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Memoiren 1945 - 1987

Memoiren 1945 - 1987

Titel: Memoiren 1945 - 1987
Autoren: Leni Riefenstahl
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konnte ich nun überhaupt nichts mehr annehmen, auch keine Presse- oder Fernseh-Interviews.
      Ein letztes Mal wollte ich mich in St. Moritz von Dr. Caveng untersuchen lassen. Ich konnte mich nur noch mit einem Stock bewegen. Zum ersten Mal war seine Diagnose pessimistisch.
      Wie aber sollte nun die Arbeit an den Memoiren vor sich gehen? Wir versuchten es mit zwei ausgezeichneten Journalisten. Aber wie schon früher, war das Ergebnis bei aller Qualität nicht befriedigend. Außerdem hätte ich mich nicht mit der Person, die in einem von einem Ghostwriter geschriebenen Manuskript Leni Riefenstahl sein sollte, identifizieren können. Das waren weder meine Gedanken noch meine Gefühle. Mehr als einmal riet mir der Verleger: «Das Beste wäre, Sie schreiben selber.» Aber davon wollte ich zunächst nichts wissen. Auch Raimund le Viseur, den ich sehr schätze, und Will Tremper, ebenfalls ein Freund, der mich schon
seit Jahren bedrängte, meine Erinnerungen aufzuzeichnen, versuchten mir Mut zu machen, selbst zu schreiben.

    Im Klinikum Großhadern

    B evor ich nun endlich an die Arbeit gehen wollte, trat ein, was Dr. Caveng befürchtet hatte. Ich konnte von meinem Sitz in der Lufthansa-Maschine, als wir in Frankfurt/M. landeten, nicht mehr aufstehen. Kurz danach lag ich wieder auf dem Operationstisch, diesmal in München in der Orthopädie des Klinikums Großhadern. Die dritte Hüftoperation war unvermeidlich geworden. Die ComputerTomographie hatte gezeigt, daß sich inzwischen eine Hüftkopfnekrose gebildet hatte, es mußte ein künstliches Gelenk eingesetzt werden. Professor Dr. Zenker, ein auf diesem Gebiet erfahrener Chirurg, nahm die Operation vor. Sie verlief, wie die Röntgenfotos beweisen, einwandfrei.
      Über das, was darauf folgte, würde ich viel lieber nicht schreiben. Meine Arbeiten und ich selbst wurden aber so sehr davon beeinflußt, daß ich es nicht übergehen kann. Als ich zwei Wochen nach der Operation aus der Klinik entlassen wurde und zur Nachbehandlung in die Feldafinger Klinik überwiesen wurde, hoffte ich, in wenigen Wochen schmerzfrei zu sein. Tag für Tag wartete ich darauf vergebens. Im Gegenteil, die Schmerzen nahmen eher zu. Dennoch war der Aufenthalt in dieser Klinik angenehm. Durch das Fenster sah ich die grünen Bäume, und in dem Schwimmbad des Hauses konnte ich mich ohne Schmerzen bewegen. Dr. Bielesch, der leitende Arzt, ein ausgezeichneter Internist, nimmt sich Zeit für jeden seiner Patienten. Als nach weiteren Wochen die Schmerzen nicht nachließen, veranlaßte er eine gründliche Untersuchung durch den bekannten Münchner Neurologen Professor Dr. Paal, da er als Ursache der Schmerzen einen Schaden an der Bandscheibe für möglich hielt. Aber es konnte nichts festgestellt werden. Die Wiederbeweglichkeit des Beines und die Heilung der Narben stellten sich bald ein, aber ich mußte viel Geduld aufbringen und mich daran gewöhnen, so gut es ging, mit den Schmerzen zu leben.
      Zwei Monate nach der Operation konnte die ambulante Behandlung daheim fortgesetzt werden. Die Schmerzen schwanden nicht, sie waren stärker als vor dem Eingriff. Kein Arzt konnte eine Er
klärung dafür finden. Nur mit Hilfe starker Schmerzmittel, die mich aber sehr ermüdeten, konnte ich diesen Zustand ertragen.
      Trotzdem mußte ich versuchen, an der Feier meines 80. Geburtstags, den der List-Verlag und Mondadori für die Presse, meine Freunde und näheren Bekannten im Schloßhotel Grünwald veranstalteten, «fit» zu erscheinen. Es sollte dabei auch der vierte Bildband «Mein Afrika» vorgestellt werden.
      Es wurde ein sehr schöner, bewegender Tag. Die Freude, so viele alte Freunde zu begrüßen, von denen ich einige lange nicht mehr gesehen hatte, ließen mich die Beschwerden vergessen. Günther Rahn, mein alter Jugendfreund und Tennislehrer, der, zehn Jahre älter als ich, in Madrid lebt, hatte den Weg hierher nicht gescheut. Als ich den festlich geschmückten Raum betrat, kam er mit nahezu «jugendlichem Elan» auf mich zu, umarmte mich stürmisch und rief: «Leni, du siehst ja aus wie ein junges Mädchen!» Aus Vancouver kam Uli Sommerlath, der sich bei den Vorbereitungsarbeiten meiner Sudan-Expeditionen fast aufgeopfert hatte, und aus Los Angeles mein Skikamerad Bert Ziessau mit Peggy, seiner Frau. Unter den zahlreichen Gästen waren auch der Regisseur Rolf Hädrich, Wenzel Lüdecke, Horst Buchholz, Will Tremper und viele, viele, die mir etwas bedeuteten.
      Nach diesem Tag, hatte ich mir
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