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Men in Black II

Titel: Men in Black II
Autoren: Esther M. Friesner
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gewesen, dann wäre dies der passende Augenblick für den Helden gewesen, seine Waffe zu ziehen, seine Anerkennung für geleistete Dienste kundzutun, gefolgt von einem Ausdruck des Bedauerns, nunmehr tun zu müssen, was getan werden musste, und das Leiden des armen Tieres mit einem Kopfschuss zu beenden.
    Rumpelnd kam der Wagen zum Stehen, und Stille kehrte ein. Lange Augenblicke war nichts als das wilde, hysterische Weinen der Fahrgäste und ihres Zugführers zu hören.
    Jay sah zum Fenster hinaus, obwohl er durch das halb abgefressene Ende des Wagens einen besseren Blick gehabt hätte. »Einundachtzigste Straße«, murmelte er. »Naturhistorisches Museum.«
    Er setzte seine Ray-Ban-Sonnenbrille auf und hielt etwas hoch, das aussah wie ein dicker silberner Stift. Es war keiner. Das täuschend kleine, schimmernde Röhrchen schnappte auf, und an seiner Spitze kam ein winziges rotes Licht zum Vorschein.
    »Darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten?«, wandte er sich an die Fahrgäste, die ihm ihre tränennassen Gesichter zuwandten, gerade im rechten Augenblick, um sich eine volle Ladung des das Gedächtnis ausradierenden weißen Lichts einzufangen. »Die Stadt New York dankt Ihnen für ihre Teilnahme an dieser Demonstration …«
    Er hielt inne, und ein seltsamer Ausdruck huschte über sein Gesicht, als die Ereignisse des Abends ihn einholten. Er verlor ein wenig von seiner mühsam aufrechterhaltenen Beherrschung. »Wenn dies der Ernstfall gewesen wäre, wären Sie alle gefressen worden. Weil Sie Dickschädel sind! Das ist das Problem bei euch New Yorkern!« Er wurde noch wütender, seine Stimme noch lauter. »Erklären Sie mir doch mal … Ich habe Sie freundlich gebeten, in den nächsten Wagen zu gehen …«
    Jay verstummte und riss sich zusammen. Wieder hielt er den Neuralisator hoch und fuhr nach einem weiteren weißen Lichtblitz fort: »Wir hoffen, Sie finden Gefallen an unseren neuen, kleineren und verbrauchsgünstigeren Zügen. Bitte Vorsicht an der Bahnsteigkante, und einen angenehmen Abend noch.«
    Die Türen glitten auf, und die Fahrgäste stiegen einer nach dem anderen aus und gingen seelenruhig durch die Drehkreuze, als wäre nichts Außergewöhnliches vorgefallen. Jay begleitete sie hinaus, während er in seinen Kommunikator sprach.
    »Hier ist Agent Jay. Ich brauche ein Säuberungsteam an der Einundachtzigsten, Ecke Central Park West. Transpo soll die Überreste von diesem Zug wegschaffen.« Noch während er sprach, hörte er hinter sich die leisen Begleitgeräusche der effektiven Arbeitsweise Dutzender MIB-Agenten, die in die Station hasteten und taten, was immer getan werden musste, um diesen kleinen Flecken New York in den Zustand Prä-Jeff’scher Normalität zurückzuversetzen.
    Er nickte zufrieden, stolz, Teil eines Teams zu sein, das imstande war, jeden beliebigen Ort ebenso gründlich von sämtlichen Beweisen zu befreien, wie ein Schwarm Piranhas das Skelett eines Pekinesen von jedem Fetzen Fleisch.
    »Jeffs Aufenthaltsprivilegien müssen sofort widerrufen werden«, fuhr er fort. »Wir brauchen eine Räumungsmannschaft, um ihn zurück an seinen Platz in der Chambers Street Station zu schaffen … und kann irgendjemand bitte die verdammten Verfallsdaten der Wurmberuhigungsmittel überprüfen?«
    Vor der U-Bahn-Station musste er sich bereits durch ein ganzes Rudel MIB-Agenten in Uniformen des Energieversorgers Con Edison drängen. Der Eingang war mit einem Seil abgesperrt worden, vor dem sich – wir befinden uns in New York – sogleich eine Menge verärgerter Kunden versammelt hatte, die sich kollektiv darüber ereiferten, dass ihnen der Zutritt verweigert wurde.
    Nach einer Weile trotteten die vergrämten New Yorker davon, und Jay blieb mehr oder weniger allein zurück. Wie lautete noch der alte chinesische Fluch? Mögest du in interessanten Zeiten leben? Nun, interessant war der Abend ganz sicher gewesen, und er hätte nichts dagegen gehabt, seinerseits die Füße hochzulegen. Vor der leuchtenden Glasfassade des neuen Rose-Planetariums entdeckte er eine freie Bank und setzte sich. Dann rutschte er scheinbar unvermittelt ein Stück weit zur Seite. Er wusste, was ihn erwartete.
    Tee kam angeschlichen und setzte sich mit einem dumpfen Aufprall genau dort hin, wo Jay eben noch gesessen hatte. Einen Augenblick lang saß der muskulöse MIB verstört neben ihm. Dann riss er sich mühevoll zusammen und ergriff mit bebender Stimme das Wort: »Ich weiß. Nach dem Lehrbuch.«
    Jay blickte zum
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