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Melodie der Liebe

Melodie der Liebe

Titel: Melodie der Liebe
Autoren: Patrick Hansen Nora Roberts
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einverstanden warst, uns sogar dabei geholfen hast.“
    Die kleine Frederica Kimball schob die Unterlippe vor. „Ich mag mein neues Haus.“ Sie schob ihrem Vater die winzige Hand zwischen die Finger, als wolle sie das Bündnis bekräftigen, das sie mit ihm gegen den Rest der Welt eingegangen war. „Ich habe jetzt einen Hof und eine Schaukel ganz für mich allein.“
    Nina musterte die beiden, den hoch gewachsenen, langgliedrigen Mann und das elfenhafte junge Mädchen. Die Kleine hatte das gleiche trotzige Kinn wie ihr Vater. Soweit sie sich erinnern konnte, hatten die beiden bei jeder Auseinandersetzung das letzte Wort gehabt.
    „Offenbar bin ich die Einzige, die darin keinen Fortschritt gegenüber dem Leben in New York sieht.“ Ninas Tonfall wurde hörbar müder, als sie dem Mädchen übers Haar strich. „Ich kann nicht anders, ich mache mir ein wenig Sorgen um dich. Du sollst doch nur glücklich sein, mein Liebling. Du und dein Daddy.“
    „Das sind wir.“ Um die Atmosphäre zu entschärfen, hob Spence Freddie mit Schwung auf den Arm. „Stimmt’s, Funny Face?“
    „Sie wird gleich noch glücklicher sein“, lenkte Nina ein und drückte Spence aufmunternd die Hand. „Der Laden wird geöffnet.“ Schmunzelnd folgte sie den beiden durch die Tür.
    „Guten Morgen.“ Sie waren grau, stellte Annie fest und unterdrückte ein gedehntes, träumerisches Seufzen. Ein fantastisches Grau. Entschlossen verbannte sie das Schwärmen in einen hinteren Winkel ihrer Gedankenwelt und bat die ersten Kunden des Tages hinein. „Kann ich Ihnen helfen?“
    „Meine Tochter interessiert sich für eine Puppe.“ Spence stellte Freddie wieder auf die Füße.
    „Nun, dann sind Sie hier genau richtig.“ Pflichtgetreu wandte Annie ihre Aufmerksamkeit dem Kind zu. Es war wirklich eine süße kleine Person, mit denselben grauen Augen und dem gleichen kaum zu bändigenden Blondschopf. „Was für eine Puppe möchtest du denn?“
    „Eine hübsche“, entgegnete Freddie sofort. „Eine hübsche mit rotem Haar und blauen Augen.“ Sie sah zu ihrem Vater hoch, und als der nickte, spazierte sie an Annies Hand davon.
    Nina drückte ihm zum zweiten Mal die Hand. „Spence …“
    „Ich versuche mir immer einzureden, dass es ihr nichts mehr ausmacht. Dass sie sich nicht einmal daran erinnert“, sagte er leise.
    „Dass sie eine Puppe mit rotem Haar und blauen Augen möchte, muss doch nichts bedeuten.“
    „Rotes Haar und blaue Augen“, wiederholte er mit tonloser Stimme, als die Trauer einmal mehr in ihm aufstieg. „Wie Angelas. Sie erinnert sich, Nina. Und es macht ihr etwas aus.“ Er schob die Hände in die Taschen und ging weiter in den Laden hinein.
    Drei Jahre, dachte er. Es war jetzt drei Jahre her. Freddie hatte noch in den Windeln gelegen. Aber sie erinnerte sich an Angela. Die wunderschöne, sorglose Angela. Selbst bei aller Toleranz hätte man Angela nicht als Mutter bezeichnen können. Nie hatte sie ihre Tochter auf den Knien geschaukelt, mit ihr geschmust, sie getröstet oder ihr ein Schlaflied gesungen.
    Er musterte eine kleine, blau gekleidete Puppe mit einem engelhaften Porzellangesicht. Schmale, zarte Figur und riesige, verträumte Augen. So war auch Angela gewesen. Von fast überirdischer Schönheit. Und so kalt und glatt wie Glas.
    Er hatte sie geliebt, wie ein Mann ein Kunstwerk liebt. Aus der Distanz, voller Bewunderung für das perfekt gestaltete Äußere und stets auf der Suche nach der inneren Bedeutung. Irgendwie war aus ihrer Beziehung ein warmherziges, lebenslustiges Kind hervorgegangen. Ein kleines Mädchen, das in seinen ersten Lebensjahren fast ohne die Hilfe der Eltern seinen Weg hatte finden müssen.
    Aber er würde es wieder gutmachen. Spence schloss einen Moment lang die Augen. Er würde alles in seiner Macht Stehende tun, um seiner Tochter die Liebe, die Geborgenheit und die Sicherheit zu geben, die sie verdiente. Die Echtheit. Das Wort klang banal, aber es beschrieb am besten, was er für seine Tochter wollte. Die Echtheit, Ehrlichkeit und Stabilität einer richtigen Familie.
    Sie liebte ihn. Seine Schultern entkrampften sich etwas, als er daran dachte, wie sehr Freddies große Augen leuchteten, wenn er ihr abends gute Nacht sagte, wie sie die Arme um ihn schlang, wenn er sie festhielt. Vielleicht würde er sich nie völlig verzeihen, dass er sie als Baby wegen eigener Probleme vernachlässigt hatte. Aber jetzt lagen die Dinge anders. Selbst diesen Umzug hatte er mit Blick auf Freddies Wohlergehen
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