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Mein wirst du bleiben /

Mein wirst du bleiben /

Titel: Mein wirst du bleiben /
Autoren: Petra Busch
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Psychotherapie. Über meinen Wahnsinn und warum ich kooperieren muss. Sie machen mir Mut. Wenn ich meine Medikamente nehme und weiter solche Fortschritte mache, kann ich in eine offene Abteilung kommen. Sie sagen auch, dass ein Prozent aller Menschen ein Mal im Leben an Schizophrenie erkrankt. Und dass mehr als dreißig Prozent davon gesund werden. Meine Chancen stehen schlechter. Weil ich so lange nicht in Behandlung war. Ich soll Vertrauen haben. Mich öffnen.
    Ich muss lachen.
    Gestern war wieder soziales Training. Der dritte Therapiepfeiler. Wir haben Strohsterne gebastelt und Bilder aus Transparentpapier, das wir vor die vergitterten Fenster geklebt haben. Es gibt auch einen Chor. Aber ich singe nicht mit. Es ist Frevel, sogar »Ihr Kinderlein kommet« klingt wie ein teuflisches Geplärr und Geleier aus den Mündern von uns Verrückten. Aber es ist wichtig, unsere Sinne zu reizen, sagen die Ärzte, und soziale Fähigkeiten zu trainieren. Alles ist perfekt geplant. Und alles wirkt: Arznei, Psychotherapie, Soziotherapie.
    Und das ist die Hölle!
    Das ist Schuld und Wissen, dass es nie Gnade für mich geben wird, keine Erlösung. Ich bin nicht ich selbst, wenn ich klar bin.
    Von draußen leuchtet schwach das Licht auf meinen Tisch. Es mischt sich mit dem Flackern der Kerze. Die darf ich haben. Ich darf auch in meine Notenbücher schreiben. Das Licht kommt von der riesigen Tanne vor dem Haupthaus, die jemand mit unzähligen Lichtern geschmückt hat. Die Tanne ragt bis in den Himmel, leuchtet bis zu Gott. Für ihn trage ich einen Sommerrock und eine helle Seidenbluse. Alles soll leicht sein. Luftig wie der Äther.
    Vielleicht kommt morgen der Wahnsinn zurück. So, wie er das manchmal tut. Seine Macht ist nicht gebrochen. Wie Gottes tröstende Hand fängt er mich auf, verhindert meinen Fall in das Inferno der Klarheit, schützt mich vor dem Absturz in die Monotonie von Dumpfheit, Müdigkeit und diesem toten Gehäuse aus Morgen, Mittag, Abend und Nacht. Wenn der Wahnsinn mich besucht, sind auch Jesus und Bach da, und ich weiß: Es war gut, was ich getan habe. Es hat keine andere Lösung gegeben. Dann lauern die in den weißen Kitteln, stehen in Reih und Glied, verschworen, die Gesichter wie weiße Scheiben, und sie sagen, alles würde gut – gut, so wie sie es definieren.
    Sie sagen, Thea ist nicht meine Mutter. Sie sagen, sie heißt Sonja und dass sie bei mir nur ein Versteck gesucht hat. Vor zwei Jahren ist sie gekommen. Nebel und Regen haben sich gelichtet. Sie hat im Dunst gestanden, dort, wo Mama gefallen ist. Die Farben des Regenbogens haben sich über sie ergossen wie ein Sturzbach nie gekannten Glücks. Wahrhaftig. Fleisch und Blut und Licht und göttliches Strahlen. Sie ist als Engel gekommen. Zurück zu mir. So, wie du es versprochen hast, Mama. Ich habe alles richtig gemacht. Sonst hättest du mir die beiden Engel nicht gebracht und würdest mich nicht jede Woche besuchen, hier, in unserer Bastion.
    Denn ich bin dein Licht, und du bist bei mir.
    Das ist der Himmel.

[home]
Danksagung & Geständnisse
    P ersonen und Handlung sind allein meiner Phantasie entsprungen. Auch gibt es das beschriebene Mietshaus in der Freiburger Draisstraße nicht. Was Sie dagegen in den genannten Straßen finden, sind die Freiburger Polizeidirektion und das Institut für Rechtsmedizin. Deren Mitarbeiter haben Moritz Ehrlinspiel und sein Team, Reinhard Larsson und mich auch in diesem Buch wieder begleitet:
     
    Kriminalhauptkommissar Karl-Heinz Schmid. Wie oft ich in den letzten Monaten zu dir sagte: »Wenn ich dich nicht hätte!«, kann ich nur vermuten. Bewiesen ist dagegen: Dein Fachwissen, dein präzises Prüfen des Manuskripts und die Offenheit, mit der ich von dir und deinen Kollegen in der Freiburger Polizeidirektion empfangen wurde, waren nicht nur für das Buch eine Bereicherung, sondern auch für mich. Danke, dass du mir zur Seite stehst, fachlich und als Freund.
     
    Professor Dr. Michael Bohnert. Während der Entstehung dieses Romans bist du von Freiburg nach Würzburg berufen worden und dort nun Vorstand des Instituts für Rechtsmedizin der Universität. Ich bin (fast) sicher: Du hast die badische Stadt freiwillig verlassen und bist nicht vor meinen penetranten Fragen und neugierigen Blicken in Obduktionssaal, Kühlfach & Co. geflohen. Denn mit Kompetenz, Humor und so manch gnadenlos kritischem Einwand bist du mir ein ausgezeichneter Berater geblieben. Danke von Herzen.
     
    Mein Dank gilt außerdem …
     
    …
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