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Meine Freundin, der Guru und ich

Meine Freundin, der Guru und ich

Titel: Meine Freundin, der Guru und ich
Autoren: William Sutcliffe
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Ich habe, so gut es ging, versucht, ihn abzuwimmeln, aber er war so hartnäckig, daß ich schließlich nur noch weglaufen konnte.«
    James' Gesicht schwoll zornesrot an.
    »Verfickt noch mal, James! Das glaubst du doch wohl nicht?«
    Er starrte mich wütend an.
    »Die ist doch eine pathologische Lügnerin. Das weißt du so gut wie ich.«
    Vor lauter Wut und Verwirrung wand sich James nun in seinem Stuhl.
    »Dave«, sagte er schließlich. »Du weißt, daß ich Pazifist bin, aber es hilft nichts.«
    »Was?«
    Er stand auf und schlug mir mit der Faust ins Gesicht. Ich wurde von meinem Hocker geschleudert und landete krachend auf dem Fußboden. Ich hörte, wie es im Pub still wurde. Ein paar Sekunden lang lag ich auf dem bierversifften Teppich hingestreckt, zu geschockt, um irgendeinen Schmerz zu empfinden. Dann begann es in meiner Backe zu pochen, und ich fühlte etwas Nasses in meinem Mund und hatte Ohrensausen.
    Ich richtete mich schwankend auf und hielt mir an der Seite das Gesicht. Im ganzen Pub blieb es mucksmäuschenstill.
    »Du weißt genau, daß sie eine verdammte Lügnerin ist, James. Das war sie schon immer. Und sie lügt nicht mal besonders gut. Das Ganze ist ein totaler Scheiß.«
    »Warum sollte ich ihr nicht glauben?« sagte James und massierte diskret einen seiner Knöchel.
    »Willst du wissen, wie es wirklich war? Nachdem du abgehauen bist, sind wir erst gute Freunde geworden. Dann sind wir ein Paar geworden. Dann sind wir nach Indien gefahren. Dann haben wir uns verkracht und uns getrennt. So einfach ist das.«
    »DU HAST DOCH DEN ARSCH OFFEN! Wir sind nie ein Paar gewesen. Er wollte mich immer, James – von dem Augenblick an, an dem du das Land verlassen hast –, aber ich hab ihn nie rangelassen. Ein widerlicher Schwanz ist das. Ich hasse ihn!«
    Alle Augen im Pub waren nun auf James gerichtet, um zu sehen, was er als nächstes tun würde. Schweigen hing in der Luft, die Zeit war stehengeblieben. Die Stille wurde schließlich von einer Frauenstimme vom anderen Ende der Bar unterbrochen, die mit schwerem irischen Akzent sprach.
    »Glaub ihr kein Wort, Kleiner. Der Drecksgöre steht doch das Wort ›Lügnerin‹ übers ganze Gesicht geschrieben.«
    Alle drehten sich zu ihr um. Sie nickte einmal und nahm verlegen einen Schluck von ihrem Gin & Tonic.
    »Nimm sie beim Wort, mein Sohn«, sagte der Barmann. »Eine Bessere findest du auf die Schnelle nicht.«
    »Verpiß dich!« kam eine Stimme von den Flipperautomaten. »Freundschaft geht vor Weiber. Wenn du das nicht fertigbringst, bist du echt das Allerletzte.«
    »Vielleicht ist das der Grund, warum du schon seit drei Jahren keine mehr abbekommen hast«, erklang eine Frauenstimme von einem Tisch am Eingang.
    »Aber hallo!« sagte eine andere Frau. »Junge, der hat deine Freundin flachgelegt. Das seh ich von hier aus.«
    »Hau ihm noch eine rein«, sagte der Barmann. »Meine Erlaubnis hast du.«
    »Wenn du ihm auch nur ein Haar krümmst, tret ich dir den Schädel ein«, sagte der Typ am Flipperautomaten.
    »Die Frau is 'ne Schlampe«, sagte ein Besoffener und warf sein Glas auf den Boden. »Eine treulose Nutte wie alle anderen auch.«
    »Wer ist hier 'ne Nutte?« erscholl es im Chor vom Eingang her.
    Inmitten des tumultartig anschwellenden Stimmengewirrs fühlte ich, wie meine Knie weich wurden, da die Schmerzen in meiner Backe einen neuen Höhepunkt erreichten. Ich stellte meinen Hocker wieder auf und sank darauf nieder. James und Liz standen immer noch, und ich sah, wie James seinen Arm um ihre Schultern legte. Hinter ihm schien nun eine große Wirtshausschlägerei in Gang zu kommen. Sie bahnten sich einen Weg durch die fliegenden Fäuste und gingen zur Tür.

Dave,
der Weitgereiste
    Ich hatte noch zwei Wochen, bevor die Uni anfing, und beschloß, meine Energien auf die Lektüreliste zu konzentrieren, die ich für meinen Kurs bekommen hatte. Ich bekam die Liste gerade so durch und begann sogar, eins von den Büchern zu lesen. Was das Sozialleben anging, so beschloß ich, daß es Zeit für einen Neuanfang war. Ich war dabei, von vorn anzufangen, an einem neuen Ort und mit einem Schwung neuer Leute, also war es eigentlich nicht so schlimm, daß ich mir meine beiden engsten Freunde zu Feinden gemacht hatte. Im Grunde genommen war das sogar ganz gut so. Während meiner großen Reise war ich so sehr gereift, daß ich beinahe eine ganz andere Person geworden war. Es war ohnehin an der Zeit, die alten Bindungen zu kappen, denn die Leute aus meiner Vergangenheit
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