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Mein wirst du bleiben /

Mein wirst du bleiben /

Titel: Mein wirst du bleiben /
Autoren: Petra Busch
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gerannt, bis mir übel war und mir die Sinnlosigkeit meines ganzen Tuns bewusst wurde. Ich konnte doch nicht bis an mein Lebensende nur in Furcht leben! Ich habe an Miriam gedacht. Wusste nicht, wo sie war, aber mir war klar, dass Kurt Paschek sie suchen würde, um herauszufinden, wo ich bin. Und dass er sie … Ich dachte, er würde sie genauso quälen. Da bin ich so wütend geworden wie noch nie in meinem Leben. In dem Moment, ja, da wollte ich ihn töten. Verstehen Sie?«
    Der Hauptkommissar verstand. Er war fest davon überzeugt, dass auch er in einer Extremsituation töten könnte. »Sie sollten das besser für sich behalten, Frau Paschek. Wenn die Oberstaatsanwältin oder ein Richter das hört …«
    »Aber es war so. Und ich war sicher, dass Miriam zu diesem Gottesdienst auftauchen würde. Folglich würde Kurt Paschek auch dort auftauchen. Also bin ich umgekehrt. Ich wollte dem allem ein Ende setzen. Endlich frei sein. Endlich Friede haben. Ich habe mich durch die Gärten geschlagen, es war ja alles voller Polizei, und mich im Pfarrhaus versteckt. Müller und seine Frau waren ja in diesem Zelt. Und ich hatte einen Schlüssel zum Pfarrhaus, weil ich in die Küche musste wegen dem Waffelteig.«
    Was in Miriam in der Zeit vorgegangen war, wussten sie nicht. Fest stand, dass sie währenddessen Hanna eingesperrt und dann zu Hause ihre Tat aufgeschrieben hatte. Ein Glück im Unglück. Dann war sie wieder hinausgegangen, vermutlich, um die Mutter zu suchen. Das Polizeiaufgebot hatte sie wohl erschreckt, und sie hatte sich vor den vermeintlichen Verschwörern versteckt. Ehrlinspiels Plan aber war aufgegangen: Er hatte Müller instruiert und die Suchtrupps angewiesen, sich zurückzuziehen, damit sie – so sollte sie glauben – unbeobachtet in die Kirche kommen konnte. »Dass Sie Kurt Paschek angegriffen haben, muss Miriam in allem bestätigt haben, was für sie Realität war.«
    »Sie dachte, ich hätte endlich alles begriffen. Das Komplott. Gottes Befehle. Die Notwendigkeit, zu töten.«
    »Sie hat sich in einem hoch akuten psychotischen Zustand befunden.«
    »Wo … wo ist Kurt Paschek jetzt?« Leise, langsam, als habe sie bisher nicht gewagt, diese Frage zu stellen.
    »Er ist in Bremen. Er arbeitet. Operiert.« Er zuckte die Schultern. »Wir haben mit den dortigen Kollegen Kontakt aufgenommen. Sie erhalten Kopien unserer Ermittlungsakten und kümmern sich bereits um ihn.« Weil Paschek schwerer Misshandlungen beschuldigt war, hatte die Freiburger Kripo – um eventuelle Beweismittel zu sichern – die Wohnung von Professor Daniel von Eckenfels durchsucht. Auf Pascheks Laptop hatten sie Hunderte von Bildern gefunden: Miriam in Martin Gärtners Wohnung, Haushaltshandschuhe an. Miriam, die nach Hilde Wimmer tritt. Auch Ehrlinspiel selbst war auf den Fotos, Freitag, ihr gesamtes Team, Sonja und Hanna. Alles fein säuberlich sortiert nach Tag, Stunde, Minute. Eine vollständige Dokumentation der Morde in der Draisstraße – fotografiert mit einem Hightech-Teleskop. Hitchcock lebte. Er musste Hanna heute Abend davon berichten. Falls sich die Gelegenheit bot. Die Bremer Kollegen hatten dagegen nichts gefunden. Weder lagen offene Tatbestände noch Anzeigen vor, nicht einmal einen Strafzettel hatte er sich in den letzten Jahren eingehandelt. »Er hat Sie über Wochen beobachtet. Warum hat er so lange gewartet, bis er eingreifen wollte?« Auch Kurt Paschek würde sich dafür verantworten müssen, sein Wissen über die Verbrechen verschwiegen zu haben.
    Sie schüttelte den Kopf. »Perverse Lust an der Macht? Stille Freude daran, dass andere töten?«
    »Möglich.«
    »Er wird sich rächen! Eines Tages. Wenn er mich findet. Er kann es nicht ertragen, keine Macht auszuüben über sein … Eigentum.«
    Mit einem Seitenblick streifte er ihren Hals und ihr Dekolleté. »Ich habe ein Annäherungsverbot erwirkt. Es gilt seit heute Morgen. Kurt Paschek darf Ihnen nicht näher als hundert Meter kommen. Er weiß nicht, wo Sie derzeit wohnen. Bei der Meldebehörde haben wir eine Auskunftssperre verhängt, darüber kann er Sie also nicht finden.«
    Sie nickte, aber als sie sprach, verrieten ihre angespannten Wangenmuskeln, dass sie alles andere als beruhigt war. »Ich habe immer gedacht, so etwas gibt es nur in Amerika oder in schlechten Filmen. Aber hier? Und in meinem Leben?«
    »Warum sind Sie nicht früher geflohen?«
    »Ich habe es zweimal versucht. Er hat mich jedes Mal gefunden. Einmal bei einer Freundin. Einmal in
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