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Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Titel: Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah
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Unterleibskrämpfen und der Kälte kämpfend, fing ihre
Paranoia mit der Videokamera ein. Sie hatte den Rücken fest gegen die
Gitterstäbe gedrückt, da sich das Schiff bereits in einem beängstigenden Winkel
neigte. In wenigen Minuten würde alles vorbei sein. Sie musste an die
verdammten Schlüssel gelangen!
    Olivia meinte, ein Geräusch gehört zu haben,
einen dumpfen Schlag. O Gott, brach das Boot auseinander?
    Die Frau hatte es ebenfalls vernommen und schien
mit einem Mal in die Wirklichkeit zurückzukehren. »Gib mir die Kamera
zurück!«, schrie sie, als sie sah, dass sie immer noch gefilmt wurde.
    »Ich hab doch gesagt: Komm und hol sie dir!«
Olivia, von den Gitterstäben gestützt, hielt die Linse unbeirrt auf das Gesicht
der Frau gerichtet, doch langsam zog das Gewicht des Wassers in ihren Kleidern
sie nach unten. »Verflucht noch mal!« Die Frau hielt die nassen Fotos mit einer
Hand an sich gedrückt und kämpfte mit den Schlüsseln in der anderen.
    »Wer bist du?«, fragte Olivia. »Vielleicht
möchtest du denen, die den Film sehen werden, deinen Namen nennen, damit du
die gebührende Anerkennung einheimsen kannst. Lass mich raten, du heißt ...
Dawn?« Olivia erinnerte sich daran, dass Bentz einmal erwähnt hatte, eine
Affäre mit einer Polizistin dieses Namens gehabt zu haben. »Hör auf.«
    »Oder bist du Bonita ... wie hieß sie noch
gleich?«
    »Diese Schlampe? Nein!« Sie schnaubte vor
Abscheu. »Bentz muss mich doch erwähnt haben!«
    »Ich glaube nicht.«
    Ein weiterer dumpfer Schlag ... Das Boot ging
unter! »Mit Sicherheit hat er das. Ich bin Corrine.« Olivia schüttelte den
Kopf. Diese Frau sollte Corrine O'Donnell sein? Natürlich hatte sie den Namen
schon einmal gehört, aber diese Genugtuung gönnte sie der Psychopathin nicht.
Das Schiff ächzte bedrohlich. »Ich habe mit ihm gearbeitet. Bin mit ihm
gegangen. Wir haben miteinander geschlafen und ... er hat mich geliebt. Zweimal
... zweimal waren wir ein Paar, wären fast zusammengezogen, doch dann hat er
mich sitzengelassen. Beide Male wegen Jennifer ...« Sie verstummte. »Sie haben
mich alle verlassen, alle, aber Bentz ... ich war dumm genug, ihm zweimal zu vertrauen,
und er hat mich allein gelassen ... ganz allein ...«
    Sie erschauderte, und dann, als würde ihr klar,
dass sie zu viel preisgab, konzentrierte sie sich wieder auf Olivia. »Ich hätte
dir noch eine Ladung mit dem Elektroschocker verpassen sollen!« Ein weiteres
Foto trieb vorbei, diesmal von ihr und Bentz.
    Corrine stieß einen kleinen, fassungslosen
Schrei aus, dann schoss ihre Hand vor und schnappte danach. Beinahe hätte sie
die Schlüssel fallen gelassen. Hektisch machte sich Corrine am Schloss zu schaffen,
wobei sie murmelte: »Ich wollte deinen Todeskampf filmen. Ich wollte, dass
>RJ< sieht, wie du deinen letzten, erbärmlichen Atemzug tust, und jetzt
...« Sie schnappte nach Luft, als ihr die Schlüssel aus den Fingern glitten und
durch die Gitterstäbe auf die Käfiginnenseite fielen. Voller Panik streckte
sie die Hand danach aus.
    Olivia sah ihre Chance gekommen und stieß sie
zurück. Wenn sie die Schlüssel erwischen und die Tür aufsperren könnte, es
vielleicht bis zur Treppe schaffte ... Das Boot gab einen langen, tiefen
Seufzer von sich, dann flackerte das Licht. Olivia sank der Mut. Jetzt oder
nie! Sie entdeckte die Schlüssel auf dem Käfigboden, hielt die Luft an und
tauchte unter. Haare und Kleidung bauschten sich unter Wasser. Sie streckte die
Hand aus. Zu ihrem Entsetzen sah sie, dass die Mörderin das Gleiche tat und den
Zeigefinger um den Schlüsselring krümmte. Nein!, dachte Olivia. Ihre
Lungen protestierten, ihr Unterleib verkrampfte sich erneut. Nein!
    Gleichzeitig mit Corrine durchbrach sie die
Wasseroberfläche, streckte die Arme durch die Gitterstäbe und griff nach deren
Haaren, um sie wieder unter Wasser zu zerren. Ihre Peinigerin strampelte,
ruckte heftig, um sich zu befreien, und warf den Kopf hin und her.
    Doch Olivia ließ nicht los. Wasser spritzte.
Wenn sie schon ertrinken musste, würde diese Frau mit ihr untergehen! Es war
ein unerbittlicher Kampf. Olivias Lungen fühlten sich an, als würden sie
bersten, und sie schnappte nach Luft, als sie wieder an die Oberfläche
gelangte. Hilf mir, lieber Gott...
    Erneut meinte sie, etwas zu hören. Doch keinen
Klagelaut des sinkenden Schiffes. Nein ... etwas anderes. Rufe? Schritte?
    War da etwa jemand an Bord? Bitte, lieber Gott! Abermals flackerte das
Licht. Sie schnappte erneut nach Luft
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