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Meine Schwiegermutter ist cooler als deine

Titel: Meine Schwiegermutter ist cooler als deine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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sofort: Es ist völlig unmöglich, dass ich den jemals fallen lasse. Und Stefan Maiwald wusste,
     als er die winzigen Eishockeytore sah: Es ist völlig unmöglich, dass ich hier einen reinlasse. Jeder hat eben seine Spezialität.
    Wir gewannen die Vorrundenspiele mit mir als Torwart/ Libero/Linksaußen mühelos zu Null und standen also im Finale, zu dem
     sich die gesamte Feiergesellschaft rund ums Kleinfeld versammelte. Nur Laura blieb lieber mit ihrer Freundin und meiner Schwester
     am Tisch sitzen und sollte so nicht Zeuge meines Götterfunkens werden, was ich ihr bis heute nicht anders als verübeln kann.
    Im Endspiel passierte nämlich Folgendes: Kurz vor Schluss stand es immer noch 0:0, und wir bekamen eine Ecke zugesprochen.
     Eine Ecke ist bei Dreierteams natürlich sinnlos, und hohe Bälle auf Kleinfeldern sind noch sinnentleerter, aber ich stand
     frei und gab Luca ein Zeichen. Er schlug die Ecke halbhoch rein, und ich setzte zu einem Flugkopfball an, was nach allen Regeln
     der Logik der Gipfel des Schwachsinns war. Doch ich traf den Ball so, wie ich noch nie zuvor einen Ball getroffen hatte. Er
     rauschte in Hüfthöhe an dem Torwart vorbei ins Eck, als ich noch waagerecht in der Luft schwebte, und ich hatte das Gefühl,
     gar nicht mehr landen zu müssen – ja, plötzlich fliegen zu können. Erst der Jubel meiner beiden Schwäger riss mich zurück
     aus meiner beglückten Trance. Aber eigentlich hatte ich immer noch das Gefühl, den Boden nicht mehr zu berühren.
    Im Laufe des Abends nahm mich immer mal ein wildfremder |35| Italiener in den Arm und stammelte, so ein Tor ja überhaupt noch nie gesehen zu haben, und ich schaffte es jedes Mal, rot
     zu werden. Bei Leo und Luca war ich endgültig angekommen. Seit diesem Tag – und übrigens bis heute – heiße ich bei Leo und
     Luca »Bierhoff« 3 . Und wissen Sie was? Ich trage den Namen mit Stolz.
     
    3
    Der Name kommt auch bei Minnie gut an. Bierhoff spielte ja mal beim AC Mailand und ist damit sakrosankt.

|36| Magic Minnie
    Angenommen, Sie wären ein Außerirdischer und würden auf diesem Planeten landen. Vielleicht haben Sie in Ihrer Galaxie zu viele
     Steuerschulden angehäuft, vielleicht sind Sie aber auch nur zu einem Forschungsauftrag hier und wollen die seltsame Spezies
     Mensch aus nächster Nähe studieren – eine Spezies, die im Fitnessstudio vierzig Minuten auf dem Stepper verbringt, aber im
     Büro für zwei Stockwerke den Aufzug ruft. In jedem Fall würden Sie sich unerkannt unter die Leute mischen müssen, am besten
     also die menschliche Gestalt annehmen. Die Spezies, die auf der Erde lebt, ist nämlich nicht so tolerant, einen Mitbewohner
     mit drei Köpfen, vier Augen und grüner Reptilienhaut zu akzeptieren.
    Spannende Frage: Was würden Sie machen? In wessen Haut würden Sie schlüpfen – in die eines Spitzensportlers oder eines umjubelten
     Schauspielers? In die eines berühmten Schriftstellers oder eines Supermodels? Na ja. Als Journalist kenne ich einige Spitzensportler
     und sogar ein paar Schauspieler. (Models leider nicht. Die drallen ›Playboy‹-Dinger aus meiner sündigen Jugendzeit zählen
     wohl nicht.) Glauben Sie mir: So toll ist das Leben dieser Leute nun auch wieder nicht. Sie haben viel Geld, sind aber permanent |37| von Fotohandys umgeben. Mein Verdacht: Man wählt sich besser eine unauffälligere Existenz. Zum Beispiel die einer italienischen
     Schwiegermutter. Meiner italienischen Schwiegermutter.
    Denn manchmal habe ich Minnie im Verdacht, dass sie über Kräfte verfügt, die mit den Naturgesetzen nicht vereinbar sind. Diese
     Fähigkeiten meiner Schwiegermutter lassen sich eigentlich nur erklären, wenn man annimmt, dass Minnie aus den Fernen des Weltalls
     kommt. Meine Frau Laura war ja einst eine hervorragende Tennisspielerin, italienische Doppelmeisterin, und auch jetzt, mit
     zwei Kindern und ohne Zeit zum Training, schlägt sie mich noch locker. Was vielleicht keine große Kunst ist, werden Sie einwenden,
     aber so blöd stelle ich mich beim Sport nun auch wieder nicht an. Jedenfalls musste Minnie meinen damals zehn-, zwölfjährigen
     Schatz stets zu den großen Jugendturnieren fahren, bekam aber von der kleinen Laura ein striktes Zusehverbot. Also setzte
     sich Minnie weit weg auf einen exponierten Platz, von wo aus sie zumindest um die Ecke linsen konnte. Und es war so, dass
     Minnie, wie mir mehrere damals Beteiligte schworen, jeden aktuellen Spielstand auf jedem der Courts auf das »15:0« genau

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