Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Men in Black II

Titel: Men in Black II
Autoren: Esther M. Friesner
Vom Netzwerk:
Wunder, dass niemand zu Fall kam; die trampelnden Füße der Pendler hätten jeden armen Teufel, der am Boden lag, zu einer dünnen Schicht roter Schmiere verarbeitet, noch ehe Jeffrey ihn mitsamt dem Waggon hätte verschlingen können.
    In der Nachhut, sozusagen als Viehtreiber, sah sich Jay noch einmal unbehaglich um und stellte fest, dass Jeff mit den U-Bahnwaggons verfuhr wie mit einer Wurstkette und jeden einzelnen Wagen hinunterschlang, kaum dass er verlassen war. Grimmig presste er die Lippen zusammen. Keine Opfer zu beklagen, bisher, abgesehen von dem Eigentum der New York City Transit Authority. Trotzdem konnte das nicht so weitergehen.
    Früher oder später würden schlicht und einfach keine Waggons mehr übrig sein.
    Die Menge war auf dreißig Personen angewachsen, als sie den vordersten Wagen stürmte. In der kleinen Kabine am vorderen Ende des Zuges saß der Zugführer auf seinem Posten und dachte daran, wie schön es sein würde, nach Hause zu kommen und endlich die Schuhe auszuziehen.
    Gerade, als er sich vorstellte, wie das erste kühle Feierabendbier durch seine Kehle rann, riss ihn das Geschrei des Mobs aus seinen Träumen, und er streckte den Kopf aus der Kabine.
    »Hey! Raus hier, bevor ich anfange, euch die Köpfe aneinander zu schlagen«, erklärte er in milde verärgertem Tonfall. Die Klimaanlage war ausgefallen, und es war einfach zu heiß, um sich wirklich aufzuregen.
    Jay zog seinen Serie-4-Atomisator und hielt ihn so, dass der Zugführer einen Blick auf die bösartig aussehende Waffe werfen konnte. Und bei diesem Baby war die Größe wichtig.
    Der Serie-4-Atomisator war nicht nach dem Konzept › Weniger ist mehr‹ angefertigt, sondern streng nach dem Motto › Mehr -ist-mehr-und- viel -mehr-ist-noch-viel-besser‹; eine Waffe, lang, schwer, chromglänzend und mit genug Power, um selbst eine Herde angreifender afrikanischer Kaffernbüffel zum Nachdenken anzuregen.
    Der Zugführer war kein Kaffernbüffel. Seine Reaktion erinnerte Jay daran, wie ihn die Fahrgäste des hinteren Wagens angestarrt hatten, ehe sich Jeffrey auf seine vereinnahmende Weise Zutritt verschafft hatte.
    »Oh, bitte«, sagte der Zugführer desinteressiert. »Das hier ist die C-Linie. Was glauben Sie, wie viele Knarren ich diese Woche schon gesehen habe?«
    Jay hatte keine Zeit für Spielchen. »Geben Sie Gas«, kommandierte er.
    Der Zugführer sah ihn an, als wollte er sagen: Hättest wohl besser deinen großen Bruder vorgeschickt. Laut sagte er: »Ich bin Captain Larry Bridgewater, und ich entscheide, was in diesem Zug geschieht.«
    Ein Kreischen und Schmatzen unterstrichen die Worte des noblen Helden. Er blickte an Jay vorbei zur Hintertür, wo Jeff gerade wie besessen an dem letzten Waggon hinter ihnen kaute.
    »Larry hat soeben entschieden«, verkündete er und trat aufs Gaspedal.
    Auch Jeff traf irgendwo in den verdrehten Windungen seines kleinen Wurmgehirns eine Entscheidung, und Jeffs Entscheidung lautete, dass das Eigentum der New York City Transit Authority mächtig gut schmeckte. Und schließlich wusste er genau, dass er seine Befugnisse nicht übertrat: Ihm war gestattet, so viel anorganischen Müll zu verzehren, wie er wollte. Vielleicht traf der Begriff ›Müll‹ auf einen voll funktionsfähigen Zug nicht ganz zu, in seinem derzeitigen Zustand jedoch ließ sich nicht viel dagegen einwenden. Soweit es Jeff betraf, hatte der Zug lediglich eine unbedeutende Stufe auf dem Weg alles Irdischen übersprungen.
    Seine weit aufgerissenen Kiefer schnappten nach dem hinteren Ende des letzten Wagens, der noch auf den Rädern stand, und rissen einen anständigen Happen Metall heraus. Die gefangenen Fahrgäste schrien; jetzt wussten sie, was für ein Gefühl es war, die Geheimzutat des Spezialgerichts Eisen nach Art des Hauses zu sein.
    Jay rannte mit der Waffe im Anschlag zurück, um die unschuldigen Fahrgäste davor zu bewahren, als Horsd’œuvres im Magen eines Aliens zu landen. Doch als er die Waffe auf den Wurm richtete, hielt Jeff plötzlich inne, verdrehte die kleinen Kugelaugen, und etwas, das gefährlich an ein Kichern erinnerte, entwich den schaurigen Kiefern, ehe das gewaltige Monstrum mit einem tunnelerschütternden Krachen auf den Schienen aufschlug, erledigt wie eine extraterrestrische Makrele.
    Taumelnd und schlingernd, die kreischenden Räder teils innerhalb, teils außerhalb der Schienen, holperte der zerfetzte Waggon aus dem Tunnel in die U-Bahnstation. Wäre der Zug ein Pferd in einem Western
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher