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Melanie - Inside Joke - Claußtrophobia

Melanie - Inside Joke - Claußtrophobia

Titel: Melanie - Inside Joke - Claußtrophobia
Autoren: Martin Clauß
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möglich, dass dieser Henry dein Vater ist?“
    Das Mädchen brachte nur Satzfetzen hervor: „Auf den alten Fotos – jünger – ohne Bart – er hatte lange Haare, keinen Bart …“
    „Karla“, sagte der Beamte, nachdem er sie eine Weile stumm betrachtet hatte, „wenn ich Sie Karla nennen darf … Hat Ihr Vater irgendeinen Grund, Ihre Freundin Gina zu töten?“
    Sie antwortete nichts, und Johannes überlegte sich, was er wohl sagen würde, falls er ebenfalls nach seiner Meinung gefragt wurde.
    Was, wenn Karlas Vater zufällig in derselben Anstalt untergekommen war, in die auch Tim eingeliefert wurde? Die beiden konnten sich dort kennen gelernt haben. Falls Tim wieder soweit ansprechbar gewesen war, dass er erzählen konnte, was ihm widerfahren war, würde er Heinrich Senk alias Henry von den Vorfällen im „Haus Braun“ berichtet haben. Und gesetzt den Fall, Henry litt noch immer unter Verfolgungswahn und unter der krankhaften Liebe zu seiner Tochter, dann war es denkbar, dass er ihren drei Freunden die Schuld für den Fehler gab, den Karla begangen hatte. In seinen Augen mussten die drei einen schlechten Einfluss auf seine Tochter ausgeübt haben.
    War es sehr weit hergeholt anzunehmen, dass er – als er nach all den Jahren endlich entlassen wurde – eine tödliche Falle für die Menschen vorbereitete, die in seinen Augen Tim und seine arme Tochter Karla ins Unglück trieben?
    Johannes hatte das Gefühl, der Beamte blicke ihn verstohlen an. Sicher konnte er keine Gedanken lesen, aber er hatte zweifellos bemerkt, dass er verbissen nachdachte. Johannes fühlte sich schwindelig und niedergeschlagen, als die Vernehmungen zu Ende gingen. Sie erfuhren noch, dass zwanzig Beamte im Einsatz waren, um die Gegend um das „Haus Braun“ durchzukämmen und nach dem flüchtigen Henry zu suchen.
    Was hatte Henry noch für Fallen vorbereitet gehabt? Die Betonröhre im Wald war keine gewesen, sonst wären Harald und er nicht lebendig herausgekommen. Eine Gänsehaut rann ihm über den Rücken, als er sich vorstellte, was passiert wäre, wenn Henry auch die Röhre manipuliert hätte. Gab es im Haus und im Garten weitere Fallen, die für sie bestimmt waren, oder hätte Henry sie … eigenhändig umgebracht? Er war ein kräftiger Mann – mit einer Axt oder einem Messer ausgestattet, hätte er leichtes Spiel mit ihnen gehabt.
    Mit gemischten Gefühlen lud Johannes sein Gepäck in den Laderaum des Busses, denn sie konnten hier nicht länger bleiben, mussten umgehend die Heimreise antreten.
    Qs Reisetasche lag noch neben dem Ferrari, wo sie vom Regen klatschnass geworden war. Das war jetzt zweitrangig. Er stand noch unter Schock – das Grauen, das sie noch nicht begriffen, geschweige denn verarbeitet hatten, war noch in jeder Faser seines Körpers zu spüren.
    Doch ein weiterer Schreck stand ihm noch bevor.
    Als er den Kofferraum seines Ferrari öffnete, stieß er einen Schrei aus, denn er war nicht leer.
    Zusammengekauert wie ein Fötus lag dort der Mann mit dem Bart – Henry – Heinrich Senk. Er atmete nicht, sein Körper war kalt.

7
    Er war in dem engen Kofferraum erstickt, und das war fraglos seine Absicht gewesen. Er konnte nicht gehofft haben, dort drinnen zu überleben und davonzukommen. Wahrscheinlich hatte er gewusst, wie aussichtslos eine Flucht sein würde. Er, der er einen großen Teil seines Lebens in einer geschlossenen Anstalt verbracht hatte, ahnte, dass man ihn wieder kriegen würde. Er machte sich keine Illusionen und zog den Freitod der Gefangenschaft vor.
    „Kommissar!“, rief Q mit brüchiger Stimme. „Hier, Kommissar, hier ist der Mann!“
    Johannes, der direkt daneben stand, als Karla erfolglos versuchte, ihren Vater zu identifizieren, ahnte, dass sie die volle Wahrheit niemals erfahren würden. Er hatte seine Theorie, und sie befriedigte ihn, machte für ihn Sinn, aber ob sie etwas mit der Wirklichkeit zu tun hatte – wer vermochte das schon zu sagen?
    Johannes setzte sich neben Karla, denn er ertrug es nicht, den Platz neben ihr frei zu sehen.

    ENDE DER EPISODE
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Der nächste Falkengrund-Band enthält die Episoden
Nr. 30: „Zimmer der Wahrheit“
Nr. 31: „Schatzjäger“
Nr. 32: „Zelluloid“
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