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Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Sophie Heeger
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Wochenenden, an denen durchgearbeitet wird.« Franz Bender ergriff mit einer fast vertraulichen Geste Leas Arm. »Aber das soll Sie nicht bekümmern. Sie gehen jetzt nach Hause, und ich gehe nachher mit meinen Freunden Skat spielen. Ich gewinne fast immer.« Er lächelte Lea an. »Kommen Sie, ich bringe Sie zum Ausgang. Wenn es noch etwas Wichtiges gibt, melden wir uns. Aber ich denke, der Rest wird eher ein akribisches Sammeln von Details werden.«
    Als sie den Raum gemeinsam verließen, kam es Lea vor, als hätte sie Tage dort verbracht. Auf dem Weg zum Aufzug sah sie, wie am Ende des Flurs eine rote Haarmähne in einer Türöffnung verschwand. »Cleo ist auch schon hier?«, fragte sie überrascht.
    »Ja, allerdings«, antwortete Bender, »wenn die Informationen noch frisch sind, ist es wichtig, sofort alle Hinweise so gut wie möglich abzusichern.«
    Lea dachte an Cleo und das Telefonat am Rheinufer vor fast einem halben Jahr. Jetzt verstand sie, warum Cleo so ausfallend geworden war. Sie hatte um ihre Nebenerwerbsquelle gebangt. Die ganzen Anfeindungen, das Gerede von Solidarität, das Erzeugen eines schlechten Gewissens, alles Ablenkungsmanöver.
    Es überfiel Lea das dringende Bedürfnis nach frischer Luft. Zum Glück waren sie schon im Erdgeschoss angelangt. Durch die dicken Scheiben sah man Fahrzeuge mit eingeschaltetem Licht fahren. Vor der Eingangstür gab sie Franz Bender die Hand. »Vielen Dank für alles, Herr Kommissar. Ich würde mich freuen, mal wieder von Ihnen zu hören.«
    »Das werden Sie. Vielleicht ergibt sich mal wieder die Gelegenheit für eine Nebendienststelle … Ich würde allerdings eine ungefährlichere Variante vorschlagen. Vielleicht frage ich aber auch einfach nur mal in Ihrer Praxis nach, was man gegen Schlafstörungen machen kann.« Franz Bender nickte Lea zu und ging zurück in das massige Gebäude, das mit seinen blauen Fenstern wie ein Spielzeug für Riesen wirkte. Es verschluckte den Kommissar auf der Stelle.
    Zur Goethestraße, in der Lea ihr Auto abgestellt hatte, waren es nur wenige Minuten zu Fuß. »Denn sie sehen nicht, was sie sehen.« Dieser Satz, der von Sören stammte, fiel Lea ein. Keine Minute lang war sie damals auf den Gedanken gekommen, dass Frau van der Neer von einer realen Gefahr bedroht sein könnte. Sie verbrachte ihre Praxistage mit Ängsten, deren Quellen allein in der Vorstellung existierten, so dass sie an den wirklichen Tod, das wirkliche Böse gar nicht gedacht und nicht geglaubt hatte. Wie die Psychiater, die sich mit Phantasien der Triebtäter beschäftigten und später in der Zeitung lesen mussten, dass aus den vermeintlich behandelten Vorstellungen bittere und tödliche Wirklichkeit geworden war. Dieses Sehen ohne wahrzunehmen! Sie hatte die Sicherheitsvorkehrungen im ISG nicht gesehen, nicht sehen wollen, und schon gar nicht richtig gedeutet. Daran, dass sie nicht Akteurin, sondern Spielfigur war, hatte sie keine Sekunde gedacht.
    Ein stechender Schmerz hinter der Stirn, der sie seit ihrem Sturz im Wald bei Erschöpfung plagte, erinnerte sie daran, dass sie nicht nur bei ihrer Patientin die Gefahr übersehen hatte, sondern auch selbst nur knapp mit dem Leben davongekommen war.
    Leas Auto stand eingezwängt zwischen einem Lieferwagen und einem Kombi. Der Blick auf den Parkschein hinter der Frontscheibe sagte ihr, dass die Parkzeit bereits seit einer Stunde überschritten war. Sie schloss den Wagen auf, startete ihn und kurbelte mühsam am Lenkrad, um das Auto aus der Parklücke zu bewegen.

    Am nächsten Morgen wurde Lea vom Klingeln an der Tür wach. Ein Blick auf den Wecker zeigte ihr, dass sie fast 12 Stunden geschlafen hatte, es war bereits 8 Uhr 30.
    Es klingelte erneut. Lea stand auf, zog sich den Bademantel über und lief die Treppe hinunter zur Haustür. Draußen stand der Postbote mit einem Päckchen in der Hand. Sie nahm das kleine Paket entgegen und registrierte verwundert den Aufdruck »Expressversand«. Wer schickte ihr ein eiliges Päckchen? Sie schloss die Tür, setzte sich auf die Treppe und öffnete die Verpackung. Eine Postkarte fiel heraus und ein blaues Buch kam zum Vorschein mit dem Titel »Die Weisheit der Tarotkarten«. Lea drehte die Postkarte um und lächelte. »Liebe Grüße von Elisabeth, das Buch für die Lea!«
    Lilly kam herbei und schnupperte an dem Buch. »Nein, Lilly, kein Essen, das ist mein Geschenk.« Beleidigt drehte der Hund sich um und ließ sich wieder in seinen Korb plumpsen. »Komm schon, Lilly, so war
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