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Menschliche Einzelteile (German Edition)

Menschliche Einzelteile (German Edition)

Titel: Menschliche Einzelteile (German Edition)
Autoren: Niels Peter Henning
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sieh zu,
wie du die Sache in den Griff kriegst.“
    Ewald
überlegte einige Sekunden. Dann sagte er: „Soll ich den
Blödmann umlegen, oder was?“
    Sören
begann zu zittern. Außerdem brach ihm der Schweiß aus.
Er schwitzte immer wie ein Schwein, wenn er unter Druck geriet. Oft
fing er damit gleich morgens nach dem Aufwachen an.
    Dieser
Ewald würde ihm das Licht mit einer Sa.25-Maschinenpistole
auspusten. Auch wenn Sören wegen der Strumpfmasken keinen
einzigen der Gangster erkannt hatte – die Waffen hatte er auf
den ersten Blick identifizieren können.
    Doch
bevor Ewald sein Vorhaben in die Tat umsetzen konnte, meldete sich
der Verwundete wieder zu Wort: „Ihr blöden Vollidioten,
hört mit dieser Scheiße auf! Lasst den Burschen in Ruhe
und ruft mir stattdessen lieber einen Arzt! Ach Quatsch, was labere
ich da? Vergesst das mit dem Arzt. Ruft mir einen Pfarrer!“
    Eine
neue Stimme schaltete sich ein: „Berthold hat Recht. Außerdem
würde ich an deiner Stelle hier drin nicht herumballern, Ewald.
Hier stinkt es nämlich ganz schön nach Benzin. Dein
Mündungsfeuer würde uns glatt in die Luft jagen.“
    Dem
Brummen nach zu urteilen hatte da gerade der Fettsack gesprochen.
Ein Monster von einem Kerl. Mindestens zwei Meter groß und
ebenso schwer. Seine Kumpanen nannten ihn den Schinken. Der Bursche
schleppte eine Remington-Pumpgun mit sich herum. Die Kanone passte
zu ihm.
    „ Ja,
Mann. Jetzt, wo der Schinken es sagt, fällt's mir auch wieder
ein.“
    Diese
Stimme war von vorne gekommen, anscheinend vom Fahrersitz. Das
musste der Typ mit der Uzi sein. Sie nannten ihn „Buddha“.
Dieser Typ wirkte, als gehöre er in Wirklichkeit gar nicht zur
menschlichen Rasse. Nein, noch verrückter: Er wirkte, als
gehöre er in Wirklichkeit überhaupt nicht zur
Wirklichkeit.
    „ Da
ist irgendwas mit dem Spritschlauch nicht in Ordnung“, lallte
der Buddha. „Den alten hat ein Marder durchgefressen. Da habe
ich ihn gegen ein Stück Gartenschlauch ausgetauscht. Das hat
aber irgendwie ein Loch bekommen. Jetzt gluckert hier ab und zu ein
Schluck Sprit rein. Ich hab es nicht repariert, weil das ganz schön
geil in der Birne bombt, wenn man damit ein paar Kilometer weit
fährt.“
    „ Oh
Mann, unser Buddha und sein fahrendes Drogenlabor. Ich lach' mich
kaputt!“
    Auch
diese Stimme konnte Sören zuordnen. Das war der Kleine, den sie
drinnen „Detlev“ und manchmal auch „Depplev“
gerufen hatten. Der, der die DVD eingerafft hatte. Der mit dem Colt
Government.
    Berthold
brüllte weiter: „Ihr Brontosaurier, ich glaube, ich kacke
gleich ab! Hört ihr wohl mal auf zu schwafeln und tut
irgendwas?“
    Bewegung
um Sören. Die Leute rutschten herum.
    „ Mann,
Berthold, das tut mir echt leid“, sagte Remo. „Hat mal
irgendjemand Licht da hinten?“
    „ Hier
ist 'ne Taschenlampe.“
    Oh,
eine Frauenstimme. Die kam auch von vorne.
    Sören
überlegte. Wem gehörte diese Stimme wohl?
    Er
zählte ab: Da waren also Berthold, der jetzt verwundet am Boden
lag. Remo, der Sachse. Ewald, der Neandertaler. Depplev, der die DVD
geklaut hatte. Der Fahrer, den sie Buddha nannten. Der Schinken mit
der Pumpgun und dann noch ein Typ, von dem die anderen sagten, er
stamme aus Frankfurt.
    Der
Typ aus Frankfurt hatte bis jetzt noch kein einziges Wort gesagt,
doch die Frauenstimme konnte nicht ihm gehören. Er hatte
nämlich keine Titten dran.
    Es
musste also noch jemanden geben. Eine Frau.
    „ Sag
mal, Jessy, wo hast du die denn gefunden?“, fragte Remo.
    Aha,
Jessy. So hieß die also.
    „ Mir
war langweilig, während ihr da drin wart. Da habe ich das
Handschuhfach aufgemacht. Ist doch nicht schlimm, oder, Heino?“
    „ Nee,
ist schon okay. Kannst ruhig gucken, so lange du die Finger von
meinem Stoff lässt.“
    Jessy
hatte während des Überfalls also hier draußen im
Auto gesessen. Deswegen war sie Sören nicht aufgefallen.
    Aber
Moment mal – sie hatte gerade „Heino“ gesagt und
der Typ, den sie „Buddha“ nannten, hatte geantwortet.
Also hieß der gar nicht Buddha, sondern Heino. Na, das wäre
auch ein starkes Stück gewesen! Schließlich konnte man
nicht einfach jemanden nach einem Gott oder einem Satan taufen. Dann
könnte man sein Kind ja auch gleich „Jesus“ nennen.
Das ging ja gar nicht! Solche Namen gab es wahrscheinlich in
Wirklichkeit überhaupt nicht. Sören war überzeugt,
solche Namen waren ausschließlich für Bibeln und solches
Zeug erfunden worden.
    In
jedem Fall fühlte sich Sören vorerst einigermaßen
sicher.
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