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Meine Schwiegermutter ist cooler als deine

Titel: Meine Schwiegermutter ist cooler als deine
Autoren: dtv
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hiesigen McDonald’s-Events für die Kleinen, die nach spätestens 90   Minuten beendet sind. Man feiert von 16 bis 18   Uhr, und das war es dann. Die Geschenke werden zusammengepackt – beziehungsweise das, was Beatrice noch von ihnen übrig gelassen
     hat   –, und alle verabschieden sich herzlich voneinander. Nur das Geburtstagskind weint, weil es die Scherben seines Lieblingsspielzeugs
     in der Hand hält. Ich weiß, wer es war, aber ich halte da lieber meinen Mund.
    In den zwei Stunden von 16 bis 18   Uhr versuche ich vergeblich, die Mutter des Geburtstagskindes in eine dunkle Ecke abzudrängen, um ihr für die Einladung zu
     danken. Da sie zumeist schnatternd mit den anderen Müttern in einer großen Gruppe zusammensteht, die ich nicht mit hilflosem |148| Gestammel sprengen will, gelingt mir das nicht. Aber wenn ich mit den Kindern heimkomme, sage ich Laura, dass ich die Mama
     von ihr gegrüßt habe. Das nennt sich, wie schon bei der Sache mit den Spielzeugscherben, »Ärgervermeidungsstrategie«.

|149| Lillis Werk
    tiger maiwald zoo zorro hotel
    Die obige Zeile hat Lilli gerade auf meiner Tastatur geschrieben. Es sind ihre derzeitigen Lieblingswörter, vor allem Zorro
     mag sie, weil sie da das R ganz lang rollen kann. Sie will mal Schriftstellerin werden. Also habe ich ihr hier ein Forum gegeben,
     denn man muss den Nachwuchs unterstützen.

|150| Nicht ohne meinen Vater
    Apropos braver Papi: Jetzt kommt noch eine Golfgeschichte, aber keine Angst, auch Nichtgolfer können weiterlesen. Denn in
     dieser Geschichte wird erklärt, dass man sich niemals zwischen einen italienischen Vater und seine italienische Tochter stellen
     sollte, weil man dabei nur verlieren kann und auch noch ein paar Narben fürs Leben davonträgt.
    Also: Pepe kauft alles, was es auf dem Golfmarkt so an Neuigkeiten gibt. Das Golfbusiness lebt davon, dass es dem Golfer suggeriert,
     schlechtes Spiel liege nur an der Ausrüstung. Also versucht man stets aufs Neue, den ganz weit schlagenden Driver aus superleichter
     Titanium-Nickel-Legierung oder den unfehlbaren Putter zu erhaschen. Diese Kaufsucht ist unabhängig vom Einkommen. Meine studentischen
     Freunde verbringen Nächte vor eBay, um obskure Wunderschläger aus fernen Ländern zu ersteigern.
    Irgendwann wurde es Pepe zu bunt mit all seinem alten und nutzlosen Gerümpel, und er brachte fünf seiner abgelegten Schlägersätze
     zum Weiterverkauf in den Golfladen. Der Golfshopbesitzer nahm sie dankend an, sie waren schließlich kaum gespielt und allesamt
     aus gutem Hause.
    |151| Einen Tag später, nur einen einzigen winzigen Tag nach dieser radikalen Verkaufsaktion, beschloss meine Frau plötzlich, wieder
     mit dem Golf anzufangen – nach fünf Jahren nachwuchsbedingter Abstinenz. Ich hatte ihr einst wunderschöne Schläger geschenkt
     und freute mich, sie ihr nun wieder hervorholen zu können. Das Problem: Ich fand sie nicht mehr. Nun könnte man daran den
     erbarmungswürdigen Zustand unserer Garage ermessen, aber nachdem ich einen kompletten Nachmittag lang mit Spinnweben, Weihnachtsbaumdekorationskartons
     und abgelegten Puppen (gruselig!) gerungen hatte, musste ich Laura eingestehen, dass die Schläger verschwunden waren. Sie
     war enttäuscht. Sie machte keine Szene, doch sie atmete gerade lange genug aus, dass ich verstanden hatte: Ich versuchte sofort,
     ihr neue Spielgeräte zu organisieren. Möglichst exakt die gleichen.
    Doch bald schwante mir Übles. Ich rief beim Golfshopbesitzer an, und tatsächlich war bei Pepes Schlägern ein kompletter Damensatz
     dabei gewesen. Nämlich der von Laura. Genauer: mein Geschenk, das mich einst noch zu Markzeiten mein Volontärsnettogehalt
     gekostet hatte, nämlich 1 299   Mark. Ich fragte, ob ich den zurückhaben könne. Theoretisch gern, sagte der Golfshopbesitzer, allein: Er hatte ihn noch am
     selben Tag verhökert. Ja, er habe sich auch gewundert, dass Pepe ihm Damenschläger brachte, aber bei den vielen Sätzen habe
     er sich dann doch wenig Gedanken darüber gemacht und war froh über die schöne Gelegenheit gewesen.
    Dieser Schlägersatz hatte nicht nur einen ideellen Wert (ich hatte dafür vier Wochen lang von Eierravioli aus der Dose gelebt)
     – es waren auch die besten Damenschläger, |152| die jemals auf dem Markt waren, und natürlich waren sie einfach nicht mehr aufzutreiben, obwohl ich sogar beim Deutschlandchef
     der Vertriebsfirma anrief.
    Pepe gab zunächst dem Golfshopbesitzer die Schuld. Hätte der ihn nicht
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