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Menschen wie Götter

Menschen wie Götter

Titel: Menschen wie Götter
Autoren: Sergej Snegow
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Prüfung zu bestehen!“
    „Was verlangen Sie von den Ramiren, Admiral?“
    „Gleichberechtigung! Mit weniger bin ich nicht einverstanden!“
    Er schüttelte skeptisch den Kopf. „Ich fürchte, man wird uns nicht fragen, ob wir einverstanden sind. Werden Sie es schaffen, den Ramiren Ihre Entschlossenheit zur Kenntnis zu bringen?“
    „Ich werde Wege suchen.“
    Er schwieg eine Weile und sagte lächelnd: „Jeder hat seinen Grund zur Aufregung, Eli. Sie haben triftige Gründe, ich habe geringfügige. Wissen Sie, was mir Sorge bereitet?“
    „Sicherlich ist das nichts Geringfügiges!“
    „Eine regelrechte Bagatelle, Eli. Wir nähern uns unserer Vergangenheit. Die Schiffsmaschine stellt die Prognose, wie wir in sie eintreten werden. Wozu die Prognose? Eine Prognose der Vergangenheit! Man überlege sich das! - Ist das nicht ungeheuerlich?“
    „Ich verstehe Sie nicht.“
    „Die Vergangenheit liegt in der Zukunft, Eli! Man muß sie vorhersagen, erinnert sich ihrer nicht. Wissen Sie, ein Schriftsteller der alten Zeit, ein ernsthafter Mensch, der sich selten einen Scherz erlaubte, spöttelte einmal über eine berühmte Prophetin, indem er erklärte, sie prophezeie die Vergangenheit und das sei doch ein unnützes Unterfangen. Wir hingegen sind darauf angewiesen, daß uns die Vergangenheit prophezeit wird, und das ist kein nutzloses Unterfangen, sondern eine schwierige Aufgabe sowohl für die Schiffsmaschine als auch für unsere eigenen Gehirne!
    Und es steht noch nicht fest, ob es uns glücken wird, die eigene Vergangenheit vorherzusagen!“
    Und dennoch begriff ich nicht, warum sich Romero so aufregte. Die Schiffsmaschine und Grazi, der sie leitete, waren dem Problem durchaus gewachsen.

12
     
    Wir sind schon aus dem Kern heraus.
    Ringsum ist der normale Kosmos-Dutzende von Lichtjahren trennen Stern von Stern, und wenn man einmal einen Sternhaufen trifft, so sind auch dort die Gestirne Lichtmonate, wenn nicht gar Lichtjahre voneinander entfernt. Und kein einziger Stern rast auf seinen Nachbarn, sie wirken nicht mehr wie umherspritzende Splitter einer Explosion, friedlich ruhen sie in festen Koordinatenknoten, die durch ihre gegenseitige Anziehung bestimmt sind. Die Gravitation - Fluch des Kerns - tritt hier wieder als fürsorgliche und kluge Herrin in Erscheinung, die Ordnung im Kosmos schafft, als begeisterte Dirigentin, die eine erhabene Sternensymphonie dirigiert.
    Ich ging zu Oleg.
    Er saß vor dem Flugschreiber. Auf dem Bildschirm des Geräts wurde die Landschaft der Welt um uns unaufhörlich mit den Aufnahmen von der Umgebung des Kerns verglichen, die gemacht wurden, als wir zu ihm flogen. Noch fehlte die Übereinstimmung, doch der Unterschied wurde mit jedem Tag geringer. Wir näherten uns unserer Welt in unserer Zeit. Grazi hatte kürzlich verkündet, der Phasenwinkel, der uns von unserer Zeit trenne, mache jetzt weniger als zehn Grad aus. Und das, nachdem er einmal hundertachtzig Grad betragen hatte!
    Ich deutete auf den Flugschreiber und sagte: „Wir sind wie ein Hund, der seinem Schwanz nachjagt.“
    Oleg lächelte. „Ich würde mich nicht so derb ausdrücken. Wir ereilen den eigenen Schatten. Es geht auf Mittag zu, und er wird kürzer. Bald, bald liegt der Schatten unseres Kopfes zu unseren Füßen! Orlan und Olga vermindern die Gravitation im Kollapsan, wir brauchen die Zeit nicht mehr so stark zu krümmen. Wir stürzen nicht in die zurückgelassene Zeit, sondern gleiten in sie hinein.“
    „In welchen räumlichen Punkt unserer Zeit? Romero beschäftigt die genaue Prognose der Vergangenheit außerordentlich ... “
    „Nach Olgas Berechnung ungefähr beim Ausgang aus den Untergehenden Welten.“
    „Ein vortreffliches Plätzchen. Hoffentlich geraten wir nicht noch einmal in den Kern!“
    Ich unterhielt mich eine Weile mit Oleg und verließ ihn dann. Ich fand keine Ruhe. Mary suchte jeden Morgen ihr Labor für Astrobotanik auf, wo sie neue Gewächssorten für leblose Planeten züchtete. Romero schrieb die Einzelheiten der Reise nieder. Ich verkürzte mir die Zeit mit Spaziergängen. Und es tröstete mich nicht, daß ich mir nicht meine, sondern die Anderszeit verkürzte.
    Ich stieg zum Konservierungsraum hinab. Der Sessel stand vor Oans Sarkophag. Ich setzte mich und sagte: „Weißt du, Oan, ich frage mich immer öfter, wer ihr wohl seid, ihr Ramiren! Zweifellos seid ihr nicht wesenhaft. Desgleichen ist mir unklar, ob ihr Leben seid oder tote Materie, die sich selbst so weit organisierte, daß sie
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