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Meine Wut ist jung

Meine Wut ist jung

Titel: Meine Wut ist jung
Autoren: Gerhart Baum
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manchen damals als antireligiös verstandener Film. Mein Nachfolger Friedrich Zimmermann wollte diese Entscheidung rückgängig machen, unterlag dann aber den Verwaltungsgerichten.
    Heute haben wir eine Filmförderung, die sich sehen lassen kann. Zu den Mitteln des Bundes kommen noch erhebliche Landesmittel hinzu. Die Qualität der Produkte wird allerdings sehr unterschiedlich bewertet - auch in der Fachwelt, wie man zum Beispiel bei der Jurierung des Deutschen Filmpreises immer wieder erleben kann.
    Wie sehen Sie heute den deutschen Film international?
    Er hat sich enorm entwickelt und hält international inzwischen immer mehr mit. Zwar wird er nie so stark werden wie der amerikanische Film - aus verschiedenen Gründen - aber ich kenne viele sehr gute deutsche Filme, die in den letzten Jahren produziert wurden. Die Marktmacht der Hollywoodfilme ist nicht zu brechen, doch der deutsche Film kann in seiner Attraktivität und kulturellen Substanz immer deutlicher mithalten.
    Nach Ihrer aktiven Politikerzeit haben Sie sich verstärkt für Kultur eingesetzt, vergleichbar mit Ihrem Engagement im Menschenrechtsbereich.
    Ich möchte noch einmal betonen, dass ich immer auch engagierter Kulturpolitiker war. Was heute kaum noch jemand weiß: Ich war bis 1972 im Rat der Stadt Köln und dort auch Sprecher meiner Partei für die Kultur. Ich war für die Kultur im Bundesinnenministerium schon als Parlamentarischer Staatssekretär zuständig und war später im Kulturausschuss des Deutschen Bundestages. Und ich bin heute außerhalb der Parlamente in vielen ehrenamtlichen Ämtern aktiv, um den Kulturschaffenden bei der Wahrnehmung ihrer Interessen zu helfen. So bin ich sehr gerne Vorsitzender des Kulturrats in Nordrhein-Westfalen, in dem sich mehr als 80 Verbände aller Kultursparten zusammengeschlossen haben. Aber ich bin beispielsweise in Köln auch Vorsitzender eines kleinen Vereins zur Förderung einer privaten bildenden Kunst-Initiative und in ähnlicher Funktion in Stuttgart für eine neue Musik-Initiative, und so weiter. Das heißt, ich habe immer Kulturpolitik gemacht und versucht, Strukturen zu fördern, in denen Kunst und Kultur gedeihen kann. Das war und ist mir bis heute ein wichtiges Anliegen.
    Ein wichtiger Punkt ist für Sie immer wieder auch der Kulturauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.
    Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat eine ganz wichtige Funktion im Bereich der Kulturförderung und Kulturvermittlung. Sein Kulturauftrag ist verfassungsrechtlich verankert. Und dem muss er gerecht werden - anders als bei den privaten Sendern. Das Verfassungsgericht hat wiederholt ausgesprochen, dass dies auch bedeutet, hochwertige künstlerische Produktionen zu fördern, die kein großes Publikum finden und mitunter viel Geld kosten. Er ist also verpflichtet, ein Minderheitenprogramm zu finanzieren. Im Bereich der Musik bedeutet das auch die Unterhaltung und Pflege der Radio-Sinfonieorchester und Chöre, die Vergabe von Kompositionsaufträgen und deren Realisierung und so weiter.
    Dieser Kulturauftrag gerät vor allem durch das unangemessene vom Fernsehen herübergespülte Quotendenken immer mehr in Gefahr. Ich habe in den letzten Jahren bei so manchen Initiativen gegen den Abbau des Kulturradios mitgewirkt. Einige waren erfolgreich, wie zum Beispiel eine Initiative gegen die Austrocknung der Donaueschinger Musiktage, die vom SWR veranstaltet werden. Ich habe vor einigen Jahren auch der Initiative »Das GANZE Werk« angehört. Hier haben wir uns gegen die Häppchenmusik in den Kultursendern gewehrt, wenn also immer nur Ausschnitte oder einzelne Sätze aus ganzen Werken zu Gehör gebracht wurden, weil das vollständige Werk dem »neuen« Hörer nicht zuzumuten sei. Ich habe mich immer wieder eingemischt. Aktuell mische ich mich ein gegen die geplante Fusion zweier sehr verdienter, aber auch künstlerisch sehr unterschiedlich ausgerichteter Orchester des Südwest Rundfunks - das eine in Baden-Baden, das andere in Stuttgart. Ich mische mich auch ein gegen Reformbestrebungen, die einen Kulturabbau im Hörfunkprogramm des Westdeutschen Rundfunks bedeuten, und dies nicht zum ersten Mal. Fazit: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist ein ganz wichtiges Element zur Förderung und Entwicklung der Kultur in Deutschland. Eine Musikkultur, wie wir sie heute haben, wäre ohne den öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht vorstellbar. Die Rundfunkgebühr ist nicht nur ein reines Finanzierungselement, sie dient auch der
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