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Memoiren 1945 - 1987

Memoiren 1945 - 1987

Titel: Memoiren 1945 - 1987
Autoren: Leni Riefenstahl
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schreckliche Zeit. Nicht nur, weil ich zur Gefangenen dieser Arbeit wurde, die mich an den Schreibtisch fesselte und mich zwang, fast auf alles zu verzichten, was ich gern machen würde, sondern, weil mich während dieser Jahre Krankheiten begleiteten, die mir das Schreiben manchmal bis zur Unerträglichkeit erschwerten.
      Noch war ich unschlüssig, wie ich beginnen sollte, es gab verschiedene Möglichkeiten. Von der Mitte des Lebens oder auch von einem Zeitpunkt seines späteren Verlaufs rückblickend auf Jugendund Entwicklungsjahre oder aber die konservative Form, das Leben von der Kindheit an aufzurollen. Ich entschied mich für diese Form, weil ich zu viel erlebt hatte und diese Erlebnisse, würden sie nicht chronologisch berichtet, ein unübersehbares Labyrinth ergeben würden. Außerdem, glaube ich, treten schon sehr früh Eigenschaften des Charakters in Erscheinung, die meinen Lebensweg bestimmt haben.
      Ich muß gestehen, daß ich am Anfang ziemlich ratlos war und mich von der Aufgabe vielleicht sogar zurückgezogen hätte, wenn Will Tremper mir nicht immer wieder Mut zugesprochen hätte. Meine ersten Schreibversuche machte ich in seiner Gegenwart. Er ließ mich erzählen und sagte dann: «Genauso mußt du es schreiben.» Auch Raimund le Viseur war mein Pate. Ich ließ ihn die ersten Kapitel lesen, und sie gefielen ihm. Das stärkte mein Selbstvertrauen, so wurde ich langsam flügge.
      Als es Winter wurde, bekam ich Fernweh nach den Bergen. Ich packte die Ordner mit den Unterlagen und fuhr mit Horst nach St. Moritz. In der guten Gebirgsluft konnte ich viel besser arbeiten und dort gleichzeitig auch meine Moorbäder nehmen. Kaum hatte ich meine Koffer ausgepackt, mußte ich von St. Moritz schon wieder weg, allerdings nur für wenige Tage. Das Internationale Olympische Komitee hatte mich zur Vorführung meiner Olympiafilme während der «Olympischen Woche» nach Lausanne eingeladen.
      In Lausanne wurde ich von vielen der eingeladenen Gäste herzlich begrüßt, auch von Monique Berlioux, damals Direktor beim IOC und eine gute Freundin von mir. In dem eleganten Appartement, das mir das IOC zur Verfügung stellte, standen in großen Vasen die schönsten Rosen, die ich je gesehen habe. Diese Atmosphäre von Luxus, die ich nie gesucht habe, gefiel mir. Ich spürte ein Wohlbehagen — allerdings nur für einige Stunden. Als Monique Berlioux mich noch einmal wenige Stunden vor Beginn der Veranstaltung besuchte, sah sie bekümmert aus. «Leni, ich muß eine schlechte Nachricht überbringen», sagte sie, «es tut mir so leid. Wir haben uns alle so sehr auf Ihren Besuch gefreut.» Ich konnte kein Wort herausbringen.
      Monique: «Heute morgen wurde unser Präsident Monsieur Samaranch gewarnt, es wären Proteste gegen Ihre Anwesenheit bei der Vorführung des Olympiafilms zu erwarten.»
      Ich blieb stumm. Keine Frage, das war die verständliche Reaktion auf den Hetzfilm, der vor wenigen Wochen in Genf ausgestrahlt wurde.
      «Und die Antwort des Komitees?» fragte ich.
      «Natürlich», sagte Monique, «liegt die Entscheidung, ob Sie trotzdem heute abend zur Vorführung erscheinen, allein bei Ihnen. Das IOC läßt sich nicht unter Druck setzen. Aber ich muß Ihnen leider sagen, daß Demonstrationen angedroht wurden.»
      Niedergeschlagen und deprimiert verabschiedete ich mich von Monique. Der Olympiafilm wurde dann ohne meine Anwesenheit gezeigt. Der Silberteller, den mir Samaranch, der IOC-Präsident, mit gravierter Widmung später schickte, war kein Trost.

    Eines wußte ich nun: Ich mußte dieses Buch schreiben.
    In der französischen Besatzungszone war dieser «Fragebogen» in der vorliegenden
Form gebräuchlich. Angaben über Einkommen und Vermögen sind persönliche
Angaben der Befragten.
    PHOTOS

    Mit Gina Lollobrigida 1953 in Italien während der Aufnahmen
ihres Films «Liebe, Brot und Fantasia».

    Im Gespräch mit Andy Warhol in seiner Factory, New York, 1974.
Sein scheues Wesen überraschte mich.

    Bei Vittorio de Sica in Rom, 1953. Er war bereit, eine Hauptrolle in meinem
Filmprojekt «Die roten Teufel» zu spielen.

    Im Film-Casino, München, begrüßt mich Jean Marais.
    An meiner Seite Frau Lonny van Laak, 1954

    Robert Schäfer, meinem Verleger im List-Verlag, habe ich das Erscheinen
meiner vier Bildbände zu danken.

    Mit der «Arriflex» filmte ich 1974 meine Nuba-Freunde in Tadoro,
die Masakin-Nuba. Im Süden der sudanesischen Provinz
Kordofan leben sie in den Nuba-Bergen.

    Bei
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