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Meine Familie, der tägliche Wahnsinn und ich - Gesamtedition (German Edition)

Meine Familie, der tägliche Wahnsinn und ich - Gesamtedition (German Edition)

Titel: Meine Familie, der tägliche Wahnsinn und ich - Gesamtedition (German Edition)
Autoren: Angelika Hesse
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Mama, da kommt gerade das Auto zurück“, bemerkt Sara in diesem Moment.
    Ich gerate in Panik. Hastig schubse ich die Kinder Richtung Bäcker. Warum hat Bernd das Ding nicht abschaffen lassen?
     
    Es ist zu spät, Lena hat das Monstrum bereits entdeckt. Mit einem Schlag sind ihre Tränen versiegt, sie rennt auf den riesigen, gelben Auto-Einkaufswagen-Zwitter zu. Bevor noch die Mutter, den widerspenstig kreischenden Jungen aus dem Wagen zerren kann, quetscht sie sich an ihm vorbei und sitzt schon hinter dem Lenkrad. Freudestrahlend winkt sie mir zu.
    „Mama, komm.“
    Was ist nun schlimmer? Eine hysterisch heulendes Kind oder eine ganze Runde im Supermarkt mit dem sperrigen Superkonstrukt, was für gewöhnlich nicht nur den Hass der Leute auf sich zieht, sondern auch noch den Einsatz aller körperlichen Kräfte erfordert? Für beides fehlt mir heute die Energie und der Punkt geht erneut an die Kinder.
     
    Schwerfällig bahne ich mir mit dem Auto einen Weg durch den vollen Obst- und Gemüsebereich und sehe über die genervten Blicke hinweg. „Darf ich mal?“, „Entschuldigung“, „oh tut mir leid, ich habe sie nicht gesehen“.
    Ich lasse den Wagen an der Seite stehen, reiße eine Tüte von der Rolle und packe sechs golden Delicious, im Angebot für 2,49 Euro das Kilo, ein. Prompt zerfetzen die Äpfel das dünne Plastik und plumpsen auf den Boden.
    „Sara, hilf mal und heb die Äpfel auf“, bitte ich meine Große, die als Antwort nur ein „Nö“ von sich gibt und Lena weiter im Wagen ärgert.
    „Lena muss mich auch mal rein lassen.“
    „Lass Lena und hilf mir bitte aufheben.“
    „Nö, warum denn? Du hast die Äpfel doch selber runter geschmissen. Dann musst du die auch selber aufheben.“
    Mein Kopf ist zu müde für ein weiteres pädagogisches Exempel und so krauche ich allein auf dem Boden herum.
     
    Unauffällig lege ich die angetitschten Äpfel wieder in die Kiste und suche neue Exemplare aus, reiße zwei neue Tüten vom Spender und stülpe sie übereinander. Das hält die kleinen Scheißerchen jedoch nicht davon ab, erneut durch die Tüten zu schießen. Lena und Sara kämpfen währenddessen lautstark weiter. Die Frau, durch deren Beine gerade meine Äpfel unter die Frischetheke purzeln, schüttelt fassungslos den Kopf.
    „Mama, Mama“, brüllt Lena. 
    Ich bewaffne mich mit einer ganzen Tütenbatterie, teile die Äpfel paarweise auf und wickele sicherheitshalber mehrere dieser hauchdünnen Tüten pro Apfelbeutel drum. Ich wiege alles ab, fische einen Öko-Broccoli aus der Kiste, packe Sara am Schlafittchen und spreche ein Machtwort. Lena strahlt, Sara heult, Mama versucht die gelbe Bestie auszuparken.
     
    Die Schlange an der Wursttheke ist lang, zu lang für Dröhnkopf und zwei Kampfbestien. Sara und Lena brechen beim Anblick der Wursttheke in laute Jubelschreie aus und fordern lautstark ihr „Scheibchen Wurst“. Da gehe ich jetzt gar nicht drauf ein. Ich habe heute keine Lust angematschte Schinkenfleischwurstreste aufzuessen.
     
    Abgepacktes Gulasch tut es ausnahmsweise auch. Mit sturem Blick steuere ich meinen Panzer am Süßigkeiten- und Keksgang vorbei, erstickte „Oh, Mama, kann ich…“-Rufe mit simplen „Nein“ im Keim und fahre so zügig, dass Lena keine Möglichkeit bleibt, aus dem Wagen auszusteigen und in eine andere Richtung zu laufen. Sara versucht mit mir Schritt zu halten, läuft dann zu den Zeitungen vor und wedelt kurz darauf mit einer Bibi und Tina Zeitung vor meiner Nase herum.
     
    „Du hast es versprochen“, kommt sie mir zuvor. „Da ist ein ganz toller Spiegel dran.“
    „Schatz, ich kauf dir einen viel schöneren im Drogeriemarkt. Der ist doch nicht mal ein echt. Das ist Plastik, was man mit einer billigen Spiegelfolie beklebt hat. Schau mal, die Zeitschrift kostet 3,50 Euro und du guckst sie dir doch sowieso nur kurz an und schmeißt sie dann in die Schublade. Weißt du, was du dir für 3,50 Euro alles kaufen könntest?“   
    „Du hast es versprochen!“
    Es ist nicht einfach, rechnerisches Vorschulwissen in praktische Beispiele zu verwursten, doch ich gebe nicht auf. „Wenn wir woanders einen Spiegel kaufen, der dann auch noch viel schöner ist als das Plastikding hier, hast du noch Geld übrig und könntest es sparen.“
    „Ich will aber nicht sparen. Ich will den Bibi und Tina Spiegel“, sagt sie trotzig.
    Lena schmeißt derweil wortlos eine Benjamin Blümchen Zeitung, mit einer doofen Trillerpfeife als Verkaufsargument, in den Einkaufskorb und
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