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Meine Kriegsfahrten mit U-35

Meine Kriegsfahrten mit U-35

Titel: Meine Kriegsfahrten mit U-35
Autoren: Lothar von Arnauld de la Perière
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um die Adria nach Süden abzuriegeln! Und erscheint es heute nicht einfach unfaßbar, daß drei Jahre lang die paar deutschen U-Boote dem Handel der Alliierten im Mittelmeer einen so unermeßlichen Schaden zufügen konnten (über 3 Millionen Tonnen versenkt), ohne daß es den vereinigten Kräften der Alliierten bis Kriegsende gelang, die Durchfahrt durch die Otranto-Straße wesentlich zu behindern! (4 U-Boot-Verluste im Süden der Adria.)

    Beide Seiten der Straße waren flankiert von ausgezeichneten Stützpunkten. Oft war das Meer übersät mit Bewachern, die ihre Netze gespickt mit Minen hinter sich her schleppten. Kam man da hinein, so sollten diese das Boot im wahrsten Sinne des Wortes umgarnen, die Minen das Boot leckschlagen, die Netze die Schrauben unklar machen. Bekam man ein Leck, dann sackte man ab. Und 900 Meter Wassertiefe, das war kein Spaß! Kam man mit verhedderten Schrauben hoch, wartete der Feind mit einem warmen Empfang auf. Dann war es auch aus. Es wimmelte oben von Zerstörern und fast unsichtbaren U-Boot-Jägern, gegen die man, manövrierunfähig wie man war, auch nichts machen konnte. Dann blieb nur übrig: Aussteigen! Rein ins Wasser! Und Boot versenken! Ob man versaufen mußte oder als Kriegsgefangener gerettet wurde, hing dann nur davon ab, ob die menschliche Seite der Kriegführung beim jeweiligen Gegner infolge der ungeheuren Verhetzung auf seiten der Alliierten noch zum Durchbruch kam oder nicht. Bei Tage besorgten Flugzeuge die Überwachung.

    Jeder von uns Kommandanten hatte seine eigene Methode, das Hindernis der Otranto-Straße zu nehmen. Einige klemmten sich an die italienische Küste, einige an die albanische bei Saseno, andere machten die Augen zu und gingen auf 40 bis 60 Meter und fuhren auf dieser Tiefe durch und wiederum andere wählten die Nacht und schlängelten sich über Wasser zwischen den Zerstörern und Bewachern hindurch. Ich gehörte zu den letzteren. Mir war es sympathischer, den unbekannten, unter Wasser lauernden Gefahren aus dem Wege zu gehen und dafür in dunkler Nacht mit vollem Überblick über Wasser durchzubrechen. Oft sind wir dabei auf wenige hundert Meter an den Bewachern vorbeigeflitzt oder neben den dahin dammelnden Zerstörern hergefahren, nur um nicht tauchen Zu müssen.

    Eine andere, weit ernstere Gefahr waren die feindlichen U-Boote, die in der Südadria zwischen Cattaro und der Otranto-Straße auf uns lauerten, und mit denen dieses Seegebiet förmlich gepflastert war. Diese unsere Kollegen mußten natürlich am besten wissen, wie uns beizukommen war. Aber zu beneiden waren sie wirklich nicht. Tag für Tag auf der Lauer liegen zu müssen, im Sommer rund 18 Stunden untergetaucht. Nur des Nachts hoch, um die Batterie aufzuladen und frische Luft zu schnappen. Und wie oft mögen sie herumgelegen haben, ohne je ein Ziel überhaupt zu sehen. Wenn dann wirklich mal eins in Sicht kam, war es auch nicht so einfach, zum Angriff heranzukommen und zu treffen. Für sie lag die Hauptschwierigkeit darin, daß sie sich nicht gegenseitig abschossen. Denn U-Boot ist U-Boot, und die sahen, gleichgültig, ob Freund oder Feind, sich höllisch ähnlich. Nein! Da war die deutsche U-Boot-Waffe schon besser daran. Wir fanden überall Ziele. Sie anzugreifen, war zwar oft gefährlich, aber bestimmt nie langweilig!

    Und so stellte der Feind natürlich seine U-Boote dort auf, wo wir mit Sicherheit vorbeimußten. Vor allem unmittelbar vor der Einfahrt nach Cattaro, dann aber auch auf der Strecke Cattaro—Otranto-Straße. Im Bereich der Otranto-Bewachung war das nicht möglich. Denn dort wurde ja jedes U-Boot, das sich zeigte, angegriffen. AIs wir diese neuen Methoden kennengelernt hatten und Kameraden von uns hatten daran glauben müssen, wurden wir vorsichtiger. Einmal lief man nur noch bei Dunkelheit ein oder aus und zum anderen hielt man sich bei Tage in dem gefährdeten Gebiet vorwiegend unter Wasser auf, d. h. das letztere sollte man eigentlich tun. Man tat es aber doch nicht immer. Denn, wenn man auf dem Rückwege nachts die Gefahren der Otranto-Straße hinter sich hatte, wollte man nicht den ganzen nächsten Tag unter Wasser sitzen, sondern hatte es eben eilig, noch an demselben Tag in den Hafen zu kommen. Diese gelegentliche Unvorsichtigkeit sollte uns einmal, wie wir später sehen werden, beinahe das Leben kosten.

Bewußt sind wir mit unseren feindlichen Brüdern dreimal aneinander gekommen.
    Einmal, im Februar 1917, hatten wir abends bei Dunkelheit gerade Cattaro
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