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Merlin - Wie alles begann

Merlin - Wie alles begann

Titel: Merlin - Wie alles begann
Autoren: Thomas A. Barron
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Gefühle in uns geweckt. Gefühle, die
     wir vergessen glaubten und wieder zu vergessen wünschen! Und jetzt ist unsere Aufgabedoppelt schrecklich. Denn auch wenn wir tun müssen, was getan werden muss, wird der Schmerz umso größer sein.«
    Plötzlich riss Stangmar verblüfft den Mund auf. Er taumelte und trat ängstlich zurück.
    Denn in den Resten des Kessels geschah etwas Seltsames. Als ob eine sanfte Brise durch die Halle wehen würde, bewegten sich
     die Haare auf Shims Kopf und zitterten. Zuerst langsam, dann immer schneller wuchs seine Nase. Dann die Ohren. Dann der übrige
     Kopf, Hals und Schultern. Seine Arme schwollen, gefolgt von Brust, Hüften, Beinen und Füßen. Seine Kleidung dehnte sich mit
     ihm und wurde mit jeder Sekunde größer.
    Dann geschah das größere Wunder. Shim öffnete die Augen. Vielleicht erstaunter als alle anderen betastete er mit den schwellenden
     Händen seinen wachsenden Körper.
    »Ich werden größer! Ich werden größer!«
    Als Shims Kopf an die Decke stieß, hatte Stangmar sich wieder gefasst. »Ein Riese!«, rief er den Ghulen zu. »Greift ihn, bevor
     er uns alle vernichtet!«
    Ein Ghul stürzte vor und stieß sein Schwert in den Teil von Shims Körper, der ihm am nächsten war – das linke Knie.
    »Au!«, heulte Shim und umfasste sein Knie. »Da haben mich eine Biene stechen!«
    Instinktiv rollte sich der einst kleine Riese zu einem Ball zusammen. Doch das machte ihn nur zu einem leichteren Ziel. Die
     Ghule sammelten sich um ihn und stachen mit der Wut eines zornigen Schwarms auf ihn ein. Inzwischen wuchs Shims Körper unaufhaltsam
     weiter. Es dauertenicht lange, bis die Decke unter dem Druck seiner Schultern und seines Rückens nachgab. Steinbrocken regneten auf uns herunter.
     In der Decke klaffte ein Loch.
    Eine Zinne der Brustwehr stürzte und krachte auf Shims immer noch wachsende Nase. Doch jetzt rollte er sich nicht noch mehr
     zusammen, um Verletzungen zu entgehen, im Gegenteil – der Schlag reizte seinen Zorn.
    »Ich sein wütend«, donnerte er und schwang die Faust, jetzt fast so groß wie der Königsthron, durch die Wand.
    Stangmar war sichtlich verängstigt und wich zurück. Die Ghule folgten seinem Beispiel und räumten das Feld. Die beiden Fincayraner,
     die beim Thron gekauert hatten, rannten wie gehetzt zur Treppe und stolperten vor lauter Hast übereinander.
    Ich lief zu Rhia und machte nur Halt, um Tieferschneid an der Treppe aufzuheben. Zusammen duckten wir uns in eine Ecke, die
     wenigstens im Moment vor fallenden Steinen sicher schien.
    Dann machte Shim zum ersten Mal im Leben eine wirklich riesige Erfahrung. Er sah, dass seine Angreifer vor ihm
weg
liefen. Und das Funkeln in seinen enormen rosa Augen zeigte, dass ihm diese Erfahrung Spaß machte.
    »Ich sein größer als ihr«, brüllte er. »Viel größer.«
    Shim, dessen haarige Füße größer als Steinblöcke waren, stand auf. Er richtete sich zu seiner ganzen Größe auf und brachte
     damit noch ein Stück Decke herunter. Mit einem rachsüchtigen Grinsen auf dem gewaltigen Gesicht fing er an die Ghule niederzustampfen.
     Jeder seiner Schritte brachte das ganze Schloss zum Beben und Teile des Bodens gaben nach.
    Aber die Soldaten, die nicht sterben konnten, überstanden auch diese zerschmetternden Schläge. Nach jedem Tritt standen sie
     einfach auf, schüttelten sich und schlugen weiter mit ihren Schwertern auf Shims Füße ein. In Shims Augen loderte der Zorn.
     Er stampfte noch fester als zuvor. Je mehr die Ghule unter ihm hin und her hasteten, desto mehr Gewicht legte er in jeden
     Tritt.
    Während ich mit Rhia in der Ecke saß und inbrünstig hoffte, dass Shim nicht zu unserem Ende der Halle kommen würde, sah ich,
     wie um ihn herum Deckenbrocken herunterstürzten. Er war sichtlich zornig – und hatte sichtlich seinen Spaß.
    Dann hörte ich über dem Splittern der Steine und dem Stampfen der Füße ein seltsames, rhythmisches Geräusch, das von irgendwo
     außerhalb des Schlosses kam. Es war zuerst fern, näherte sich dann und schwoll ständig an. Plötzlich wurde mir klar, dass
     es Stimmen waren, die tiefsten Stimmen, die ich je gehört hatte. Sie sangen ein einfaches Lied, das aus drei sehr tiefen Tönen
     bestand. Das Lied hatte etwas Vertrautes und löste in mir ein Gefühl aus, das ich nicht recht benennen konnte.
    Dann erschien ein ungeheures Gesicht, so zerfurcht wie eine Klippe und mit wirrem rotem Bart, in dem Loch in der Decke. Ihm
     folgte ein zweites mit vollen Lippen,
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