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Melanie - Inside Joke - Claußtrophobia

Melanie - Inside Joke - Claußtrophobia

Titel: Melanie - Inside Joke - Claußtrophobia
Autoren: Martin Clauß
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eine Schande. „Mein Handy! Ausgerechnet jetzt muss es … Wie komme ich da jetzt ran?“
    „Sein Handy“, kommentierte Harald mit einer bizarren Mischung aus Grinsen und Schrecken auf dem Gesicht. „Ein Choral als Klingelton – typisch! Ich wette, das kommt nur in Kirchen und Grüften richtig zur Geltung. Und in Betonröhren natürlich …“
    Man konnte hören, wie Johannes, der erst in der Mitte angelangt war, unter Stöhnen und Ächzen verzweifelt versuchte, sein Mobiltelefon zu erreichen. Er hatte es stets in der Hosentasche stecken, und da er mit den Armen voraus in die enge Röhre gestiegen war, kam er nur schwer ran.
    „Komm raus“, rief Karla in die Röhre. „Du kannst rangehen, wenn du draußen bist.“
    Aber Johannes musste es irgendwie geschafft haben. Sie hörten, wie er sich mit einem atemlosen „Hallo“ meldete. Dann sagte er noch drei, vier Mal „Hallo“ und „Was? Wer ist da? Ina?“ und „Was hast du gesagt? Wer ist …?“ Die Verbindung musste sehr schlecht sein. Kein Wunder, wenn man bedachte, an was für einem Ort er sich befand.
    Irgendwann brach der Junge das Gespräch ab. Er verabschiedete sich nicht, sondern drückte einfach auf den Knopf, der die Verbindung beendete. Sie konnten das Piepsen hören.
    Und dann blieb er in der Mitte der Röhre liegen und rührte sich nicht mehr. Kam nicht heraus. Sein Schatten bewegte sich nicht.
    „Jo! Zum Teufel, Jo! Was ist passiert?“ Harald brüllte zuerst, dann kroch er von dieser Seite aus in das Rohr hinein. Diesmal achtete er nicht darauf, was mit seinen Hosen geschah.
    Karla biss sich auf die Finger. Sie hatte damit gerechnet, dass Johannes in der Röhre vielleicht in Panik geriet. Aber was war jetzt mit ihm los? Hatte er eine so furchtbare Nachricht erhalten, dass er vollkommen zusammengeklappt war?
    Ina war eines der Mädchen aus der Gruppe. Bisher hatte Karla nicht einmal gewusst, dass sie Jos Telefonnummer hatte.
    Von Angst gelähmt beobachtete sie, wie zuerst Harald und schließlich auch Johannes aus der Röhre kam. Sie beide waren kreideweiß.
    Es schien, als wären sie da drin tatsächlich Tim begegnet.

6
    Als die drei das „Haus Braun“ erreichten, kamen eben zwei Streifenwagen die Straße entlanggepfiffen, ohne Martinshorn, aber mit eingeschaltetem Blaulicht. Sie bogen in den Parkplatz ein, verfehlten die eng stehenden Steine nur knapp und bremsten vor dem Bus. Der Busfahrer, der eben aus seinem Schläfchen erwacht war, watschelte aufgeregt vor seinem Fahrzeug hin und her und bekam den Mund nicht mehr zu. Neben dem Bus glänzte Qs silberner Ferrari – auch er war also in der Zwischenzeit eingetroffen.
    Ein paar von den Jugendlichen gingen im Garten umher, doch ihr Gang hatte etwas Schwankendes, sie ließen die Köpfe hängen und sahen aus, als würden sie weinen oder sich gleich übergeben wollen.
    Harald, Johannes und Karla rannten ins Haus, an der leeren Rezeption vorbei und hinauf in den ersten Stock. Vor der zweiten Tür auf der linken Seite – Ginas Tür – standen einige Jugendliche und starrten ins Zimmer. Die drei bahnten sich einen Weg durch die Schaulustigen hindurch …
    … und hätten sich gleich wieder abgewandt, wenn sie dazu fähig gewesen wären.
    Q stand vor dem Wandschrank. Siegfried Quetz. Er sah überhaupt nicht so aus, wie sie ihn in Erinnerung hatten. In seinem Gesicht war kein bisschen Farbe mehr, und trotzdem tropfte Schweiß davon zu Boden. Der Schweiß fiel in eine riesengroße dunkelrote Lache, in der auch seine in Turnschuhen steckenden Füße standen.
    In der Hand hielt er eine Stange, eine Art Brecheisen. Damit hatte er die Türen des Wandschranks aufgehebelt. Das Holz war gesplittert. Der Schlüssel steckte noch.
    In der geöffneten Tür waren zwei dicke Schrankwände zu sehen, die sich einander bis auf fünf oder sechs Zentimeter genähert hatten. Was sich zwischen diesen Wänden befand, konnte niemand von ihnen einordnen, und ich werde nicht den Versuch machen, es zu beschreiben.
    Innerlich einigten sie sich alle mit sich selbst darauf, dass das Blut auf dem Fußboden des Zimmers von Gina stammte, aber das, was zwischen den Schrankwänden war, nichts mit ihr zu tun hatte. Es war nur zufällig da, gehörte nicht zu ihr.
    Das war nicht Gina. So wollte man sie nicht in Erinnerung behalten.
    Die Polizeibeamten stürmten direkt hinter den drei in den Raum, schluckten kurz, bellten ein paar Befehle und jagten alle hinaus. Dann schlossen sie die Tür hinter sich.
    „Wo ist Henry?“, fragte
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