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Meine Tochter Peperl

Meine Tochter Peperl

Titel: Meine Tochter Peperl
Autoren: Josefine Mutzenbacher
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zeigt mehr, als es verhüllt.
    »Schön«, sagt die Peperl, »so viel schön!«
    Mali streicht prüfend über den dünnen Stoff und kann es nicht lassen, dabei auch gleich die vollen Rundungen der Mizzi zu umspielen.
    Mizzi lacht sich im Spiegel befriedigt an. »Gefall ich euch«? Das blonde Haar kraust sich schimmernd um die weiße Stirn, die dunklen Augen haben einen feuchten Glanz.
    »Jetzt kommts ihr dan. Jetzt mach ich euch schön.«
    Aus dem Kasten an der Wand nimmt sie zwei Paar Ladeschuhe mit hohen Stöckeln, rote, kaum zwanzig Zentimeter lange Seidenröcke und zwei winzige Käppis in rot und gold, wie die Liftboys sie tragen.
    »Anziehen«, kommandiert sie, und die Mädchen schlüpfen in die Sockerln. Doch da kommen sie schlecht an.
    »Nichts da, nur die Stöckelschuhe.«
    Dann legt sie ihnen die Röckchen um die Hüften und drückt ihnen die putzigen Käppis auf den Kopf. Staunend sehen sich die Kinder in dem Spiegel an. In den hohen Stöckelschuhen wirken ihre nackten, schlanken Beine noch länger, und das kurze seidene Röckchen verdeckt knapp ihre Fut. Die Käppis sind schief aufs Ohr gesetzt und machen dadurch ihre
    Gassenmädelgesichter noch kecker.
    Mit einem kußechten Lippenstift färbt ihnen die Mizzi die Brustwärzchen schön dunkelrot und träufelt dann jeder einen Tropfen duftende Essenz auf den Nabel.
    »Fertig, gehn mirs an und machts ma kan Schand!«
    Ein schmaler, dunkler Gang führt zu dem Festsaal. Der Eingang ist durch einen roten Samtvorhang verdeckt. Lautes Lachen, Singen, Gläserklirren und Gekreische dringt hindurch.
    Resolut schlüpft die Peperl durch den Vorhang, schiebt ihn ein wenig auseinander und läßt auch die zwei anderen vögelgierigen Votzenträgerinnen eintreten. Vorerst kümmert sich kein Mensch um sie, und sie können sich in Ruhe alles ansehen und sich gründlich umschauen.
    An niederen Tischen sitzen in tiefen Ledersesseln Herren im Frack mit weißen Hemdbrüsten. Im Klub der Lahnwirtin geht es — wenigstens am Anfang — höchst vornehm zu. An der Schmalseite
    des großen Saales ist die Bühne, deren Vorhang noch
    herabgelassen ist. Davor sitzt die Kapelle.
    Da bemerken sie, daß sie nicht die einzigen Mädchen sind. Noch drei Paare, gekleidet wie sie selbst, aber in blau, grün und gelb, schwirren durch den Saal. Ab und zu greift einer der Herren, an dem sie vorbeihuschen, ihnen zwischen die Beine.
    Es wird jetzt im Saal lebhafter. Aus einigen anderen Seitentüren kommen junge hübsche Frauen, alle wie die Mizzi in durchsichtigen Schleierkleidern. Sie sind unheimlich aufregend anzusehen. Die Mizzi ist schon von der Seite der Mädel.en verschwunden und wiegt nun ihre molligen Hüften durch den Saal.
    Zwei Kellner mit Sektkübeln eilen an den noch ein wenig verschreckten Mädchen vorbei, aber ohne einen Blick auf ihre so frech in die Gegend starrenden geschminkten Brüste zu werfen. Der eine, der Mali streift, sagt: »O pardon, meine Gnädigste!«
    Die Mali bekommt vor Erstaunen fast die Maulsperre. Zögernd machen die Mädchen ein paar Schritte in den Saal. Noch ist die Stimmung etwas flau, wie zu Beginn eines jeden Festes. Als sich nun die Musikanten an ihre Instrumente setzen, werden die Gesichter ringsum schon animierter und als die Klubmelodie, das Lied von der Wirtin an der Lahn ertönt, da singen alle Herren mit:
    War einst ein Wirtshaus an der Lahn, da
    hielten alle Fuhrleut an. Frau Wirtin
    spielt die Leier,
    Die Gäste hutschten sich aie Eier!
    Peperl, die sehr viele Strophen dieses Liedes von der Schmelz her kennt, hat vergnügt mitgesungen. Sie hat unterdessen die Mali an der Hand genommen und ist tiefer in den Saal gegangen.
    Von einem Tisch, an dem vier Herren sitzen, winkt eine Hand, und Peperl folgt gehorsam. Sie stellt sich vor die Herren und macht einen Knicks, wie Mizzi es ihnen eingeschärft hat.
    Einer der Herren beugt sich interessiert vor und hebt das winzige Röckchen der Peperl hoch, läßt es aber gleich wieder fallen.
    »Ich weiß nicht«, sagt er aufgebracht, »was sich der Graf eigentlich vorstellt. Ich hab ihm doch ausdrücklich gesagt, daß ich keine Haar auf der Fut haben will. Ich bitt euch, schauts euch das an, sind das nun Haare oder nicht?«
    Wieder hebt er Peperls Röckchen hoch. Die Herren beugen sich vor und stellen ernsthaft fest: »Das sind Haare, du hast recht.«
    »Meine Mutter war aber die Josephine Mutzenbacher!« sagt jetzt die Peperl.
    »Nein, so was?« Vier Herren sagen es wie aus einem Munde.
    »Wahrhaftig, ich lüge
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