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Meine Freundin, der Guru und ich

Meine Freundin, der Guru und ich

Titel: Meine Freundin, der Guru und ich
Autoren: William Sutcliffe
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Bodenfrost promovierte.
    Wir saßen rum und quatschten eine Weile, bis Uwe erwähnte, daß er ein Frisbee dabei hatte. Zu viert spielten wir dann Hallenfrisbee, wobei wir fast das halbe Gebäude in Beschlag nahmen.
    Während wir so spielten, bemerkte ich, daß eine seltsam albinoartige Frau in einem weißen Sari durch die Eingangstür trat. Als ich den Rucksack auf ihrem Gepäckwagen sah, wurde mir klar, daß sie kein Albino war, sondern wahrscheinlich eine Frau aus dem Westen mit schamlosem Kleidergeschmack. Und dann, als sie ihren Kopf in unsere Richtung wandte, erstarrte ich – und bekam das Frisbee in die Fresse.
    Mein Gott! Es war Liz. Mochte sie auch indische Kleider tragen, es konnte keinen Zweifel geben, daß sie es war. Sie hatte immer noch diesen bemüht heiteren Gang.
    Ich warf Uwe das Frisbee zu, zog mich aus dem Spiel zurück und beobachtete, wie sie in der hintersten Ecke der Abflughalle Platz nahm. Ich war nicht ganz sicher, ob sie mich gesehen hatte. Mein Herz pochte heftig, als ich nach kurzem Zögern auf sie zuzugehen begann. Ich versuchte langsam zu atmen, um meine Angst besser verbergen zu können, was aber lediglich zur Folge hatte, daß ich außer Atem geriet und dadurch nur um so ängstlicher wirkte.
    Als ich nahe genug herangekommen war, sah ich, daß sie nicht nur einen weißen Sari trug, sondern auch noch einen von diesen roten Klecksen auf der Stirn hatte. So eine blöde Fotze!
    »Hi.«
    »Hi.«
    Sie schnitt eine höhnische Grimasse und sah daraufhin weg. Für einen kurzen Moment hatte ich so etwas wie Mitgefühl empfunden, als ich sie so ganz allein am Flughafen auftauchen sah, doch als ich diesen verächtlichen Blick registrierte, wurde ich sofort wieder daran erinnert, wie sehr ich sie haßte.
    Ich beschloß trotzdem, freundlich zu sein, weil ich wußte, daß das die beste Methode war, sie zu ärgern.
    »Ist das nicht ein Hammer?«
    »Was?«
    »Wir zwei. Beide hier.«
    »Also, besonders überraschend finde ich das nicht gerade. Wir haben schließlich denselben Flug gebucht.«
    »Ach ja, richtig. Hatte ich ganz vergessen.«
    Sie starrte mich wütend an. Schweigen breitete sich aus.
    »Als du reingekommen bist, dachte ich zuerst, du wärst 'n Albino.«
    »Sehr witzig.«
    »Dann hab ich gesehen, daß du's bist, und konnte es gar nicht glauben. In diesem Aufzug!«
    »Ich hab mich ganz einfach an das indische Klima und die Kultur angepaßt. Das ist schließlich der eigentliche Grund hierherzukommen, falls dir das entgangen ist.«
    »Sieht trotzdem 'n bißchen durchgeknallt aus. Da wirst du in der Piccadilly Line richtig rausstechen.«
    »Ich werde von meinen Eltern abgeholt.«
    »Du wirst also das Zeug nicht mehr tragen, wenn du zu Hause bist?«
    »Was meinst du mit zu Hause?«
    »Zu Hause. Da, wo Mami und Papi wohnen.«
    »Das ist für mich nicht mehr mein Zuhause. Ich bin schon etwas weiter.«
    »Wo bist du dann zu Hause?«
    »Da, wo ich gerade will.«
    »Also bleibt's beim Sari?«
    Sie sah mich voller Verachtung an.
    »Ich werde mich vermutlich an die englische Lebensart anpassen, wenn ich zurückkomme, aber vorläufig kann ich mich gar nicht erinnern, wie's da ist.«
    »Kalt und naß.«
    »Immer noch der gleiche Jammerlappen.«
    »Ich jammere überhaupt nicht. Ich bin einfach nur froh, wieder zurückzufliegen. Ich hatte meinen Spaß, aber – weißt du – das Leben geht für mich weiter.«
    Als diese Worte aus meinem Mund kamen, fühlte ich, wie mir schwindlig wurde. Plötzlich traf mich die Erkenntnis, daß ich nun wirklich nach Hause fliegen würde, zum ersten Mal in ihrer ganzen Wucht. Ich stand im Begriff, in eine Kiste aus Metall zu steigen, die mich zurück nach England und zurück ins richtige Leben befördern würde! In etwas mehr als vierzehn Tagen fing die Uni an, und ich würde arbeiten müssen – richtige Bücher lesen, Sachen schreiben.
    »Das Leben geht für dich weiter? Das ist typisch. Du bist ein typisch westlicher Karrierehengst.«
    »Warum – was hast du denn vor? Diese Hippie-Kacke kannst du dir in England auch nicht lange erlauben. Jetzt heißt's wieder ab in die Wirklichkeit.«
    »Ich kann's echt nicht glauben, daß du immer noch die gleiche Haltung hast. Du hast drei Monate hier verbracht, und die ganze Erfahrung hat bei dir nicht mal die leiseste Delle hinterlassen.«
    »Delle? Keine Delle hinterlassen? Das war hier ein einziger Totalschaden für mich – das kannst du mir aber glauben. Ich bin ein ganz anderer Mensch geworden.«
    »Ach ja, natürlich.«
    »Das
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