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Men in Black II

Titel: Men in Black II
Autoren: Esther M. Friesner
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kümmerte sich nicht um den Einwand, sondern nahm den Navigationsknüppel sacht ein winziges bisschen zurück.
    Die Nase des Mercedes richtete sich gerade weit genug auf, um direkt und um Haaresbreite in den freundlichen Schlund eines U-Bahn-Zugangs zu rasen.
    Sollte Jay gehofft haben, er könnte ihre Verfolgerin abschütteln, indem er den Mercedes wieder auf oder unter die Erde brachte, so wurde diese Hoffnung schnell zunichte gemacht. Über ihnen ließ sich Serleena nicht im Geringsten aus dem Konzept bringen und flog mit ihrem Raumschiff hinter ihnen her in den Tunnel.
    Die Pendler in der Chambers Street Station blickten kurz von ihren Zeitungen auf, um nachzusehen, ob das röhrende Geräusch von ihrem ungeduldig erwarteten Zug stammte. Sie alle hatten einen anstrengenden Tag hinter sich und dachten nur noch daran, wie schön es wäre, nach Hause zu kommen und endlich die Schuhe auszuziehen.
    Es war kein Zug; es war ein überaus trickreicher, aalglatter, hochgerüsteter fliegender Mercedes, dicht gefolgt von einem Raumschiff, das ein Stück aus der Betonmauer und aus einem der Chambers-Street-Schilder riss. Die Pendler hatten nicht einmal ein Schulterzucken für das Geschehen übrig, ehe sie sich wieder auf ihre Zeitungen konzentrierten.
    Dank der starken Halogenscheinwerfer herrschte in dem sonst finsteren Tunnel plötzlich taghelles Licht, und selbst Serleena murmelte in ihrem Raumschiff anerkennend: »Nett. Wirklich nett konstruiert.«
    Diese Anerkennung vermochte sie jedoch nicht von ihrem Ziel abzulenken. Sie beschleunigte und versetzte dem Mercedes erneut einen Stoß, dieses Mal noch ein wenig härter als zuvor. Ihr Angriff schleuderte den Wagen zur Seite, worauf jener ein Loch in die Betonschicht und die Stahlbewehrung der Wand riss. Serleena drosselte die Geschwindigkeit ein wenig, um das Ergebnis ihrer Arbeit in Augenschein zu nehmen. Es war schon beeindruckend: Sie hatte das Heck des MIB-Vehikels mit der gleichen Leichtigkeit rammen können, mit der ein durchschnittliches Mitglied einer ebenso durchschnittlichen Studentenverbindung eine Bierdose an seiner Stirn zerquetschen konnte.
    »Die Stoßstange taugt bei über dreihundert Meilen nicht viel«, stellte sie fest, als wollte sie Fakten für ein intergalaktisches Verbrauchermagazin festhalten. Zufrieden rammte sie den Wagen erneut. Funken von beschädigten Elektrokabeln flogen durch den Tunnel.
    »Die U-Bahn scheint nicht der beste Ort zu sein, um sie abzuhängen«, bemerkte Kay kritisch.
    Jay hörte ihm nicht zu. »Wo ist er?«, murmelte er nur. »Wo zur Hölle steckt er?«
    »Er?«, wiederholte Kay fragend.
    Außerhalb der Reichweite der Mercedes-Scheinwerfer regte sich etwas Großes, Schwerfälliges in der Finsternis.
    »Jeff«, antwortete Jay.
    Das gigantische Wurmmonster kreischte vor Zorn, als es Jay auf dem Fahrersitz des Mercedes erkannte. Die einzige Kraft, die Jeffs Körper mit noch mehr Macht beherrschte als sein alles verschlingender Appetit, war sein lang anhaltender Groll. Er erinnerte sich genau daran, was Jay ihm angetan hatte, er erinnerte sich bis ins kleinste Detail, und die Erinnerung weckte seinen Hunger auf das Einzige, was er nicht verdauen konnte: Rache.
    Jays Anblick war Provokation genug, doch der MIB-Agent machte es noch schlimmer, indem er der Kreatur unbekümmert zuwinkte, was einem wohl erwogenen Spott gleichkam. Jeff kreischte erneut, noch wütender, und klappte die riesigen Kiefer weit auf, ganz wild darauf, diesen elenden Erdling zu verschlingen, der dafür verantwortlich war, dass er wieder in dieses ganz und gar nicht zufrieden stellende Jagdgebiet vertrieben worden war. Einfach seine Reiseprivilegien zu widerrufen. Dem würde er es zeigen! Er würde ihn in einem Stück hinunterschlingen. Und wenn das diesem lausigen Menschensohn keine Lehre sein sollte, dann war ihm so oder so nicht mehr zu helfen.
    Mit glitzernden Zähnen und rotem, pulsierendem Schlund baute sich Jeff im Tunnel auf, um den näher kommenden Mercedes mit allem, was sich darin befand, zu verschlingen.
    Komm … zu … Papa.
    »Jeff«, wiederholte Laura, während sie wie erstarrt in den scharlachroten Schlund blickte, der wie eine Wasserrutsche in die Hölle vor ihr gähnte.
    Irgendwie überkam sie eine seltsame Ruhe, die Ruhe, die immer dann von Menschen Besitz zu ergreifen pflegt, wenn ihr Wagen gerade über den Rand der Klippe hinausgeschossen oder wenn die brennende Zündschnur in das Fass mit dem Schießpulver gefallen ist, oder wenn sich das auf
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