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Meine Schwiegermutter ist cooler als deine

Titel: Meine Schwiegermutter ist cooler als deine
Autoren: dtv
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Geschöpf. Ich litt ebenfalls, doch Laura befahl mir, standhaft zu bleiben. Im Laufe der Zeit fuhr ich immer wieder möglichst
     nah an die Kinderskischule heran, und dann sah mich Lilli, und sie schluchzte nur noch lauter, und meine Frau schimpfte mich
     folgerichtig aus. Es waren harte vier Tage für Lilli, doch am Ende gab es das Abschlussrennen aller Skischüler. Es ist immer
     wieder ein erhebender Anblick: Diese Knirpse mit ihren überdimensionierten Helmen, die wie Marsmenschen aussehen und ohne
     Furcht in unnachahmlich tiefer Hocke über die Pisten brettern. Aber was sollte Lilli schon ausrichten? Gerade einmal vier
     Jahre alt und in einer Skischule voller sechsjähriger Rabauken, denen ja fast schon ein Oberlippenbart spross?
    So an die fünfzig Kinder waren am Start, es gab viel Trubel und einen launigen Moderator und Rundumbeschallung und einen Zeitnehmer
     mit Stoppuhr, den ich mit aufmunterndem Kopfnicken auf meine Seite zu ziehen gedachte |22| . Lilli kam als eine der Letzten dran und schwebte in einem eleganten Schneepflug zu Tal. Ein paar Eltern hatten sich direkt
     auf der Ziellinie versammelt, um ihre Sprösslinge (= die Konkurrenz) in Empfang zu nehmen; Lilli bremste folgerichtig ein
     paar Meter zuvor ab, und der Zeitnehmer ließ die Stoppuhr gnadenlos weiterlaufen. Gute zehn Sekunden dürfte sie dort verloren
     haben, aber egal: Sie war im Tal, unverletzt und in meinen Armen.
    Die Preisverleihung fand am Abend auf dem Hauptplatz von Santa Christina statt, der wie ein Amphitheater angelegt ist; alle
     Skischulen waren vertreten, und es hatten sich gut zweihundert Kinder, vierhundert Eltern und mehrere hundert Angehörige versammelt,
     um sich bei minus fünf Grad den Hintern auf den Betonstufen festfrieren zu lassen. Die Prämierung fand nach Altersklassen
     statt, und weil Lilli zu der jüngsten Gruppe gehörte, mussten wir nicht lange warten. Klar, dass sie keine Chance hatte, dachten
     wir. Und was passierte dann? Sie wurde ZWEITE und bekam eine SILBERMEDAILLE und STRAHLTE und ich dachte, ich falle vor Glück
     in Ohnmacht. Nachdem ich mich wieder gesammelt hatte, schubste ich zwei hochschwangere Frauen aus dem Weg, um mir einen besseren
     Blick aufs Podium zu verschaffen, von wo aus meine Süße majestätisch ins Publikum winkte.
    Meine Fresse, das war nun wirklich mal ein Glücksmoment. Wir fuhren ins Hotel zurück, wo Lilli mit stiller Würde die Glückwünsche
     der Hotelangestellten entgegennahm, während ihr Vater völlig aufgeregt um sie herumsprang und sie zu Dutzenden Fotos in allen
     möglichen Posen mit der Silbermedaille nötigte. Noch am Abend im Bett gestattete ich ihr nicht, die Medaille abzunehmen, bis |23| ich merkte, dass ich es nun langsam doch etwas übertrieb. Ein Blick von Laura erdete mich wieder.
    Zwei Erkenntnisse nahm ich aus der Südtiroler Bergwelt mit: Zum Glück hat Lilli Lauras Sporttalent geerbt. Und was war, bis
     auf den Alkoholkonsum und die Steuerhinterziehung, eigentlich so schlimm an Steffi Grafs Vater?
     
    2
    Peter Runggaldier war ein großer Skirennfahrer. Leider war ich zu sehr außer Atem, um Marco zu fragen, ob er mit ihm verwandt
     sei. Ist ja nicht gerade ein Name, der in Südtirol (geschweige denn in Italien) sehr häufig vorkommt.

|24| Beatrices Spitznamen
    Der Name von Beatrice, unserer jüngsten Tochter, wird italienisch ausgesprochen, also etwa so: Beatriii-tsche. Das ist nun
     doch ziemlich langatmig und zieht sich ganz schön hin, vor allem dann, wenn man sie mit einem harschen Ruf davon abhalten
     muss, an der einzigen Straße Grados vor den Kühler eines untertourigen BMWs aus München zu laufen, dessen Fahrer links und
     rechts die Zufahrt zu seinem Hotel sucht. Also hatten wir uns zunächst auf Trixie geeinigt, was ja auch hübsch ist und dem
     etwas gespreizten Namen Beatrice die elitäre Luft nimmt. Nun geschah aber Folgendes: Die Winx traten ihren Siegeszug an, und
     wenn Sie von den Winx noch nichts gehört haben, dann haben Sie entweder keine Kinder oder die letzten drei Jahre auf einer
     einsamen Berghütte ohne Strom, fließend Wasser und jeglichen Kontakt zur Außenwelt verbracht. In diesem Fall lassen Sie es
     sich gesagt sein: Die Winx sind die genialste Erfindung seit Barbie und Harry Potter, weil sie nämlich beides miteinander
     verbinden: Die Winx sind eine Clique von ungefähr sechs (ständig kommt neues Personal hinzu) elfenartigen Wesen, die sich
     extrem knapp kleiden und gekonnt schminken, magische Kräfte haben, in
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