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Melodie der Liebe

Melodie der Liebe

Titel: Melodie der Liebe
Autoren: Patrick Hansen Nora Roberts
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hereinspaziert, um eine andere Frau mit Augen anzusehen, in denen die nackte Begierde stand?
    Nicht ihre Art von Mann.
    Entschlossen ignorierte sie seinen Blick, so wie sie es bei anderen Männern in der Vergangenheit bereits getan hatte, und ging zu ihm hinüber. „Brauchen Sie vielleicht Hilfe?“
    Hilfe? Sauerstoff brauche ich, dachte Spence nun. Er hatte nicht gewusst, dass eine Frau einem Mann buchstäblich den Atem rauben konnte. „Wer sind Sie?“
    „Natasha Stanislaski.“ Sie bot ihm ihr kühlstes Lächeln. „Mir gehört der Laden.“
    Ihre Stimme schien in der Luft zu hängen, heiser, voller Leben und mit einer Spur ihrer slawischen Herkunft. Die erotische Atmosphäre wurde dadurch noch gesteigert, und er fühlte es so konkret, wie er die Musik aus der Spieluhr hinter sich hörte. Sie duftete nach Seife, nach sonst nichts, und dennoch fand er den Duft so verführerisch wie kaum etwas zuvor.
    Als er nicht antwortete, zog sie eine Braue hoch. Vielleicht war es ganz amüsant, einem Mann den Kopf zu verdrehen, aber sie hatte zu tun. Außerdem war dieser Mann verheiratet. „Ihre Tochter schwankt noch zwischen drei Puppen. Vielleichtmöchten Sie ihr bei der endgültigen Entscheidung helfen?“
    „Gleich. Ihr Akzent, ist der russisch?“
    „Ja.“ Sie fragte sich, ob sie ihm sagen sollte, dass seine Frau schon gelangweilt und ungeduldig an der Ladentür stand.
    „Seit wann sind Sie in Amerika?“
    „Seit meinem sechsten Lebensjahr.“ Sie warf ihm einen besonders eisigen Blick zu. „Damals war ich ungefähr so alt wie Ihre Tochter jetzt. Entschuldigen Sie mich, ich muss mich um die Kundschaft kümmern.“
    Seine Hand lag auf ihrem Arm, bevor er sich zurückhalten konnte. Obwohl er ahnte, dass das kein sehr kluger Schachzug gewesen war, überraschte ihn die Intensität der Abneigung in ihren Augen. „Tut mir Leid. Ich wollte Sie nach der Spieluhr fragen.“
    Natasha folgte seinem Blick. Die Melodie wurde gerade leiser. „Es ist eine unserer besten, hier in den Staaten hergestellt. Sind Sie an einem Kauf interessiert?“
    „Ich bin mir noch nicht sicher. Ist Ihnen klar, wo sie steht?“
    „Wie bitte?“
    „Nun, es ist nicht gerade das, was man in einem Spielzeugladen zu finden erwartet. Bei Ihrer Kundschaft könnte sie leicht zu Bruch gehen.“
    Natasha schob sie ein Stück weiter nach hintenaufs Regal. „Und sie kann repariert werden.“ Die rasche Bewegung, die sie mit den Schultern machte, war eindeutig, gewohnheitsmäßig. Sie verriet eher Arroganz als Sorglosigkeit. „Ich finde, man sollte Kindern die Freuden der Musik nicht vorenthalten, meinen Sie nicht auch?“
    „Ja.“ Erstmals huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Es war wirklich eindrucksvoll, da hatte Annie Recht gehabt. Natasha gab es widerstrebend zu und spürte hinter ihrer Verärgerung einen Hauch von Neugier, vielleicht sogar von Gemeinsamkeit mit diesem Fremden.
    „In der Tat, das meine ich auch“, sagte er. „Vielleicht könnten wir uns einmal beim Essen darüber unterhalten.“
    Natasha musste sich zusammenreißen, um ihn nicht zornig in die Schranken zu verweisen. Bei ihrem heißen, oft turbulenten Temperament war das nicht einfach, aber sie dachte daran, dass der Mann nicht nur seine Frau, sondern auch seine junge Tochter dabeihatte.
    Sie schluckte die Beschimpfungen, die ihr auf der Zunge lagen, wieder hinunter, aber Spence las sie ihr an den Augen ab.
    „Nein.“ Mehr erwiderte sie nicht und drehte sich dabei um.
    „Miss …“, begann Spence, doch da kam Freddie auch schon den Gang heruntergetobt.
    „Ist sie nicht schön, Daddy?“ fragte sie mitleuchtenden Augen und streckte ihm die große, schlaksige Raggedy-Ann-Puppe entgegen.
    Sie ist rothaarig, dachte Spence. Aber schön konnte man sie beim besten Willen nicht nennen. Und an Angela erinnert sie auch nicht, stellte er erleichtert fest. Weil er wusste, dass Freddie es von ihm erwartete, nahm er sich die Zeit, die Puppe ihrer Wahl gründlich zu mustern. „Dies ist“, sagte er nach einer Weile, „die allerbeste Puppe, die ich heute gesehen habe.“
    „Wirklich?“
    Er ging in die Hocke, um Freddie direkt in die Augen schauen zu können. „Ganz bestimmt. Du hast einen exzellenten Geschmack, Funny Face.“
    Freddie streckte die Arme aus und quetschte die Puppe zwischen ihnen beiden ein, während sie ihren Vater fest umarmte. „Kann ich sie haben?“
    „Ich dachte, sie wäre für mich.“ Als Freddie fröhlich kicherte, hob er sie zusammen mit der Puppe auf
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