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Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Sophie Heeger
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Märchenstunde.«
    »Wollen wir, Chef?« Frau Kurz stand schon in der Tür, die Ungeduld stand ihr ins Gesicht geschrieben.

Sechsundzwanzigstes Kapitel
    Frau Langsdorf wurde gemeinsam mit ihrem Anwalt, einem schlanken Mann um die vierzig mit schwarzen, fast schulterlangen Haaren, in den Vernehmungsraum gebracht. Kommissar Bender und Frau Kurz gingen gemeinsam hinüber. Lea blieb im Nebenraum und verfolgte das Geschehen durch die Scheibe. Das Mikrophon war etwas zu leise eingestellt, so dass sie mit ihrem Stuhl näher an den Lautsprecher heranrückte. Die Polizeibeamtin, die Frau Schlüter hinausgebracht hatte, kam zurück und setzte sich hinter Ellen Langsdorf auf einen der orangefarbenen Plastikstühle an der Wand. Der Anwalt – Doktor Werner Habermann wurde zu Protokoll gegeben – war stehen geblieben, wohl um zu dokumentieren, dass es sich auf keinen Fall um eine langwierige Angelegenheit handeln konnte. Ungeduldig wippte er mit der Spitze seines Schuhs und wechselte die Aktentasche, Lea vermutete Krokodilleder, ständig von der einen in die andere Hand.
    »Bitte nehmen Sie Platz«, forderte Bender ihn auf. Ein arroganter Blick traf ihn, der ihn aber kalt ließ. »Sie kennen die Spielregeln …«
    »Aber …«
    »Herr Habermann, wir haben in der Wohnung Ihrer Mandantin Frau Ellen Langsdorf Medikamente gefunden«, Bender deutete erneut auf einen der Stühle, »… das gleiche Medikament, das sie Frau Doktor Johannsen am 6. Dezember letzten Jahres gegen ihren Willen injiziert hat.«
    »Dafür haben Sie keinen Beweis«, sagte Ellen Langsdorf schroff.
    »Wie kommen Sie darauf?«, fragte Bender freundlich.
    »Weil es für Hirngespinste keine Beweise gibt, Herr Kommissar! Ich möchte gerne wissen, was dieses infame Intrigenspiel zu bedeuten hat!«
    Werner Habermann legte mit einer affektierten Geste die Hand begütigend auf den Unterarm seiner Mandantin, die für seine Fürsorge allerdings wenig übrig hatte. Sie wischte sie weg wie einen Fussel. »Ich werde mir diesen Unsinn nicht länger bieten lassen«, sagte sie und spielte dabei meisterhaft die Rolle der zu Unrecht beschuldigten, ehrbaren Geschäftsfrau. Sie schob den Stuhl zurück, stand auf und wollte entschlossen nach ihrer Handtasche greifen. Kommissar Bender ließ es zu, fragte aber: »Apropos Handtasche, Frau Langsdorf: Wollten Sie nicht Frau Doktor Johannsen die Handtasche bringen, die sie im Büro bei Frau Schlüter vergessen hatte? Sie erinnern sich, der hysterische Anfall?«
    Ellen Langsdorfs Mimik fror ein. Nur ihre Augen schienen noch lebendig zu funkeln. »Sie haben mit Dana gesprochen! Wo ist sie?«
    »Sie ist bei guter Gesundheit, und vor allem hat sie ein ausgezeichnetes Gedächtnis, insbesondere für Dateien, in denen die Daten von ›Selbstmorden‹ – nennen wir sie noch mal so – schon vor dem eigentlichen Todesfall aufgelistet sind … Eine sehr interessante Datei übrigens, die hat uns viel Freude gemacht.«
    »Sie haben die Datei?« Ellen Langsdorf trat einen Schritt zurück.
    Herr Habermann schaltete sich ein. »Frau Langsdorf, ich muss Ihnen dringend dazu raten, keine Aussagen mehr zu machen, ohne dass wir uns vorher abgesprochen haben.«
    Sie bedachte ihn mit einem verächtlichen Blick. »Ach, tu doch nicht so, Werner, ihr seid doch alles nur Schwätzer.«
    »Ellen, ich bitte dich, sei vernünftig!«
    Bender sah aufmerksam der ungewöhnlichen Szene zwischen Anwalt und Mandantin zu. »Das reicht«, griff er ein. »Ihre persönlichen Differenzen gehören nicht hierher.«
    Frau Langsdorf hatte sich wieder gefangen. »Na gut, dann organisieren Sie doch eine Gegenüberstellung mit dieser Frau … wie war noch mal der Name?«
    »Das wird nicht nötig sein«, sagte Bender, »Sie wurden bereits identifiziert, Ellen Langsdorf, geborene Jabowski, denn Frau Doktor Johannsen steht auf der anderen Seite dieser Scheibe. Sie können sie nicht sehen, sie kann jedoch jede Einzelheit hier im Raum verfolgen. Und, glauben Sie mir, ihr Gedächtnis ist genauso lückenlos wie das von Frau Schlüter.«
    Ungläubig öffnete Ellen Langsdorf den Mund und schloss ihn auch nicht wieder, als Bender fortfuhr: »So ist das, Frau Langsdorf, mit der Macht über Menschen und ihre Gedanken oder in diesem Fall Erinnerungen – wenn man sie nicht ständig unter Kontrolle hat, streben sie nach Freiheit.«
    Ein hasserfüllter Blick traf Lea unvorbereitet, als Ellen Langsdorf um sich blickte. Diese Frau schien sogar zu wissen, wo genau sie hinter der Glaswand
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