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Meine Schwiegermutter ist cooler als deine

Titel: Meine Schwiegermutter ist cooler als deine
Autoren: dtv
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darauf aufmerksam machen können? Damensätze erkennen
     auch totale Laien am rosafarbenen Schaft. Pepe hätte das selbstverständlich genauso bemerken müssen. Auch Laura beschuldigte
     den Golfshopbesitzer wüst. Ich versuchte, den armen Kerl zu verteidigen, und gab »insgeheim« und völlig zu Recht Pepe die
     Schuld, der einfach zugriff und nicht darauf achtete, was er da genau zum Highclass-Trödler trug. Das mit dem »insgeheim«
     gelang mir im Verlauf der Diskussion nicht mehr so gut, also warfen sich Laura und Pepe Blicke zu, die man gemeinhin »vielsagend«
     nennt. Und am Ende war völlig klar: Es war meine Schuld.
Ich
hätte auf die Schläger aufpassen müssen.
Ich
hätte die Schläger pflegen und immer in meiner Nähe haben müssen, denn
ich
war verantwortlich für das Wohlergehen meiner Frau und ihrer Besitztümer.
Ich
sei ohnehin nicht ganz der Freund von Sauberkeit und Ordnung, was doch für einen Deutschen etwas erstaunlich sei, und
ich
sei der Familie von Anfang an suspekt gewesen, weil interkulturelle Ehen auf lange Sicht nun einmal nicht funktionierten.
     Okay, der letzte Satz war Spaß. Jedenfalls hoffe ich das. Aber er fiel.
    Lauras neue Schläger sind jedenfalls angekommen. Ich zahlte dafür, nicht etwa Pepe. Er bot es an, aber ich lehnte wortreich
     ab. Und sie kosteten 1 200 – Euro, nicht Mark. Ich bunkere sie unter unserem Ehebett.

|153| Das Kreuz
    Wahlen in Grado: Das ist immer etwas Besonderes, und da in Italien praktisch jedes Jahr Wahlen sind, hat man dieses Erlebnis
     sehr, sehr oft. Während es in Deutschland um die Lufthoheit an den Stammtischen geht, gilt es in Grado, die Theken der Aperitifbars
     für sich zu gewinnen. Und so begibt man sich von Bar zu Bar, an denen schon Grüppchen von Menschen stehen, in der Mitte einer
     der vielen Kandidaten und drumherum viele Gläser Wein. Bei den letzten Wahlen traten im Friaul – und damit auch in Grado –
     neun größere Parteien zur Wahl an, und in einem so kleinen Ort gibt es immer ein paar Bekannte, die für eine dieser Parteien
     kandidieren. Ich bin stets überrascht, mit welchem Selbstbewusstsein sogar 2 1-Jährige sich ganz selbstverständlich als Kandidaten aufstellen lassen. Als ich 21 war, war ich noch nicht einmal so recht aus der
     Pubertät raus. Jedenfalls hatte ich damals unter vielen Menschen immer noch Angst, dass mein Hosenstall offen stehen könnte.
     (Um ehrlich zu sein: Auch heute noch kontrolliere ich die Situation im Schritt immer mal wieder.)
    Kurz vor der Wahl werden dann die Weinbars zur geschlossenen Gesellschaft erklärt. Die einzelnen Kandidaten |154| präsentieren noch einmal ihre Programme. In Grado dreht es sich dabei meist um Parkplätze (Insel!), Strandeintrittsgebühren
     und Parkplätze. Diskussionsveranstaltungen finden interessanterweise kaum statt. Italiener diskutieren ja im Alltag schon
     so viel, dass sie dabei nicht auch noch anderen zuschauen wollen. Das wäre so, als schauten wir Deutschen einander beim Autowaschen
     zu.
    Überhaupt ist das politische Klima bei Wahlen viel weniger giftig als sonst, wo man im Parlament schon mal zu Fäusten greift
     und Herzanfälle vortäuscht, wenn die Argumente ausgehen. An jeder zweiten Ecke werden Rosen verschenkt, und auch die Kandidaten
     blicken von den Plakaten recht gütig drein. Italiener sind eben ein freundliches Volk, und selbst bei den Politikern, einer
     übel beleumundeten Kaste, wirkt das Lächeln überzeugend.
    Es sind aber vor allem diese Abende in den Bars: das schummrige Licht, die Enge, das Gemurmel – das hat so was von Geschichtenerzählen
     am Lagerfeuer. Nur dass es nicht um Werwölfe geht, sondern eben um Parkplätze. Wer die Parkplatzsituation beherrscht, beherrscht
     die politische Szene Grados. Alles, was entschieden wird, ist natürlich von allergrößter Tragweite für die Bewohner. Finden
     die Bewohner. Nur die Politiker selbst gehen mit ihrer relativen Machtfülle erstaunlich locker um. Eine der oben erwähnten
     2 1-Jährigen , die im Gemeinderat sitzt, musste neulich eine Sitzung verlassen, in der es um die durchaus nicht unwichtige Frage ging,
     wie man für Grado im deutschsprachigen Ausland mehr Werbung machen könne (meine Idee, mir einfach aus Dankbarkeit eine große
     Summe Geldes zu überweisen, habe ich der Bürgermeisterin noch nicht vorstellen können). Als die junge Dame |155| aufstand, wollte die Bürgermeisterin sie zurückpfeifen. Doch sie musste dringend los: »Mein Vater kommt gleich nach Hause,
     und
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