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Melanie - Inside Joke - Claußtrophobia

Melanie - Inside Joke - Claußtrophobia

Titel: Melanie - Inside Joke - Claußtrophobia
Autoren: Martin Clauß
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einer der Jugendlichen, und keiner wusste eine Antwort.
    Die nächsten zwei Stunden kamen ihnen vor, als hätte jemand die Zeit angehalten. Sie alle saßen oder standen irgendwo im Haus herum, auch jene, die vorher im Garten Ablenkung gesucht hatten, denn mittlerweile hatte es zu regnen begonnen. Die Kriminalpolizei traf ein, sicherte die Spuren und befragte einen Jugendlichen nach dem anderen. Niemand wusste etwas oder hatte etwas gesehen. Im Gemeinschaftsraum hatten sich vier von ihnen beim Tischfußball Saures gegeben und nichts Verdächtiges gehört. Eines der Mädchen wollte sich von Gina einen Fön ausborgen, war ins Zimmer gegangen, als Gina nicht auf ihr Klopfen reagiert hatte, und hatte es leer vorgefunden. Und dann hatte sie Geräusche hinter der Schranktür gehört, ganz leise, als trieben sich ein paar Schaben dort herum. Sie hatte versucht, den Schlüssel im Schloss zu drehen, doch die Tür war davon nicht aufgegangen. Also hatte sie die anderen alarmiert. Q war eben eingetroffen und entlud gerade draußen seinen Ferrari, als sie ihn rief. Er fand ein Stück Werkzeug im Haus und brach den Schrank auf.
    Harald, Johannes und Karla standen beieinander, und da man erfahren hatte, dass die drei das Grundstück als einzige verlassen hatten, wurden sie gemeinsam vernommen.
    „Harald Salopek“, gab Harald seinen Namen zu Protokoll. Er zitterte am ganzen Leib, und das nicht allein wegen Ginas Tod. Er dachte über die Zusammenhänge nach. Über den Schrank, in dem zuerst Tim den Verstand und nun Gina ihr Leben verloren hatte. Und er ahnte, dass der Vorfall letztes Jahr mit Tim bald wieder aufgerollt werden würde. Ein Blick in die Computer, und die Polizei würde wissen, wer sie waren.
    „Johannes Matthias Dreizler.“
    „Karla Senk.“
    Der Kripobeamte, ein junger, etwas plumper Mann mit einer kleinen runden Brille und struppigen weizenblonden Haaren, sah von dem Block auf, auf dem er seine Notizen machte.
    „Senk?“, wiederholte er. „Siegfried-Egon-Norbert-Konrad?“
    Karla nickte.
    „Sind Sie verwandt mit Heinrich Senk?“
    Karla wurde noch blasser als zuvor. „Mein … Vater heißt Heinrich Senk“, antwortete sie. Auch wenn sie sein Gesicht nur von Fotos kannte – natürlich wusste sie, wie ihr Vater hieß. „Sie kennen ihn?“
    Der Beamte schüttelte den Kopf. „Ich kenne ihn nicht. Aber in meinen Unterlagen steht, dass ihm das ‚Haus Braun’ gehört.“
    „Dieses Haus?“ Karla, die gesessen hatte, sprang auf. „Das ist unmöglich! Da handelt es sich um irgendeinen Irrtum. Mein Vater ist seit vielen Jahren Patient in der … der Psychiatrie. Er … kann nicht …“
    „Beruhigen Sie sich“, sagte der Kripo-Mann. „Vielleicht liegt ja wirklich ein Irrtum vor. Wir werden das alles später im Detail nachprüfen. So, wie es ist, behaupten meine Unterlagen, ein Heinrich Senk habe dieses Haus im letzten Winter gekauft, und zwar von einem … ja, hier hab ich ihn … Wilhelm Zacharias Braun. Wo ist Herr Senk? Ist überhaupt niemand vom Haus hier? Nur Gäste?“
    „Wir wurden von einem Mann namens Henry empfangen“, meinte Johannes.
    „Henry-und-wie-weiter? Sein Nachname?“
    „Tut mir leid, den hat er uns nicht verraten.“
    „Jemand vom Dienstpersonal?“
    „Er hat behauptet, er hätte das Haus allein restauriert.“
    „Wo ist dieser Henry jetzt?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Flüchtig?“ Der Beamte brummte etwas. „Das macht ihn zum Hauptverdächtigen.“
    „Herr Kommissar“, sagte Harald, ohne sich noch erinnern zu können, mit welchem Dienstrang der Polizist sich vorgestellt hatte. „Was für ein … Unfall war das? Wie konnte das geschehen?“
    „Ein Unfall? Dieser Schrank war die perfekteste und verrückteste Todesfalle, die mir in meinem Leben untergekommen ist. Na ja“, er hustete, „ich bin erst seit acht Jahren bei der Kripo, aber …“
    „Eine Vorrichtung?“, fragte Harald atemlos.
    Der Beamte nickte. „Ich verstehe nicht viel von Technik. Jedenfalls …“ Er setzte zu einer Erklärung an, hob dann die Schultern und gab es auf.
    Karla starrte vor sich hin. Ihre Lippen waren schmal. Sie regte sich nicht. „Henry“, flüsterte sie. „Henry – Heinrich.“ Ein Schatten des Schreckens lief über ihr Gesicht, dann verschwand er wieder, und ihre Miene wurde ausdruckslos. „Nur ein dummer Zufall“, stammelte sie. „Ein Irrtum. Wird sich … aufklären.“
    Johannes legte ihr sanft die Hand auf die Schulter, was sie zusammenzucken ließ. „Karla, ist es
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