Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meine Kriegsfahrten mit U-35

Meine Kriegsfahrten mit U-35

Titel: Meine Kriegsfahrten mit U-35
Autoren: Lothar von Arnauld de la Perière
Vom Netzwerk:
Backbordseite ein Streifen, die italienische Küste, an Steuerbord die hohen Albanerberge mit der vorgelagerten Insel Saseno, italienischer Stützpunkt ersten Ranges.

    Die Sonne ging auf, ein herrlicher Morgen brach an. Über uns ein klarer Himmel. Ein leichter Nordwest kräuselte die blauen Fluten der Adria, die sich vor uns ausbreitete. Eine geringe aus Nord laufende Dünung ließ den Bug von U 35 ab und zu in die See tunken.
    Ich hockte auf dem Turm und, übernächtig wie ich war, fröstelte mich. Aber wir waren guter Stimmung. Wieder mal hatte man es geschafft, hatte einen ganz netten Erfolg mit nach Hause gebracht. 11 Schiffe mit 30000 Tonnen. Mehr konnte man in diesen Zeiten der verschärften Abwehr nicht verlangen. Und während um 8 Uhr die neue Wache aufzog, die abgelöste vergnügt durch das Turmluk nach unten polterte, brachte mir Bölts, der Koch, einen ordentlichen Kaffee, so daß mir eine wohlige Wärme durch die Glieder kroch.
    Wir alle hatten starke Sehnsucht, nach Hause zu kommen. , 35 Tage in See in Dreck und Speck ist kein Pappenstiel. 35 Tage nicht aus den Kleidern!

    35 Tage nur stundenweise mit geschärften Sinnen geschlafen, jeden Augenblick bereit auf den Turm zu sausen. Man hatte es schon fast im Gefühl, wenn oben etwas los war. Und wie sahen wir alle aus in unseren öligen Lederpäckchen, die Gesichter mit einer Dreckkruste überzogen, unrasiert natürlich! Endlich winkte nun in greifbarer Nähe der Hafen. Ein warmes Bad, ein gedeckter Tisch stand in Aussicht und auch mal ordentlich Alkohol. Ja, das mußte man schon haben und dann mal wieder schlafen, schlafen, schlafen, ohne dauernd geweckt zu werden! Und was würde in den fünf Wochen alles passiert sein? Wieviel Post würde man vorfinden? Und dann die Kameraden! Wen würde es wieder gehascht haben. So mancher Freund war schon geblieben. Wo, würde man nie erfahren. Das waren so die Gedanken, die jeden von uns beschäftigten.

    Aber noch hatte ich ja mit feindlichen U-Booten zu rechnen. Beschossen hatte man uns ja schon, aber bis jetzt noch nicht getroffen.

    Ich überlegte: Wenn wir über Wasser durchfahren, sind wir bei Dunkelwerden im Hafen von Cattaro. Dann ist es geschafft. Der U-Boot-Gefahr konnten wir nur entgehen, wenn wir tauchten und bis zum Abend unter Wasser blieben. Dann würden wir bestenfalls am nächsten Tage einlaufen. Das bedeutete noch eine Nacht draußen. Die Versuchung war groß, der Entschluß schwer.

    Wenn ich nun noch getaucht hätte, wäre die Enttäuschung meiner Leute gewiß groß gewesen. Und schließlich kann man mit 100 prozentiger Sicherheit niemals Krieg führen.
    Also entschied ich: „Aufgetaucht bleiben! Einlaufen mit allem, was die Maschinen laufen können!"

    Die neue Wache war aufgezogen. Vorn auf dem Turm standen der Wachoffizier, Oberleutnant z. S. de Terra, dazu der Oberleutnant z. S. Prinz Sigismund von Preußen, der Sohn des Prinzen Heinrich. Er hatte bei seinem Vater das Kommando zur U-Boot-Waffe durchgesetzt, um in vorderster Front seine Ausbildung zu erhalten. Und nach beiden Seiten und achtern sollten noch zwei Seeleute aufpassen, ich glaube, es waren Oberstadt und Werschkull, beide Landsleute aus Ostpreußen. An der scharf geladenen Kanone stand, klar zum Feuern, die seemännische Nummer Zwo, der Bootsmannsmaat Berger. Er sollte sofort schießen, wenn sich ein Sehrohr zeigte, und dadurch den feindlichen Torpedoschuß verhindern.

    „Also, Herrschaften, aufpassen wie die Schießhunde," hämmere ich ihnen ein, „von Eueren Augen hängt die Sicherheit des Bootes ab!" — „Und Sie, de Terra, sind klar zum Abdrehen und Feuer eröffnen. — Keinesfalls tauchen!" —
    „Soll ich Zickzackkurse laufen?" fragt er.

    „Ach was, Hauptsache ist aufpassen. Die Zickzackkurse retten uns auch nicht. — Also, ich gehe herunter, hau mich noch etwas hin. Wenn irgend etwas gesichtet wird, bitte, sofort Meldung!"

    Sie waren natürlich froh, daß der „Alte" verschwand. Ich kletterte durchs Turmluk nach unten. Da war schon großer Betrieb. Der letzte Rest Frischwasser war aufgeteilt, und in allen Ecken standen die Männer, um sich die Seebärte abzuschaben und ihre ölig duftenden, blauen Päckchen herauszuholen. Denn darauf hielten wir streng an Bord, mochten wir draußen auch in Dreck verkommen. Aber wenn wir einliefen, die beiden Masten voll Wimpel, von denen jeder ein versenktes Schiff bedeutete, dann stand die Besatzung stolz an Deck, wie aus dem Ei gepellt, als ob es zur Parade ginge. Und kein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher