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Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Titel: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe
Autoren: Christian Frascella
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Fingern. Er hatte eine vage Ähnlichkeit mit der Zeichentrickfigur Mister Magoo, diesem halbblinden Alten, der alles in seiner Umgebung zertrümmert, ohne je einen Kratzer abzubekommen. Ferreri aber konnte sehr gut sehen und das ohne Brille.
    Auf einem Wandregal hinter ihm standen Bücher von Bobbio und De Felice demokratisch nebeneinander aufgereiht. Die von Bobbio aber wirkten sehr neu, wie soll ich das erklären: Es schien, als kämen sie viel seltener an die frische Luft als die anderen, ja, das war es.
    Der Direktor sagte: »Bleib stehen. Ich habe nicht viel Zeit. Aber ich möchte wenigstens deine Version hören.«
    Sofort fingen alle blauen Flecke und Abschürfungen wieder an zu schmerzen. Mir war hundeelend. Ein Schwindelgefühl packte mich. Meine Stimme klang heiser.
    Ich erklärte, dass Schwarzy mich ohne jeden Grund verprügelt hatte. Er habe mich in eine Art Hinterhalt gelockt, um mir Boxhiebe und Tritte zu verpassen und mich zu bespucken. »Dieser Junge hat schon immer was gegen mich gehabt, seit wir uns zum ersten Mal gesehen haben.«
    »Aber warum denn?«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, Herr Direktor. Ich kann Ihnen nur sagen, dass ich gestern in der Pause gehört habe, wie Riccardo von mir sprach. Er sagte, er würde mich blutig schlagen, weil ich ihm unsympathisch sei. Und er schloss eine Art Wette ab, mit wem, habe ich nicht gesehen, wie viele Minuten er brauchen würde, um mich im Schulhof auf den Boden zu schicken.« Das war natürlich gelogen. »Und nach Schulschluss hat er mich dann grausam verprügelt.«
    »Grausam?«
    »Grausam, Herr Direktor.«
    »Und warum stehst du dann hier vor mir, und er liegt mit einem Schädelbasisbruch im Krankenhaus?«
    Ich zuckte mit den Achseln, meine ganze Ahnungslosigkeit demonstrierend. »Ich schwöre Ihnen, dass ich es nicht weiß, Signore. Fragen Sie, wen Sie wollen. Als Riccardo weggegangen ist, hat er gelacht, während ich halbtot am Boden lag. Mehr weiß ich nicht.«
    Der Direktor betrachtete mich. Ich hob mein T-Shirt und zeigte ihm die blauen Flecken an Bauch und Rücken. »Sehen Sie?«, fragte ich.
    »Ich sehe.« Er machte eine lange Pause. Dann seufzte er und fing wieder an: »Ich weiß nicht, wer der Schuldige ist, aber diese Schule und die Eltern des Jungen fordern eine harte, exemplarische Strafe. Um zukünftige Hitzköpfe von derlei Unsinn abzuhalten und um der Gerechtigkeit willen, denn er liegt im Krankenhaus und du nicht, bin ich gezwungen, dich für drei Tage von der Schule zu verweisen.«
    »Was?«
    Er reichte mir ein Blatt Papier. »Gib das deinen Eltern.«
    Ich überflog das Papier. »Hier steht, dass ich der Angreifer bin. Ich!«, und wieder hob ich das T-Shirt. »Ich, der doch nur nach Hause gehen wollte. Ich, der es eilig hatte, weil ich meinem Vater versprochen hatte, den Rasen zu mähen. Ich!«
    »Das ist die einzig mögliche Lösung, junger Mann.« Er zog die Schultern hoch und ließ sie wieder fallen.
    »Nein«, entgegnete ich, »das ist die bequemste Lösung und auch die falscheste.«
    »Jetzt hör mir mal zu!«, donnerte er. »Die Eltern des Jungen möchten dich nicht anzeigen, weil du minderjährig bist. Was mich betrifft, hätte ich an ihrer Stelle anders gehandelt. Ich habe mit deinen Lehrern gesprochen. Ich weiß, dass du eine taube Nuss bist. Und taube Nüsse pflege ich auszureißen!«
    Dabei wäre er nicht mal in der Lage gewesen, Erdbeeren zu pflücken, dieser jämmerliche Alte!
    »Geh jetzt zurück in die Klasse. Dein Schulverweis beginnt morgen.«
    Ich ging zur Tür. Öffnete sie. Dann drehte ich mich um, weil ich noch etwas sagen wollte, aber mir fiel nichts ein.
    In der Klasse erklärte die Schlampe mit den Hängetitten gerade etwas sehr Interessantes über das x, das y und das z, als einer meiner Mitschüler sich umdrehte, um mich zu fragen: »Was wollte der Direktor?«
    Ich zuckte die Achseln. »Nichts Besonderes«, antwortete ich. »Offenbar geht es um ein Stipendium, und ich gehöre zu den Kandidaten. Ich muss drei Tage wegbleiben, in der Zeit werde ich von einigen Koryphäen an einem geheimen, streng bewachten Ort geprüft. Der Gewinner des Stipendiums soll schon bald für die Regierung arbeiten. Darum ist natürlich alles top secret. Zur Tarnung wird herumerzählt, dass ich von der Schule verwiesen wurde.« Ich zeigte auf die Lehrerin. »Nicht mal diese blöde Kuh weiß davon.«
    »Viel Glück!«, sagte er ganz ernst.
    Ich fasste mir an die Eier. »Aber kein Wort. Verstanden?«
    »Verstanden.«
    Ich fasste mir
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