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Memoiren 1945 - 1987

Memoiren 1945 - 1987

Titel: Memoiren 1945 - 1987
Autoren: Leni Riefenstahl
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Übereinstimmung. Mr. Chase war ebenso wie sein Vorgänger von dem Erfolg
der Memoiren so überzeugt, daß er offenbar bereit war, das Buch auch ohne deutschen Co-Partner herauszubringen.
      Am Abend feierten wir das Ergebnis unserer Verhandlungen bei einem exzellenten Dinner im höchstgelegenen Restaurant New Yorks, indem 110 Stock hohen «World Trade Center». Wir waren überzeugt, daß alle Hindernisse überwunden waren. Aber mir verblieb ein Problem: Meine immer stärker werdenden Schmerzen. Deshalb entschloß ich mich, noch vor meiner Rückkehr und vor Beginn der Arbeit in die südliche Karibik nach Bonaire zu fliegen. Ich hoffte, das Tauchen im warmen Meer würde mir Linderung verschaffen.

    Mein neuer Verleger

    M eine Hoffnung, das Tauchen könnte meinen Zustand verändern, erfüllte sich nicht. Zwar hatte ich wie immer im Wasser keine Beschwerden, aber sobald ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte, traten sie um so stärker auf. Gern wäre ich länger in dem einzigartig schönen Bonaire und in dem am Meer gelegenen «Flamingo Beach Hotel» geblieben und hätte die von Peter Hughes so vorbildlich organisierte Tauchbasis weiter genützt, aber ich mußte mich wieder in ärztliche Behandlung begeben. Die Ärzte in München rieten mir, die Nägel, mit denen das Hüftgelenk genagelt war, entfernen zu lassen — es würde keine schwierige Operation sein. Ich fuhr nach St. Moritz, um mich mit Dr. Caveng, der mich operiert hatte, zu beraten. Nach Prüfung der Röntgenbilder, die Knochen waren einwandfrei verheilt und Durchblutungsstörungen des Hüftgelenkknochens nicht erkennbar, war er bereit, die Nägel zu entfernen. Aber so ganz teilte der Arzt dieses Mal meinen Optimismus über die Auswirkung der Operation nicht. Ich mußte wieder auf Krücken gehen und laufen lernen. Vergeblich wartete ich auf das Wunder, schmerzfrei zu sein.
      Inzwischen hatten Robert Schäfer und Gerda Hiller mich in den Angelegenheiten der Memoiren vertreten. Noch immer war es nicht zu einer klaren Entscheidung gekommen. Die Verständigung zwischen dem deutschen und amerikanischen Verleger war unzureichend, es zeigten sich die Probleme einer Co-Produktion. Schon einige Male hatte man mir geraten, nur mit einem Verlag zu arbeiten — mit dem amerikanischen oder dem deutschen Verlag. Auch war
ich betroffen über einen Brief von Mr. Chase, der vor Unterzeichnung eines Vertrags erst zwei Probekapitel sehen wollte, in denen es vor allem um meine Haltung zur Person Hitlers ging. Ich war verblüfft. Es war mir neu, daß ich selbst schreiben sollte. Das ganze Projekt schien mir wieder in Frage gestellt. Da kam es zu einer überraschenden Wendung. Herr Schäfer stellte mir Dr. Albrecht Knaus vor, einen angesehenen und erfolgreichen Verleger. Als ich ihn kennenlernte, faßte ich sofort Vertrauen. Schon bald entschloß ich mich zur Zusammenarbeit mit ihm. Dr. Knaus wurde mein neuer Verleger.
      Noch immer erlaubte meine Krankheit es mir nicht, mit der Arbeit zu beginnen. Doch konnte ich an Tagen, an denen die Schmerzen erträglicher waren, ihm aus meinem Leben berichten. Bei dieser Vorarbeit wurde mir klar, wie notwendig zunächst die Archivierung meiner Unterlagen sein würde, die ich trotz großer Verluste nach Kriegsende in reichlichem Maße besitze, Briefe, Tagebücher, Kalender, Zeitungsberichte und unzählige Ordner, die sämtliche Nachweise über meine Prozesse, die Expeditionen und mein privates Leben enthalten. Mir graute vor der Vorstellung, wie aus der Menge dieser Dokumente ein Buch entstehen sollte.

    Die Malediven

    E s war eine Flucht. Ich hielt es in München und auch in meinem Haus nicht mehr aus. Die Schmerzen waren unerträglich geworden. Ich hatte zu arbeiten versucht — es war nicht möglich. Trotz der Mittel, die ich einnahm, hatte ich schlaflose Nächte.
      In der Traumwelt der aus Tausenden von Inseln bestehenden Malediven, die zwischen Indien und Sri Lanka liegen und die ich nun zum ersten Mal erlebte, sah das Leben ganz anders aus. Schon nach einigen Tauchgängen, die ich von der Insel Furana aus machte, wohin Stolli, unser Tauchlehrer vom Indischen Ozean, seine Basis verlegt hatte, fühlte ich mich wie neu geboren. War es das Klima, die Wärme oder die Faszination der Unterwasserwelt, ich weiß es nicht. Es mag wohl auch daran gelegen haben, daß ich unter Wasser frei von Schmerzen fotografieren konnte. Bei jedem Tauchgang, und ich machte wenigstens zwei am Tag, nahm ich meine Kamera mit. Die Suche nach
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