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Meine Schwiegermutter ist cooler als deine

Titel: Meine Schwiegermutter ist cooler als deine
Autoren: dtv
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deswegen die Trüffeln
     einfach in Alba als Alba-Trüffeln verkaufe und damit gewissermaßen adele. Das will Fabio nicht glauben, aber egal.
    Das Spiel ist jedes Mal das Gleiche. Ich sage etwas wie: »Trüffeln aus der Emilia-Romagna sind genauso gut wie Trüffeln aus
     Alba.«
    Und dann sagt er, während er die Bestellung aufnimmt: »Nein.«
    »Doch«, sage ich.
    »Nein«, sagt er, während er in die Küche geht.
    Wenn er mit den Antipasti wiederkommt, sage ich: »Doch.«
    »Nein.«
    »Doch.«
    Er geht zurück in die Küche, und gerade so höre ich noch durch die Schwingtür ein schwaches »Nein«. Beim Bezahlen sage ich:
     »Doch.«
    |31| »Nein.«
    »Doch.«
    »Nein.«
    »Doch.«
    Und bevor meine Autotür zuklappt, höre ich ihn noch aus dem Restaurant rufen: »Nein.«
    Trüffeln sind großartig, aber leider so teuer, dass man sie sich, zumindest als freiberuflicher Autor, nur einmal im Jahr
     leisten kann. Aber wenn, dann im »Al Ponte«. Achtung: Das Restaurant liegt an einer bizarr unübersichtlichen Kreuzung: Sie
     müssen erst nach rechts, dann halblinks abbiegen, und dann haben Sie sich trotzdem verfranst und müssen zu einem U-Turn ansetzen, den Ihnen Italiener aber verzeihen – für gutes Essen darf auch einmal eine durchgezogene Linie überfahren werden.
     Grüßen Sie Fabio von mir. Und richten Sie ihm von mir Folgendes aus: »Doch.«

|32| Das Tor des Jahres
    Manchmal überlegt man sich ja, welches der schönste Tag in seinem bisherigen Leben war. Die Standardantworten sollten in meinem
     Fall wohl lauten: Hochzeit, Geburt der ersten Tochter, Geburt der zweiten Tochter. Aber lassen wir diesen Gefühlskram mal
     beiseite, wir sind ja unter uns. Welchen Tag würde man wirklich gern noch einmal erleben? Die Hochzeit ist es bei mir nicht,
     wie Filmaufnahmen beweisen, die mich verschwitzt, verstört und kurz vorm Aus-den-Latschen-Kippen zeigen. Und die Tage der
     Geburt meiner Töchter zeichneten sich durch kilometerlangesAblaufen von verlassenen Krankenhausfluren nachts um drei Uhr aus,
     durchsetzt von der bitteren Reue, das Rauchen aufgegeben zu haben. Ich will ganz ehrlich sein: Der schönste Tag meines Lebens
     hatte mit einem Fußballtor zu tun. Nicht nur mit einem Tor (dem Treffer), sondern tatsächlich mit einem Tor (dem Gestänge).
    Der schönste Tag meines Lebens begann in Aquileia, dem Festlandsort vor Grado. Leo war damals noch ein hoffnungsvoller Schiedsrichter,
     der auf Einsätze in den höchsten Ligen hoffen konnte, und er hatte mit seinen Schiedsrichterfreunden ein großes Fest organisiert
     (einige von denen pfeifen inzwischen in der Serie A und einer sogar |33| international). Das war also der Rahmen: zwanzig fußballverständige Kerle, eine üppig gedeckte Tafel und ein strahlend schöner
     Nachmittag.
    Das allein reicht ja schon für einen Top-100 0-Platz unter den besten Tagen des Lebens. Jetzt kommt aber mein Auftritt. Ich war spät dran und hatte drei Frauen dabei: Laura,
     eine sehr hübsche Freundin von Laura und meine Schwester. Ich ratterte mit meinem roten Golf Diesel und Braunschweiger Kennzeichen
     auf den Hof, wo die Schiedsrichter schon am langen Tisch saßen. Das deutsche Kennzeichen sorgte für ordentlich Aufsehen, aber
     als sich dann drei hübsche Mädchen aus den Türen schälten, fielen zwanzig Unterkiefer auf die Teller. Ja, so einen Auftritt
     kann man durchaus genießen. Wir vier setzten uns unter großem Hallo dazu (ich nehme an, das Hallo galt nicht so sehr mir,
     aber immerhin), und das Fest nahm Fahrt auf. Damit wurde es ein Top-10 0-Tag .
    Es gab auch ein kleines Fußballturnier (Top 25). Auf einem Kleinfeld trat man in Dreierteams gegeneinander an. Ich sollte
     mit meinen Schwägern Leo und Luca spielen. Das machte mich zunächst ein wenig nervös: Noch nie hatte ich mit meiner Familie
     in einer Mannschaft gespielt, und ich sollte mich also wohl zusammenreißen und keine schlechte Figur machen. Als wir in der
     Vorrunde zum ersten Match das Feld hinterm Hof betraten, atmete ich erleichtert durch. Alles klar. So siegessicher war ich
     nie mehr in meinem Leben. Warum?
    Darum: Diego Armando Maradona trat mit neun Jahren das erste Mal gegen einen echten Ball aus Leder (vorher hatte er in dem
     Armenviertel, aus dem er stammte, mit Putzlumpen und allerlei anderem minderwertigen, kugelähnlichen |34| Material gekickt). Er hob den für ihn völlig neuen, so perfekt runden Lederball mit dem Fuß auf, ließ ihn mit dem Spann hoch
     und höher springen und wusste
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