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Men in Black II

Titel: Men in Black II
Autoren: Esther M. Friesner
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Könnten Hunde sprechen, so hätte Harvey zweifellos gesagt: Okay, du Idiot, ganz wie du willst, aber denk dran: Ich habe versucht, dich zu warnen.
    Ja, das hatte er getan, und kaum waren Harvey und sein Herr und Meister außer Sicht, leuchtete am Himmel flüchtig die silbrige Form eines rasch näher kommenden, wie eine goldene Träne geformten Raumfahrzeuges auf, das sich mit der Grazie und Zielbewusstheit eines weißen Hais im Zustand quälenden Hungers fortbewegte. Es kam genau aus der Richtung, in die Harvey gestarrt hatte, unbeobachtet und unangekündigt, und setzte entsprechend unbehelligt mit seinen spinnenartigen Beinen an einem geschützten grasbewachsenen Hang auf.
    Eine Öffnung erschien, und eine Rampe schob sich von dem Raumschiff zur Erde hinunter. Aus den Schatten im Inneren des Schiffes glitt etwas Kleines, Knorriges, Graues, Hässliches über die Rampe ins Gras, das große Ähnlichkeit mit einer Art Wurzel hatte, eine von der haarigen, verdrehten Sorte, die kein Gärtner, der im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte war, hätte hegen können, ohne mit schlimmen Alpträumen bestraft zu werden. Auch wenn die Kreatur einem menschlichen Wesen nicht ähnlicher war als ein Frosch einer Portion Zuckerwatte, gemahnte etwas an der Art, wie es seine Füße/Wurzeln/was auch immer auf die Erde setzte, an Cortez’ erste Schritte auf Mexikos Strand – verhängnisvoll, unheimlich und überaus bedeutsam.
    Irgendwo zwischen den Bäumen ertönte ein entrüsteter Aufschrei, als Harvey zu seinem verlassenen Wachposten zurückgestürzt kam. Tausende von Jahren sozialer Konditionierung ließen es nicht zu, dass er seine Aufgaben vernachlässigte, egal, was der fette Typ auch davon halten mochte.
    Wie verrückt verbellte er die seltsame Kreatur, die, wie sich herausstellte, ungefähr so groß war wie sein Lieblingskauknochen. Harvey war bereit, die Erde gegen etwas zu verteidigen, das klein genug war, in ein Raumschiff von gerade mal einem halben Meter Durchmesser zu passen.
    »Harvey!« Die Stimme des fetten Mannes hallte durch die Nacht, aber Harvey kümmerte sich nicht darum. Nun, da er das Ausmaß der Gefahr in seiner vollen Größe vor sich sah, wusste er, dass er keine Hilfe brauchte, um damit fertig zu werden. Er hatte schon Schuhe zerkaut, die größer gewesen waren als diese halbe Portion Dreck. Er bellte lauter, fletschte die Zähne, bereit, das Wesen in Stücke zu reißen.
    Plötzlich richtete sich die Kreatur auf und zischte. Das entsetzliche Geräusch bohrte sich mit der Gewalt eines brutalen Hiebes direkt zwischen die Augen des Hundes. Panik ergriff Besitz von Harveys Gehirn und der Selbsterhaltungstrieb verscheuchte jeden Gedanken an Loyalität. Wie ein Welpe winselnd sauste Harvey zurück zu seinem Herrn und Meister und überließ dem Gegner das Feld. Irgendwo zwischen den Bäumen sagte der fette Mann noch einmal: »Blöde Töle.«
    Endlich allein, begutachtete das Alien die Erde um sich herum. Das Laub eines vergangenen Herbstes vermischte sich mit den zurückgelassenen Abfällen sorgloser Spaziergänger. Zeitungsseiten flogen vorbei wie Steppenläufer, zusammen mit weggeworfenen Zeitschriften und Werbepost, die es irgendwie nicht geschafft hatte, ihren Weg in einen dazu vorgesehenen Abfallbehälter zu finden. Eine liegen gebliebene Ausgabe des New York Magazine erregte die Aufmerksamkeit der Kreatur. Auf dem Deckblatt prangte New York selbst – die Skyline der Stadt, unter dem berühmten Schriftzug › I New York‹.
    Die Kreatur bog sich zurück und spie einen Klecks blauen Speichels mitten auf das Bild, was angesichts der Größe des Ziels eine Menge über die Treffsicherheit des kleinen Außerirdischen verriet.
    Wieder flatterte das knisternde Papier, und die Zeitschrift wurde vom Wind aufgeblättert. Auf der aufgeschlagenen Seite war eine Werbung von Victoria’s Secret abgebildet. Jäh war die Kreatur ganz gespannte Aufmerksamkeit.
    Plötzlich fing die Wurzel an zu wachsen. Dürre Stränge, die an Haare erinnerten, vervielfältigten sich im Mondschein. Schlängelnd wuchsen sie weiter hinaus, falteten sich zusammen und wuchsen und wuchsen, veränderten die Form, nahmen Gestalt an, verdickten sich von dürren Fäden zu Zweigen und dann zu Tentakeln. Sie wurden größer, stärker, bildeten in schauriger Grazie einen Torso, der seinerseits Beine, Arme, Füße, Hände, Kopf und Haare hervorbrachte …
    Der Mond schien auf die aufgeschlagene Zeitung und die Wäschewerbung von Victoria’s Secret, die
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