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Mensch versteh mich doch

Mensch versteh mich doch

Titel: Mensch versteh mich doch
Autoren: Sabine Thiele
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die Zähne.
    Der Hund zeigt also zunächst mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln, dass er sich äußerst unwohl fühlt. Er warnt deutlich, und erst wenn all seine Signale nicht beachtet wurden, wird er...
    9. schnappen
    10. oder in letzter Konsequenz richtig zubeißen.

    Auch Buddeln kann als Übersprunghandlung gezeigt werden. (Foto: R. Maurer)

Übersprunghandlungen in Verbindung mit Stress
    Übersprunghandlungen in Verbindung mit Stress
    Kennen Sie das? Sie befinden sich mit Ihrem Hund auf dem Hundeplatz und versuchen allen Anweisungen des Trainers genau zu folgen. Plötzlich schnappt Ihr Hund nach der Leine, zieht daran und hört nicht wieder auf. Sie versuchen verzweifelt, aber erfolglos, ihm die Leine zu entreißen oder ihn mit einem lauten „Pfui!“ oder „Lass das!“ zum Loslassen zu bringen.
    Oder kommt Ihnen diese Situation bekannt vor? Ihr Hund wird beim Spaziergang von einem Artgenossen bedrängt und weiß nicht, ob er fliehen oder angreifen soll. Er tut keins von beidem, sondern nimmt sich stattdessen ein auf dem Weg liegendes Stöckchen und kaut darauf herum oder springt damit umher.
    Vielleicht haben Sie auch das schon erlebt? Ihr Hund spielt mit einem anderen Hund und kommt nicht, wenn Sie ihn zurückrufen. Sie erheben Ihre Stimme, rufen wieder und wieder, aber Ihr Hund scheint unsicher, ob er weiterspielen oder kommen soll. Schließlich steht er bellend zwischen Ihnen und dem anderen
    Hund.
    Das An-der-Leine-Ziehen, das „Spiel“ mit dem Stöckchen, das Bellen – all das sind Beispiele für sogenannte Übersprunghandlungen. Kann der Hund sein natürliches Triebverhalten nicht ausleben, also auf einen Reiz nicht in angemessener Weise reagieren, entflieht er dieser Überreizung, indem er plötzlich eine völlig andere Verhaltensweise zeigt. Er springt sozusagen in eine andere Handlung, die oftmals absolut nicht zu der aktuellen Situation passt.
    Nicht immer sind die gezeigten Übersprunghandlungen so deutlich sichtbar. Auch ein sich Kratzen, ein Wegschauen, ein leichtes Hecheln, ohne dass man die Zunge dabei sieht, plötzliches Buddeln oder Herumalbern können Übersprunghandlungen sein. Es kann sich aber auch um Beschwichtigungssignale handeln; das lässt sich nicht in jedem Fall klar voneinander abgrenzen. Beides deutet aber immer auf nervliche Anspannung hin.
    Wollen wir die Ursache für Übersprunghandlungen ergründen, sollten wir zunächst bei uns selbst beginnen. Nehmen wir noch einmal die drei Beispiele vom Anfang dieses Kapitels: Haben wir unseren Hund im Training überfordert und er beißt deshalb in die Leine? Haben wir ihm zu viel Nähe zu einem ihm unbekannten Artgenossen zugemutet (weil wir beispielsweise den Hundebesitzer begrüßen wollten) und ihn so in Bedrängnis gebracht? Waren wir selbst gestresst und unsere Stimme klang dadurch so bedrohlich, dass unser Hund nicht sicher war, ob er es wagen konnte, zu uns zu kommen?

    Auf Stöckchen herumkauen kann auch eine dem Stressabbau dienende Übersprunghandlung sein. (Foto: R. Maurer)

    Machen Sie sich bewusst, dass Ihr Hund nicht stur oder gar dumm ist, wenn er sich so seltsam verhält. Er hat Stress! Sein Verhalten wird sich garantiert nicht durch harte Erziehungsmethoden ändern lassen, sondern nur, indem Sie ihn genau beobachten, die Ursache herausfinden und gezielt an dem Problem und an sich selbst arbeiten.

    Ein Beispiel aus dem Alltag
    Manchmal kann man eine Übersprunghandlung sogar für die Problemlösung nutzen. Meine eigene Hündin schüttelte sich viel auf Spaziergängen, und ich fand heraus, dass sie das immer dann tat, wenn wir einen anderen Hund trafen. Ich habe angefangen, sie jedes Mal für das Schütteln zu loben. Durch das Lob entspannte sie sich ein wenig und konnte so Stress abbauen. Inzwischen geht sie sogar ohne Schütteln an anderen Hunden vorbei; es scheint, als würde das Schütteln in Erwartung des Lobs ausbleiben.
Durch das Loben in dieser bestimmten Situation habe ich auch kein häufigeres Zeigen des Verhaltens hervorgerufen.

Stress vorbeugen
    Stress vorbeugen
    Am besten ist es, wenn wir unseren Hund gar nicht erst in die Stressfalle geraten lassen. Die erste Voraussetzung dafür ist, dass alle seine Grundbedürfnisse erfüllt sind, also genügend Futter, Wasser zur freien Verfügung, ausreichend Ruhephasen, Beschäftigung und Sozialkontakte. Allerdings sollten wir beachten, dass auch bei diesen scheinbar selbstverständlichen Dingen ein Zuviel bereits Stress verursachen kann. Wir sind
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