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Meine Familie, der tägliche Wahnsinn und ich - Gesamtedition (German Edition)

Meine Familie, der tägliche Wahnsinn und ich - Gesamtedition (German Edition)

Titel: Meine Familie, der tägliche Wahnsinn und ich - Gesamtedition (German Edition)
Autoren: Angelika Hesse
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Stefan, mach ich Stefan.“
     
    Schlechtgelaunt und einsilbig erledigen wir unsere Einkäufe.
    „Was sagt dein schlauer Zettel noch?“, spottet er und fährt mit dem Finger über das Display seines Handys, um seine elektronische Notiz abzurufen. „Ich habe Siri alles diktiert.“
    „Schön für dich. Ich brauche keine Sekretärin, weder eine elektronische noch eine menschliche. Das kriege ich noch selbst hin.“
    Mittlerweile ist es mir egal, dass er mit seinem weißen Clownmund rumläuft. Wenn er sich benimmt wie der letzte Trottel, kann er auch so aussehen. Meinetwegen kann seine ganze Firma hier auflaufen. Ich würde eiskalt zusehen, wie er sich zum Gespött seiner Kollegen macht.
    „Ich mache jetzt eine schnelle Runde durch die Lebensmittel und muss dann das Pferd für Sara holen, sonst ist das weg. Wenn überhaupt noch eins da ist. Erledige du deinen Kram. Wir treffen uns dann vorne bei Spielwaren.“
    Saras größter Weihnachtswunsch ist ein elektronisches Pony, was auf Streicheleinheiten mit Wiehern reagiert und Kaugeräusche von sich geben kann, wenn man ihm eine Möhre hinhält. Ich halte eigentlich nichts von dem sündhaft teuren Stofftier, aber wegen fehlender Alternativwünsche muss ich es nun doch besorgen. Außerdem wird sie mir sonst in zwanzig Jahren vorhalten, dass Weihnachten 2012 das schwärzeste Weihnachten ihres Lebens war. Leider ist der Gaul inzwischen in nahezu jedem Kaufhaus und Spielwarengeschäft ausverkauft und für einen Onlineversand ist es bereits zu spät. Meine letzte Hoffnung ruht somit auf Real, wo das Pferd seit heute Morgen im Angebot ist „solange Vorrat reicht“. 
     
    Konzentriert arbeite ich meinen Zettel ab, werfe Geschenkpapier, Weihnachtsschokolade, Kakaopäckchen und Knabberzeug für die Fahrt, Tchibosocken für meine Mutter, Duschgel für meinen Bruder Jörg, Tampons, Wiener Würstchen und Mayonnaise in den Wagen und dringe zügig zur Spielzeugabteilung vor. Nicht mein Tag! Nicht ein einziges Pony liegt mehr auf der Sonderfläche. Genervt stöbere ich bei den Puzzlen, wähle zwei kleine Spiele für den Urlaub und ein kleines Püppchen für meine 2jährige Lena aus und überlege, ob ich statt Pony den Playmobilreiterhof mitnehme. Es könnte natürlich sein, dass mir Sara den Heiligabend schreiend um die Ohren haut, aber ein Versuch ist es wert. 
    „So, ich bin fertig“, meint Bernd , als er nach einigen Minuten wieder zu mir stößt und Aftershaw, einige Geschenkpackungen Parfüm und einen Vorteilspack Alpecin in den Wagen wirft, - mit Koffein. Als ob man mit Koffein die Haarwurzeln wachhalten kann.
    „Scheiße, die Ponys sind alle weg.“
    „Kein Wunder, guck mal auf die Uhr.“
    „Ja, ich weiß. Das ist wieder mal meine Schuld. Weil ich heute Morgen so unglaublich gerne zum Zahnarzt wollte“, ranze ich ihn an.
    „Haben wir jetzt alles? Auch für meinen Bruder und Petra?“
    „Ja klar.“
    Johannes bekommt, wie jedes Jahr, eine NIVEA Weihnachtsedition mit After Shave und Duschgel. Samstag ist dann auch endlich Tante Giselas jährliches Weihnachtspaket angekommen. Auf meine Patentante ist Verlass! Dieses Jahr übertraf sie wieder einmal meine Erwartungen! Der goldene Erzengel, handbemalt und von unvergleichbarem Kitsch, ist einfach perfekt. Liebevoll packte ich ihn wieder in schönes glitzerndes Weihnachtspapier und schrieb „Petra“ auf den Geschenkanhänger. Früher gab es bei uns im Büro ein traditionelles Ramschwichteln. Heute habe ich angeheiratete Familie, denen ich so etwas unterjubeln kann.
    „ Und für wen sind die Handtücher?“, fragt Bernd.
    „Wieso Handtücher?“
    Oh nein, nicht schon wieder. Ich hasse Real, ich hasse Einkaufen in der Vorweihnachtszeit und ich hasse es, dass ich bei jedem fünften Einkauf in diesem Laden den Einkaufswagen vertausche. Unter meinen Einkäufen liegen lauter fremde Dinge: Leberwurst, Eier, Handtücher, vier Packungen Mon Cherrie, vier Packungen Ferrero Roché, Kaffeegebäck, Malzcafé, lange Herrenunterhosen und Kölnisch Wasser. Angestrengt denke ich nach, wann der Austausch stattgefunden haben kann.
    „Bernd, wir haben den falschen Wagen“, flüstere ich. „Muss bei den Putzmitteln passiert sein.“
    „Schon wieder?“
    „Was machen wir denn jetzt? Der Wagen ist voll mit meinem Kram, aber den alten Wagen brauche ich auch. Ich geh doch jetzt nicht wieder von vorne einkaufen.“
    Bernd schaut sich um und fährt den Wagen um die Ecke zu einem Wühltisch mit Jogginghosen. Völlig abgebrüht lagert er
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