich mich von ihnen losreißen konnte.
    Niedergeschlagen wandte ich mich zu Rhia um. Durch eine Lücke zwischen zwei Soldaten streckte ich ihr einen gekrümmten Zeigefinger
     entgegen. Ihre Augen waren stumpf vor Trauer, doch sie erwiderte die Geste und schlang zum letzten Mal symbolisch ihren Finger
     um meinen.
    Die Ghule blieben direkt vor dem Kessel stehen. Obwohl er mir nur bis zur Taille reichte, war sein Eisenmaul so weit aufgerissen,
     dass ein Erwachsener leicht hineinpasste. Und in diesem Maul lag nur Schwärze – noch dichter und tiefer als die Schatten.
     Die Ghule schoben mich fast an den Kesselrand, dann drehten sie sich zu Stangmar um und warteten auf seinen Befehl.
    Rhia flehte den König an: »Nicht, bitte!«
    Stangmar achtete nicht auf sie. Er hob die Stimme über das Poltern des ständig rotierenden Schlosses und gab sein Kommando.
    »In den Kessel!«
    In diesem Moment stürzte ein winzige Gestalt aus den Schatten an der Treppe. Mit einem flüchtigen Blick auf Rhia und mich
     rannte Shim über den Boden, seine kleinen Füße klatschten auf die Steine. Bevor die Ghule merkten, was geschah, kletterte
     er auf den Rand des Kessels. Er zögerte den Bruchteil einer Sekunde, dann warf er sich hinein.
    Eine donnernde Explosion dröhnte durch die Halle und erschütterte das Schloss bis zu den Grundmauern. Obwohl das Drehen nicht
     aufhörte, ließ die Kraft der Detonation die Rotationen sprunghaft holpern. Ich stürzte zuBoden, Rhia und mehrere Ghule ebenfalls. Fackeln fielen aus ihren Haltern und zischten auf den Steinen. Die blühende Harfe
     schaukelte, von einer einzigen Schnur gehalten, unsicher an der Wand.
    Während der Explosionsknall zwischen den Mauern und in den dunklen Hügeln dahinter widerhallte, kam ich wieder auf die Füße.
     Der Todeskessel vor mir war in zwei große Hälften gespalten. Und dort, in der Mitte des zerstörten Kessels, lag der kleine
     Riese.
    »Shim!« Mit Tränen in den Augen beugte ich mich über meinen Gefährten. Ich flüsterte dem Leichnam zu: »Immer wolltest du groß
     sein. Ein richtiger Riese sein. Nun, ein Riese bist du, mein Freund. Ein Riese bist du.«
    »Was ist das für eine Hinterlist?« Stangmar schlug mit seinem Schwert durch die Luft, während er die Ghule anbrüllte. »Wir
     haben euch befohlen alle weiteren Eindringlinge zu finden!«
    Wütend packte er das Schwert eines Ghuls und stieß es dem Soldaten direkt in den Bauch. Der Ghul schauderte, gab jedoch keinen
     Laut von sich. Dann zog er langsam das Schwert heraus und schaute Stangmar an, als wäre nichts geschehen.
    Ich kniete immer noch am Rande des zerbrochenen Kessels, als Stangmar auf mich zutrat. Mit angespanntem Gesicht hob er das
     Schwert hoch über mich. Als ich ihm den Kopf zuwandte, dessen wirres schwarzes Haar so sehr dem seinen glich, zögerte er einen
     Moment.
    »Sei verflucht, Junge! Dein Anblick – und der Schlag dieser verfluchten Klinge – haben
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