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Meine Schwiegermutter ist cooler als deine

Titel: Meine Schwiegermutter ist cooler als deine
Autoren: dtv
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gefüllt ist, als würde morgen ein Krieg
     ausbrechen. So muss Laura für ihren gesamten Freundeskreis diese Hunderterpacks Teelichte mitbringen, und von Weihnachten
     will ich lieber gar nicht erst anfangen. Dann wird so richtig zugeschlagen, und Laura dürfte verantwortlich sein für mindestens |139| 30   Prozent aller mit Ikea-Krempel geschmückten Weihnachtsbäume auf der Insel Grado.
     
Tchibo

Laura ist fasziniert von dem Konzept. Ein Ramschladen mit Kaffeeduft, der auch noch jede Woche sein Programm wechselt – das
     gibt es in Italien nicht. Letzte Woche kaufte sie dort einen Doppelpack Bademäntel, zwei Grillbestecksets für Leo und Luca
     und ein Kinderfahrrad für Beatrice. Rührend finde ich, dass die Verkäuferinnen an der Kasse routiniert nachfragen, ob es auch
     noch ein Pfund Kaffee sein darf. Kauft überhaupt noch irgendjemand seinen Kaffee dort ein?
     
    Den größten Coup schaffte Laura, als Tchibo Tresore für 49,95   Euro offerierte. Sie bestellte per Internet 35   Stück (!) 12 , die ein paar Tage später zu meinen Händen geliefert wurden, denn Tchibo liefert nicht ins Ausland. Die kleinen Tresore
     würden sich gut in dem Apartmenthotel machen, welches Laura mit Pepe und ihren Brüdern in jenen Monaten er- und einrichtete.
     Gemeinsam mit dem überraschend schmalbrüstigen Lieferwagenfahrer wuchtete ich die Safes zunächst in meine Münchner Wohnung
     im zweiten Stock (sie waren preiswert, aber nicht leicht), und für die nächsten Wochen nahm ich bei jeder Alpenüberquerung
     fünf Safes mit; so viele, wie neben mir noch ins Auto passten |140| . Ich verfluchte während der zahlreichen Transporte Tchibo, das neue Apartmenthotel und vor allem das Internet.
     
    Was das Shoppen nicht gerade erleichtert: Neben allen anderen drückt uns auch Minnie vorher eine Liste von Dingen in die Hand,
     die wir ihr mitbringen müssen, und diese Liste ist uns natürlich heilig. Dazu gehören tiefgefrorene Brezeln, Dirndl für die
     Kinder (Italiener lieben das, ich kann mir da den Mund fusselig reden) und ein Auto. Ja, Minnie bekommt alle zwei Jahre den
     Rappel, sich unbedingt ein Auto kaufen zu wollen, und daraufhin muss ich mich bei sämtlichen Autohändlern erkundigen, wie
     teuer ein Polo, ein A3 oder ein Smart ist, wie es mit den Anmelde- und Überführungsmodalitäten aussieht und welche Zahlungsart
     den größten Rabatt bringt. Dann komme ich mit einem hundertseitigen Dossier zurück und lege ihr genau dar, wie wir verfahren
     müssen, um einen gebrauchten Smart zu kaufen, umzumelden und zu überführen und was dazu die jeweiligen Steuerbehörden sagen
     (ein Dossier, das mich mehrere Tage kostet), und dann winkt sie ab. »Wer braucht auf Grado schon ein Auto?«, fragt sie mich.
     Ist das nur eine Art Test? Ich bin noch nicht ganz durchgestiegen, lege mich aber vorsichtshalber immer wieder aufs Neue ins
     Zeug.
     
    12
    Tut mir leid, aber das Ausrufezeichen in der Klammer, eher ein Zeichen minderwertigen Geschreibsels, muss in diesem Fall einfach
     sein. 35   Safes, ich bitte Sie.

|141| Zirkuskinder
    Mir sind Clowns suspekt, und ich weiß, dass ich mit dieser Empfindung nicht allein auf der Welt bin. Es kann kein Zufall sein,
     dass eine der übelsten Figuren des modernen Horror-Genres, Stephen Kings ›Es‹, sich in einem Clown manifestiert und dass einer
     der fleißigsten Serienkiller der an Serienkillern reichen US-amerikanischen Geschichte als Clown auf Kindergeburtstagen arbeitete.
     Ein reeller Serienkiller, keine Romanfigur. Ich halte auch nicht viel vom Zirkus als solchem, von den Artisten und den Messerwerfern
     und von den dort zur Schau gestellten Tieren und ihren Tricks. Ich will nicht so weit gehen und von Tierquälerei sprechen;
     dazu hat jeder Mensch, der regelmäßig Fleisch, Milch und Eier konsumiert, irgendwie kein Recht, finde ich, und meine Ernährung
     besteht praktisch aus nichts anderem. Ich meine: lieber ein paar blöde Kunststücke vor dankbarem Publikum aufführen, als im
     Kindesalter im Steakhaus enden.
    Das vielleicht Erstaunlichste und Überraschendste an Laura ist die Tatsache, dass sie sich in der Zirkuswelt heimisch fühlt
     und dass ihr bester Freund Giorgio als Zeremonienmeister des Circo Moira Orfei arbeitet, des größten Zirkus des Landes. Moira
     Orfei ist ein altersloser Star, der |142| schon in den Fünfzigerjahren in diversen Gladiatorenfilmen als dunkelhaarige Schönheit mitspielte. Sie hat den Zirkus mit
     ihrem Mann vor zwei Generationen
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