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Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Titel: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe
Autoren: Christian Frascella
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schnappen konnte. Ich hatte ihn schon zu sehr beschämt. Wenn ich mich recht erinnerte, war es mein eigener Entschluss gewesen, mich einen Augenblick hinzulegen, wahrscheinlich schon im Wissen um den Schädelbruch. Ich hatte ihm erlaubt, mir noch zwei, drei kleine Tritte zu verpassen, weil er mir leidtat. Ein Teil meines Hirns hatte sowieso schon kapiert, dass der Typ am Ende war. Wenige Sekunden später wäre ich garantiert aufgestanden und hätte ihm den Rest gegeben. Bestimmt. Aber der Feigling hatte sich ja wegziehen lassen. Höchstwahrscheinlich hatten seine Kumpane bereits erkannt, in welch katastrophaler Verfassung er war – der Schädelbruch stand ihm ja schon in den Augen, dem irren Blick eines Besiegten –, und hatten ihn meinem Zugriff entzogen. Großzügig von mir, ihn nicht zu verfolgen. Auch Oscar wütete nie gegen seine torkelnden Gegner. Niemand anderes als er hatte mir beigebracht, dass es darauf ankommt, den Rivalen zu bezwingen und dann rechtzeitig aufzuhören, um übertriebene Gewaltanwendung zu vermeiden. Wie gut, dass ich diese wichtige Regel beherzigt hatte. Sonst hätte ich einen wie Schwarzy womöglich umgebracht.
    Als ich beim Schellen der Glocke die Schule betrat, war meine Gangart aggressiv, absichtlich rempelte ich so viele Leute wie möglich an. Die drehten sich wütend um, erkannten in mir sofort »The Killer« und baten um Entschuldigung. Dann suchten sie schnell das Weite. Ich war in Hochstimmung.
    Bevor ich in meine Klasse ging, stieß ich auf Elena. Sie redete gerade mit ein paar Freundinnen. Bei meinem Anblick verstummte sie mitten im Satz, riss die Augen auf, und etwas Wunderbares geschah: Ihr fielen die Bücher aus der Hand. Eifrig kniete ich nieder, um sie aufzuheben. Mit einem sardonischen Grinsen auf den Lippen und einer hochgezogenen Braue gab ich sie ihr zurück.
    »Danke«, flüsterte sie. »Wie … wie geht’s dir?«
    »Nun«, sagte ich, »bei mir läuft es besser als bei anderen.« Dann fügte ich ernst, fast bestürzt hinzu: »Ich mache mir Sorgen wegen Schwarzys Zustand. Mit dem hier muss ich wohl übertrieben haben.« Und ich mimte einen Haken, der sausend die Luft zwischen uns beiden zerschnitt, um meine Faust dann sanft auf ihre Schulter sinken zu lassen. »Verstehst du, was ich meine?«
    »Oh!«, riefen ihre Freundinnen aus. Dann fragte eine: »Aber warum habt ihr euch eigentlich geprügelt?«
    Ich zuckte gelangweilt die Achseln. »Wegen einer kleinen Nutte, weißt du, das kann schon mal vorkommen.«
    Sie lachten, Elena nicht.
    Ich ließ sie stehen und ging ins Klassenzimmer. Alle wichen zurück, um mich durchzulassen.
    Die Luft zwischen mir und meinen Klassenkameraden war bis zum Bersten voll mit nervöser Anspannung. Allein der Gedanke, mich zu berühren, musste ihnen schon einen elektrischen Schlag versetzen. Ich ließ mich geräuschvoll in meiner Bank in der letzten Reihe nieder, einsam wie immer. Von hier aus warf ich Blicke in die Runde. Keiner wagte, mir in die Augen zu schauen. Ich war allein wie ein Gott, ein zweifelhafter, gefährlicher Gott, der aus der banalsten Laune heraus Blitze auf die gewöhnlichen Sterblichen spucken konnte. Und ich war schön wie Eros, mächtig und todbringend wie Mars. Die Jungen beneideten und fürchteten mich. Die Mädchen wollten mich, sie sehnten sich danach, meinen marmornen Speer in ihren feuchten Tiefen zu spüren, auf und ab, ich in ihnen, ein wilder, unermüdlicher Liebhaber, der niemals Ruhe gibt. Und all das dank dieses kleinen Arschlochs Schwarzy.
    Die Mathematiklehrerin kam herein. Eine schöne Frau um die vierzig. Fleischige Lippen. Bevor sie sich setzte, suchte sie mit Blicken nach mir, fand mich und betrachtete mich eine Weile. Ich begriff, dass ich sie hätte haben können, wenn ich nur gewollt hätte. Ich über ihr, während mein Becken zustieß und ich in ihre Lippen biss, bis sie bluteten, dann fuhr ich mit meiner Zunge über ihre …
    »Geh rauf zum Direktor«, sagte sie zu mir.
    »Wie bitte?«
    »Geh rauf zum Direktor!«, wiederholte sie mit drohender Betonung.
    Unsere Vereinigung war verschoben. »Was will der Direktor von mir?«
    »Beweg dich!«, kreischte sie.
    »Okay, okay«. Ich erhob mich sehr langsam und ging nach vorn. Von nahem gesehen war sie bloß eine alte Jungfer mit Hängetitten. Ekelhaft!
    Der Direktor Ferreri war ein kleiner Mann von etwa fünfundsechzig Jahren mit einem ordentlichen Buckel auf dem Rücken, einem dichten Schopf kurzgeschnittener, weißer Haare, lebhaften Augen und winzigen
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