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Merlin - Wie alles begann

Merlin - Wie alles begann

Titel: Merlin - Wie alles begann
Autoren: Thomas A. Barron
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erklärte ermit einer Handbewegung zu der wogenden dunklen Masse, die Rhita Gawr war. »Unser Freund hier hat uns geholfen! Indem er uns
     mit der Schneide schlug, die jede Wunde heilen kann, hat er unsere winselnde Seele gesund gemacht. Und damit hat er uns wieder
     zur Vernunft gebracht. Wir wissen, wer unsere Feinde sind, und jetzt werden wir dich niederschlagen!«
    Rhia wollte sich auf den König stürzen, doch zwei Ghule traten vor sie und versperrten ihr den Weg, obwohl sie versuchte an
     ihnen vorbeizukommen.
    Als Stangmar sein Schwert hob, um mich damit zu durchbohren, kam erneut ein kreischendes Zischen von Rhita Gawr. Stangmar
     zögerte. Langsam senkte er die Waffe.
    Beschämt schüttelte der König den Kopf. »Wir werden dich nicht noch einmal enttäuschen«, protestierte er. »Wir wurden hintergangen!
     Irregeführt! Erlaube uns jetzt unser Versprechen zu erfüllen.«
    Ein wütendes, ohrenbetäubendes Zischen war Rhita Gawrs einzige Antwort. Während Stangmar gehorsam zuschaute, hob der pulsierende
     dunkle Knoten wieder Tieferschneid und kehrte die Klinge um, damit er mein Leben beenden konnte.
    In diesem Moment tönte ein weiterer schriller Ruf durch die Halle. Verdruss hatte sich endlich aus dem Griff des Ghuls befreit.
     Während der Soldat vergeblich versuchte den Falken mit seinem Schwert zu durchbohren, schwang sich Verdruss hinauf zur Decke.
    Der Merlin flog zum höchsten Punkt und stieß einen Schrei aus, der von jeder Wand widerhallte. Er kurvte steil durch die Luft
     und verharrte den Bruchteil einer Sekundeüber unseren Köpfen. Dann vollbrachte dieses kleine, mutige Geschöpf, dessen Leben seit unserer ersten Begegnung aus einer
     tapferen Tat nach der anderen bestanden hatte, die tapferste Tat von allen.
    Genau in dem Augenblick, in dem das Schwert auf mich zukam, schlug Verdruss heftig mit den Flügeln und schoss schneller als
     ein Pfeil direkt in die Mitte der schwarzen Masse. Überrascht ließ Rhita Gawr das Schwert los, das durch die Halle flog und
     über die Fliesen hüpfte. Zischend und kreischend rollten der schwarze Knoten und der Merlin auf dem Boden übereinander.
    Verzweifelt suchte ich nach einer Möglichkeit, Verdruss zu helfen. Aber wie? Ich konnte versuchen Tieferschneid zu schwingen,
     aber der Vogel und Rhita Gawr hatten einander so fest umschlungen, dass ich unmöglich den einen schlagen konnte ohne den anderen
     zu treffen. Ich konnte meine Kräfte dazu benutzen, einen anderen Streich zu führen, aber das würde aus dem gleichen Grund
     bestimmt misslingen. Mein Herz zersprang fast beim Zuschauen – und doch war das alles, was ich tun konnte.
    Verdruss kämpfte heldenhaft. Doch Rhita Gawrs eisige Umarmung und überlegene Stärke waren zu viel. Langsam, unerbittlich schluckte
     die dunkle Masse den Vogel. Verzehrte ihn nach und nach. Zuerst die Klaue. Dann den Flügel. Dann den halben Schwanz. Und in
     ein paar Sekunden den Kopf.
    »Oh, Verdruss!«, klagte Rhia, immer noch von den Ghulen bewacht.
    Mit einem letzten, durchdringenden Pfiff hob der Merlin den Kopf, so hoch er konnte, und senkte dann den Schnabel direkt ins
     Herz der Schwärze. Plötzlich umgabein dünner Rand aus hellem Licht das ringende Paar. Ein seltsamer, saugender Laut war zu hören, als wäre die Wand zwischen
     zwei Welten durchlöchert. Beide, die dunkle Masse und der Falke, den sie verzehrt hatte, wurden rasch kleiner, bis nur noch
     ein winziger schwarzer Fleck in der Luft schwebte. Im nächsten Moment war auch er verschwunden.
    Verdruss war fort. Obwohl er Rhita Gawr mitgenommen hatte, war ich überzeugt, dass der böse Geist eines Tages zurückkehren
     würde, mein Freund aber nicht. In meinen blicklosen Augen brannten die Tränen, als ich mich nach einer einsamen Feder bückte,
     die auf dem Boden vor meinen Füßen lag.
    Langsam drehte ich die gestreifte braune Feder zwischen den Fingern. Sie war von einem der Flügel, denselben Flügeln, die
     mich vor nicht langer Zeit durch die Luft getragen hatte. Diese Flügel würden nie wieder fliegen, so wenig wie ich. Vorsichtig
     schob ich die Feder in mein Bündel.
    Plötzlich stieß eine Schwertspitze an meine Brust. Ich schaute auf und sah, dass Stangmar mich finster musterte. Die Hälfte
     seines Gesichts und Halses war blutverschmiert.
    »Jetzt werden wir unser Versprechen erfüllen«, erklärte er. »Und so, wie es erfüllt werden sollte. Damit unser Freund bei
     seiner Rückkehr ohne jeden Zweifel weiß, wem wir die Treue
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