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Melodie der Leidenschaft

Melodie der Leidenschaft

Titel: Melodie der Leidenschaft
Autoren: Chantelle Shaw
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ruhig und gelassen zu sein, dass die anderen Orchestermusiker ihr den Spitznamen „die Eisprinzessin“ verliehen hatten. Doch jetzt wirkte sie nervös, und ihre Wangen waren gerötet.
    „Ich verstehe nicht, warum er hier ist“, sagte sie angespannt. „In der Klatschpresse stand, dass er gerade mit einer bekannten italienischen Schauspielerin bei den Filmfestspielen von Cannes ist.“ Das Foto von ihm mit seiner kurvigen Begleiterin hatte sich Ella zu ihrem Ärger ins Gedächtnis eingebrannt. Und auch das Fantasiebild vom nackten Nicolaj, der mit seiner jüngsten Eroberung schlief, konnte sie nicht vergessen.
    Sein Privatleben interessiert mich nicht, rief sie sich energisch in Erinnerung. Und auf keinen Fall würde sie dem Drang nachgeben, den Kopf zu wenden und dem durchdringenden Blick aus seinen stahlblauen Augen zu begegnen, den sie so deutlich auf sich ruhen fühlte. Doch sie spürte weiterhin seine Gegenwart und musste sich sehr zusammennehmen, um sich zu konzentrieren, als der Chefdirigent Gustav Germaine den Stab hob.
    Ella liebte Dvoˇráks Symphonie „Aus der Neuen Welt“ und war wütend auf sich selbst, dass sie sich durch Nicolaj Alexandrows Anwesenheit von ihrer geliebten Musik ablenken ließ. Sie atmete tief ein, legte die Geige unters Kinn – und erst, als sie mit dem Bogen über die Saiten strich, entspannte sie sich und schenkte all ihre Aufmerksamkeit der Musik, die aus dem Instrument und ihrem Innern strömte und sie alles andere vergessen ließ.
    Als anderthalb Stunden später die letzten Töne der Symphonie verklangen und tosender Applaus losbrach, wurde Ella aus ihrem tranceartigen Zustand gerissen und unsanft in die Wirklichkeit zurückkatapultiert.
    „Unfassbar, Gustav scheint ja fast zu lächeln“, flüsterte Jenny, als die Orchestermusiker aufstanden und sich verbeugten. „Soll das etwa heißen, er ist ausnahmsweise mal zufrieden mit uns? Ich fand allerdings auch, dass es ziemlich perfekt klang.“
    „Ich war am Anfang des vierten Satzes nicht ganz zufrieden mit mir“, erwiderte Ella.
    „Du bist ja auch noch perfektionistischer als unser verehrter Herr Dirigent“, meinte Jenny unbekümmert. „Das Publikum ist offenbar begeistert, ganz besonders dein Russe. Er hat nicht eine Sekunde lang den Blick von dir gewandt.“
    „Er ist nicht ‚mein Russe‘.“ Dass er sie den ganzen Abend beobachtet hatte, wollte Ella lieber gar nicht wissen. Und ganz sicher würde sie nicht zu ihm hinüberblicken. Doch eine geheimnisvolle Kraft schien an ihr zu ziehen, sodass sie den Kopf ein ganz klein wenig wendete. Der dunkelhaarige Mann in der ersten Reihe schien sie unwiderstehlich anzuziehen.
    Jenny hatte recht, er war wirklich atemberaubend. In ihrem Leben spielte die Musik die wichtigste Rolle, und normalerweise achtete sie kaum auf Männer. Aber diesen deutlich über einen Meter achtzig großen Mann mit den breiten Schultern unter dem maßgeschneiderten Smoking konnte man nicht ignorieren. Er hatte tiefschwarzes Haar und einen olivfarbenen Teint, als stammten seine Vorfahren aus dem Mittelmeerraum. Die blauen Augen unter den dichten schwarzen Brauen wirkten dadurch noch faszinierender. Seine markanten Züge sahen aus wie aus Stein gemeißelt, die Nase war schmal und vornehm, das Kinn verhieß Durchsetzungsvermögen. Doch sein wunderschöner Mund verhieß vor allem Sinnlichkeit.
    Ja, Nicolaj Alexandrow war atemberaubend – und seine Wirkung auf Ella beängstigend. Sie fühlte ihr Herz wie wild schlagen, als er den Blick gemächlich über sie gleiten ließ und sein Mund sich zu einem amüsierten Lächeln verzog. Offenbar wusste er auch diesmal wieder ganz genau, was er in ihr auslöste.
    „Wo hast du denn den sexy Milliardär aus Russland kennengelernt?“, fragte Jenny. „Und falls du nicht an ihm interessiert bist, mach mich doch bitte mit ihm bekannt. Er sieht unglaublich lecker aus.“
    Ihre Freundin war einfach unverbesserlich. Ella musste ein Lächeln unterdrücken. „Ich habe ihn in Paris kennengelernt.“
    „In Paris, der Stadt der Liebe?“, schwärmte Jenny. „Das wird ja immer besser. Hast du mit ihm geschlafen?“
    „Nein!“ Ella war empört. „Glaubst du etwa, ich würde mit einem Mann gleich ins Bett springen, den ich gerade erst kennengelernt habe?“
    „Nein, normalerweise nicht.“ Es war allgemein bekannt, wie kühl sich Ella gegenüber Männern verhielt. „Aber wenn er dich so angesehen hat wie jetzt …“, erwiderte Jenny vielsagend.
    „Wie sieht er mich
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