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Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Körper zurück, und der Kopf glich nun dem einer Schlange. Auch sonst wirkte die Lin’Aril jetzt wie eine Schlange von der Länge von sechs Männern. Allerdings war sie entsetzlich dünn, und ihre Haut hing in Falten herab.
    Dies änderte sich jedoch, als sie sich in den Sand hineinbohrte und darin wälzte. Nun wuchs sie mit beängstigender Geschwindigkeit, bis sie anderthalb mal so lang war wie vorher und mindestens dreimal so dick.
    »Jetzt ist es gut!«, rief die Lin’Velura. »Ruhe dich eine Weile aus, kleine Schwester, und sammle die Kraft, die du für das Leben auf dieser Welt brauchst!«
    Fast augenblicklich hörte die Schlange zu wachsen auf, dehnte sich genüsslich und sah Merani und die anderen an.
    »Danke für alles!« Ihre Stimme klang leicht zischelnd, war aber gut verständlich.
    »Gern geschehen! Wir freuen uns, dass es dir gut geht!«, antwortete Merani und winkte.
    »Grüßt meine grüne Schwester Tenaril von mir. Sagt ihr, ich werde sie nicht vergessen!« Lin’Aril wälzte sich noch einmal im Sand, ringelte sich dann zusammen und war von einem Augenblick zum anderen eingeschlafen.
    Merani betrachtete sie noch eine Weile und drehte sich dann zur Lin’Velura um. Als sie in deren Augen blickte, entdeckte sie darin das Abbild einer Schlange, die um etliches größer und kräftiger war als die Lin’Aril, und begriff, dass es sich um die andere Erscheinungsform ihrer Gastgeberin handelte.
    »Seid ihr Lin alle Schlangen?«, fragte sie verblüfft.
    Die Lin’Velura nickte. »Ja! Aber wir haben uns dieser Welt angepasst und benützen zumeist die Gestalt, in der wir uns als Menschen unter anderen Menschen bewegen können. Doch von Zeit zu Zeit verwandeln wir uns in Schlangen, um im Sand der großen violetten Wüste zu baden und neue Kraft zu schöpfen. Allerdings sind wir auch in dieser Form weitaus kleiner als die Lir, die wir einst waren, und wir besitzen auch keinen Panzer aus Kristall.«
    Plötzlich überkam Merani ein ganz verrückter Gedanke. »Ist eure Göttin, ich meine Linirias, auch eine große Schlange?«
    Ein leises Lachen begleitete die Antwort. »Nein, das ist sie nicht. Wäre sie es, würde sie ja auch nicht Linirias, sondern die Lin’Irias heißen. Wir, die einst die Lir waren, nennen uns Lin zu Ehren der Großen Göttin. Doch nun lasst uns gehen. Das Mahl steht auf demTisch, und die anderen Gäste warten auf uns. Freut euch dieses Tages, meine Lieben. Der Abschied kommt früh genug!«
     
    9
     
    Merani sah Tharon an und fühlte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. Sie mochte den Magier und hatte in den Wochen, seit sie ihn kannte, sehr viel von ihm gelernt.
    »Jetzt weine nicht, Merani. Denke daran, wie schön das Leben ist. Es gibt keine magischen Stürme mehr, die deine Heimat bedrohen, und du hast dir durch deine Taten die Dankbarkeit vieler erworben. Auch die meine, wenn du es wissen willst!« Tharon strich ihr über die Wange, reichte Mera und Girdhan die Hand und klopfte anschließend Careedhal auf die Schulter.
    »Auch du hast deine Sache gut gemacht und ebenso deine Schwester. Ich will aber auch eine ganz wichtige Person nicht vergessen. Ohne Qulkas Pfannkuchen hätte ich auf dieser Insel nur von rohen Fischen und Krebsen leben müssen, und das wäre eine recht einseitige Kost gewesen.«
    Qulka strahlte bei diesem Lob und reichte Tharon ein großes Paket. »Hier, großer Magier. Ich habe dir ein paar Pfannkuchen als Wegzehrung gebacken. Ein Topf mit Schwarzbeermarmelade ist auch darin und echte gurrländische Butter. Ihr könnt sie unbesorgt bis zu Ende essen, denn Merani hat einen ganz festen Erhaltungszauber darübergelegt.«
    »Danke, Kleines! Aber besonders lange wird sich die Butter nicht halten. Dafür schmeckt sie zu gut.« Tharon strich dem Gurrlandmädchen über den Kopf und sagte sich, dass er Betarran einige Vorschläge machen würde, wie die Gurrims im Schwarzen Land in einer Zeit des Friedens leben sollten. Ihre jetzigen Quartiereglichen eher Ställen. Auf Gurrland aber war ihm bewusst geworden, dass auch dieses Volk einen Blick für schöne Dinge besaß und erstaunlich gut Landwirtschaft betreiben konnte.
    »So, aber jetzt muss ich an Bord. Macht es gut! Ich werde euch nie vergessen.«
    »Wir dich auch nicht«, flüsterte Merani mit erstickter Stimme.
    Tharon umarmte sie kurz, winkte den anderen zu und ging dann, ohne sich noch einmal umzudrehen. Von der Lin’Velura, Sirrin, Tirah und Regandhor hatte er sich bereits im Palast verabschiedet. Die vier
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