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Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Sophie Heeger
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in der er sein Kommen ankündigte. Sein Pech, dass er sich nicht die Mühe eines fingierten Namens gemacht hat. Unsere Leute saßen noch im Büro des ISG, um die Computerdateien zu sichten, als die Bestätigung kam, und haben natürlich gerne diese Mail in Empfang genommen.« Die Stimme von Sandra Kurz klang sehr zufrieden.
    »Haben Sie eigentlich herausbekommen, wie die Tabletten in das Taschentuch von Frau van der Neer gekommen sind?«
    »Ja, das war Ellen Langsdorf. Erinnern Sie sich noch an das Haar, das wir im Taschentuch gefunden haben?«
    »Ja, es sollte zur DNA-Analyse geschickt werden.«
    »Richtig, zum BKA nach Wiesbaden. Dort ist zwar über die Dateien keine Person ermittelt worden, aber wir haben eine Vergleichsanalyse mit DNA-Material von Frau Langsdorf veranlasst.«
    »Und?«, fragte Lea.
    »Vollkommene Übereinstimmung! Wie Sie wissen, kannte Frau Langsdorf Frau van der Neer schon seit langer Zeit und wusste auch um ihre Gewohnheit, stets ein weißes Taschentuch bei sich zu tragen. Also hat sie ihr dieses einen Tag vor ihrer Abreise entwendet, die Tabletten hineingelegt und es wieder in der Handtasche verstaut.«
    »War das nicht riskant? Frau van der Neer hätte es doch schon vor ihrer Abreise entdecken können?«
    »Sicher«, antwortete Frau Kurz, »aber dieses Risiko ist Ellen Langsdorf vermutlich bewusst eingegangen.«
    »Benötigt man eigentlich diese ganzen Beweise noch?«, hakte Lea nach. »Ellen Langsdorf hat doch ein umfassendes Geständnis abgelegt, oder?«
    »Sicher ist sicher. Unsere Frau Langsdorf kann sich noch alles Mögliche ausdenken, psychischer Ausnahmezustand, sie habe Marcion decken wollen, weil sie ihn liebe … also, von Affekthandlung bis geistige Umnachtung ist alles drin.«
    »Aber das ist doch …«, entfuhr es Lea.
    »Blödsinn, wollten Sie sagen? Natürlich ist es das, aber beweisen Sie mal das Gegenteil! Und deshalb lieben wir solche schönen, wissenschaftlich exakten und nicht anfechtbaren Analysen.«
    Lea schwieg einen Moment. Eine Sache lag ihr jedoch noch auf der Seele.
    »Und was ist mit Cleo Hollmann?«
    »Die reizende Frau Hollmann … ein netter Kontakt, muss ich schon sagen. Selten sind wir mit so ausgefallenen Schimpfwörtern bedacht worden. Wir konnten ihr außer den Provisionen, die sie für die Vermittlung wohlhabender Esoterikpilger erhielt, keine weitere Verwicklung nachweisen. Und weder die Vermittlung noch die Provisionen sind strafrechtlich relevant. Ob sie etwas gewusst oder geahnt hat, werden wir vermutlich nie erfahren. So wie wir die Dateien mit den Zahlungsanweisungen bislang verstanden haben, hat sie von den Geldern, die dem ISG hinterlassen wurden, nichts erhalten. Ihre Vergütung hat sie pro Kursanmeldung kassiert.«
    »Wo ist da der Unterschied?«
    »Ich denke, für den Staatsanwalt ist die direkte Bereicherung an den Hinterlassenschaften ein wichtiger Punkt in Sachen Komplizenschaft und Mittäterschaft in einem Mordfall. Aber letztlich entscheidet er darüber, welche Inhalte die Anklageschrift aufweisen wird.«
    Irgendwie war Lea erleichtert. So wenig erfreulich die letzten Kontakte mit Cleo auch gewesen sein mochten – dass jemand, den sie schon so lang kannte, nicht in einen heimtückischen Plan verwickelt war, beruhigte sie doch. In letzter Konsequenz wäre Cleo als Eingeweihte auch in den tödlichen Unfall verwickelt gewesen, den man für sie vorgesehen hatte. Eigenartigerweise empfand Lea diese Vorstellung als noch abscheulicher, als wenn es ausschließlich Fremde waren, die ihren Tod geplant hatten. Sie brachte aber noch ein anderes Thema zur Sprache: »Und was ist mit den Kursteilnehmern des Instituts, wie haben die auf die Ereignisse reagiert?«
    »Schockiert«, antwortete Kurz, »wie nicht anders zu erwarten. Die meisten von ihnen sind nach Hause gefahren, nachdem sie unsere Ermittlungsergebnisse gelesen hatten. Dieser Herr Hohenstein, der auf der aktuellen Liste von Thierry Clerceau auftaucht, war zunächst noch einigermaßen gefasst. Als ihm jedoch die Tragweite der Planung bewusst wurde, hat er einen Nervenzusammenbruch erlitten.«
    »Das kann ich gut verstehen. Wenn ich so knapp einem Mordkomplott entgangen wäre, hätte es mich auch umgehauen«, gab Lea wie unbeteiligt von sich.
    Sandra Kurz war jedoch eine geschulte Zuhörerin. »Es ist vielleicht nicht ganz fair, aber darf ich Sie daran erinnern, dass genau dies bei Ihnen der Fall war? Sie waren sogar noch um einiges näher am Abgrund, um es mal so zu sagen.«
    »Stimmt.«
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