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Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Titel: Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah
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schließlich
an einer Seite zu fassen bekam. Doch sie entglitt ihr. Olivia versuchte es
erneut und fegte sie mit einer ausholenden Bewegung auf die Gitterstäbe zu.
»He!«, kreischte die Frau. »Nein! Hör auf! Was machst du da?« Sie stürzte auf
den Käfig zu. Wasser spritzte auf. Olivias Finger schlossen sich um die Kamera.
Sie zog. Als das Gerät auf die Gitterstäbe traf, hätte sie um ein Haar
losgelassen. Ihre Peinigerin machte einen Satz nach vorn. Olivia schluckte
Salzwasser und drehte die Kamera so, dass sie sich durch die Gitterstäbe in den
Käfig ziehen ließ. Sie hustete und spuckte und bibberte vor Kälte, doch sie
achtete nicht darauf, sondern richtete die Linse auf die Frau, die sie entführt
hatte, die Frau, die vor ihr im knietiefen Wasser stand und sie zornig
anstarrte. »Gib sie her!«
    Olivia vergewisserte sich, dass das rote Licht
noch brannte, und filmte weiter.
    »Gib mir sofort die Kamera wieder, du kleine
Schlampe!«
    »Komm und hol sie dir.« Selbst wenn die Frau
eine Pistole oder den Elektroschocker ziehen würde, wollte Olivia nicht klein
beigeben.
    Die Frau verlor endgültig die Nerven. »Ich sagte
...« Ihr Blick fiel ins Innere des Käfigs, wo die Fotos auf dem Wasser
schwammen. »Was? Du hast mein Album zerrissen!« Ihre Augen wurden rund vor
Entsetzen. »Nein! Das durftest du nicht!« Sie griff nach ein paar Seiten, die
in der Nähe der Gitterstäbe trieben, und fischte sie aus dem Wasser. »Nein ...
das darf nicht sein! Das war nicht so geplant!« Sie hielt die Seiten hoch und
schüttelte sie. »O Gott, was ist bloß los mit dir? Du kannst doch nicht einfach
...« Ihr Blick fiel auf weitere Seiten im Käfiginnern, verstreute Fotos und
blutverschmierte Plastikhüllen.
    »Nein!« Sie fingerte an ihren Schlüsseln,
verzweifelt darauf bedacht, die Reste des Albums zu retten. »Nein, das ist ganz
und gar verkehrt!« Olivia filmte weiter.
    »Sieh, was du angerichtet hast!« Die Frau war
außer sich. »Du hast alles durcheinandergebracht! Alles verdorben!« Ihre
Frustration und Paranoia steigerten sich, und offenbar registrierte sie jetzt
zum ersten Mal, dass sie gefilmt wurde. »Gib mir sofort die Kamera zurück!«
Doch das hatte Olivia nicht vor. Zitternd, ihre Peinigerin fest im Sucher,
sagte sie: »Du willst die Kamera haben? Dann komm und hol sie dir!«
     
    »Da ist sie!«, rief der Kapitän über das Dröhnen
des Kutters und das Rauschen des Meeres hinweg. Sie flogen über das dunkle
Wasser, eine weiße Kielwelle hinter sich herziehend.
    »Oh, verdammt, sie hat Schlagseite!«
    Bentz blinzelte in die Nacht und entdeckte die Merry Anne im kräftigen Strahl des
Suchscheinwerfers. Sein Mut sank, als er sah, dass der Kapitän recht hatte: Das
Schiff neigte sich deutlich zu einer Seite und war dabei, unterzugehen.
    »Nein«, flüsterte er ungläubig. »Du liebe Güte,
nein!« Entgegen aller Einwände hatte er einen Neoprenanzug übergestreift, um
notfalls über Bord springen zu können, aber nun bremste der Kapitän ab. »Fahren
Sie dichter heran!«
    »Nein. Das überlassen Sie besser der
Küstenwache«, sagte er. Tatsächlich versuchten die Einsatzkräfte bereits, an
Bord der Merry Anne zu
gelangen. »Warten Sie bitte ab.« Auf
gar keinen Fall. »Fahren Sie dichter heran!«, beharrte er.
    Er rechnete damit, dass Montoya widersprechen
würde, aber dieser sagte an Hayes und den Kapitän gewandt: »Tun Sie's.«
    Der Kutter zog längsseits des sinkenden Bootes.
»Du solltest das wirklich den Profis überlassen, Bentz«, warnte Hayes ihn. Sie
waren nur noch weniger als sechs Meter von der Merry Anne entfernt. »Du wirst
ihnen nur im Weg sein.«
    »Ich bin ein Profi«, erinnerte Bentz ihn,
während er auf die Reling kletterte. »Und es geht um meine Frau.« Aus dem
Augenwinkel sah er, wie Hayes einen Satz nach vorn machte, um ihn
zurückzuhalten, aber Montoya packte ihn am Arm. »Lassen Sie ihn.«
    Bentz konzentrierte sich auf die immer näher
rückende Merry Anne. Noch
vier Meter ... noch zwei ... anderthalb ... Er sprang.
     
    Der Plan der Mörderin ging nicht auf. Ihre
kostbaren Fotos trudelten auf der ansteigenden Wasseroberfläche, und sie
sammelte sie hektisch ein, eins nach dem anderen. »Nein, nein, nein!«, jammerte
sie und vergaß vorübergehend ihre Gefangene. »Meine ganze Arbeit ... Jahre ...
o Gott, das darf nicht sein ... meine Fotos!« Sie schien kurz davor zu sein, in
Tränen auszubrechen. Das Wasser stand ihr mittlerweile bis zur Hüfte, und
Olivia, immer noch mit
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