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Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Melodie der Sehnsucht (German Edition)
Autoren: Veronica Wings
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Fesseln löste und sie vom Scheiterhaufen herunterführte. Eine Begnadigung? Oder nur ein Aufschub? Was war es, was sie nach Ansicht des Königs wissen müsste? Erkaufte sie sich mit dieser Erlösung vom Feuertod nur endlose Leiden in einer Folterkammer?
    Sie stolperte, als sie über die Reisigbündel am Fuße des Scheiterhaufens stieg. Und dabei entdeckte sie endlich Florimond. Der Troubadour saß auf einem eleganten Pferd, stolz aufgereiht neben den anderen Rittern des Hofes. Eigentlich hätte sie ihn dort längst entdecken sollen. Oder hatte er sich eben erst zum Gefolge des Herzogs gesellt?
    Sabine suchte seinen Blick, sehnte sich danach, Verständnis, Sorge und Mitgefühl darin zu finden. Aber sie begegnete keinem traurigen Gesicht. Stattdessen lachten Florimonds Augen, strahlten im Triumph über Sabines Häscher. Ja, der Ritter zwinkerte der jungen Frau sogar mutwillig zu.
    Plötzlich verspürte Sabine wieder Hoffnung. Was auch immer hier vorging, Florimond hatte seine Hand im Spiel. Er würde nicht erlauben, dass man sie folterte und tötete. Es musste einen Plan geben, sie zu erretten.
    »Nein, Florimond! Auf gar keinen Fall. Wir sind Spielleute, keine Ritter.« Julian de Robisson, der hochgewachsene Fiedler, gab seine Meinung deutlich kund.
    Florimond seufzte. »Aber ihr braucht praktisch nicht zu kämpfen. Es geht nur darum, ein bisschen gefährlich auszusehen. Ich muss ein paar Männer im Rücken haben. Aber es wird nur eine ganz kleine Eskorte geben. Die erledige ich mit links.«
    »Das wirst du wohl auch müssen«, bemerkte Robert de Landes. Der dicke Trommler interessierte sich mehr als seine Kumpane für den Turnierkampf und hatte Florimond des öfteren beim Training mit den Rittern zugesehen. »Mit rechts bist du gerade erst einem Knappen im ersten Jahr gewachsen – und nicht dem Klassenbesten.«
    Florimond biss sich auf die Lippen. »Wir können auch Philippe bewaffnen«, fiel ihm dann jedoch ein. »Wenn wir ihn erst mal da raus haben und ihm ein Schwert geben ...«
    Petrus le Petit schüttelte bedauernd den Kopf. »Philippe d’Ariège? Der arme Kerl, den sie gefoltert haben? Hast du nicht gesehen, wie sie den zur Richtstätte zerrten? Der Mann kann sich nicht mal mehr auf den Beinen halten.«
    »Sie hatten immerhin gerade versucht, ihn zu erdrosseln«, erinnerte sich Florimond. Er hatte Philippes offensichtliche Schwäche vor allem auf den Schock der plötzlichen Befreiung zurückgeführt.
    »Was seinem Allgemeinzustand sicher auch nicht zuträglich war«, spottete Robert.
    Der kleine Petrus warf ihm einen missbilligenden Seitenblick zu. »Mach keine Witze, Robert, das ist eher zum Weinen! Im Ernst, Florimond, den Mann kannst du vergessen. Dem haben sie die Arme aus der Schulter gerissen. Selbst wenn du ihn retten solltest, wird er nie wieder ein Schwert führen.
    Florimond schwieg. So schnell fiel ihm hier keine Entgegnung ein.
    »Bitte«, flehte er schließlich, »Ihr seid meine Freunde.«
    Julian verdrehte die Augen und schälte seine Hand gelassen aus seinem eleganten grünen Seidenhandschuh. Dann warf er ihn dem jungen Ritter vor die Füße.
    »In dem Fall: Hier, mein Fehdehandschuh. Eher prügele ich mich mit dir als mit Jules de Caresse.«
    »Mit wem?«, fragte Florimond unkonzentriert und ließ auch den Handschuh unbeachtet. Im Geiste erwog er schon das nächste Argument. Er musste seine Freunde unbedingt umstimmen. Zwar traute er sich durchaus zu, ein paar Henkersknechte und Wachleute ohne Hilfe aus dem Weg zu räumen, aber den Gefangenentransport ganz allein zu überfallen war ein Ding der Unmöglichkeit. Er brauchte ein paar Reiter im Hintergrund, die das Ganze wie den Angriff einer ganzen Kohorte aussehen ließen. Dann würden sich Sabines Schergen wahrscheinlich ganz von allein ergeben, oder eher den Karren mit den Gefangenen im Stich lassen und fliehen.
    »Mit Jules de Caresse«, wiederholte Julian mit Gemütsruhe. »Der hat den Herzog darum gebeten, den Transport begleiten und überwachen zu dürfen. Wahrscheinlich weil er genau das erwartet, was du planst. Der Mann ist schließlich nicht dumm.«
    »Dabei sollte er doch froh sein, wenn er sie los ist, so oder so ...«, bemerkte Petrus le Grand und sah Florimond mitleidig an. Der Riese schien noch am ehesten bereit, etwas zu wagen. Allerdings galt er als geistig nicht der Hellste.
    Sein zwergwüchsiger Partner, Petrus le Petit, lachte. »Von wegen so oder so! Der will einen klaren Schnitt – wenn Sabine in Rauch aufgeht, wird er
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