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Mein total genialer Doppelgaenger

Mein total genialer Doppelgaenger

Titel: Mein total genialer Doppelgaenger
Autoren: M. E. Castle
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gerade arbeite, könnte ziemlich bahnbrechend sein«, erklärte Frau Bas weiter. »Und sie könnte auch ziemlich brisant sein. Es sind mehrere Sicherheitsstufen erforderlich, um Agenten von Konkurrenzfirmen abzufangen, die versuchen, sich in unser Labor einzuschleichen.«
    Seit nun schon ungefähr einem Jahr arbeitete Fishers Mutter an einem heiklen, streng bewachten Projekt. Die Regierung war mit dieser revolutionären Aufgabe an sie und ihr Team herangetreten: Sie sollte eine synthetische Variante des sogenannten »Human Growth Hormone« entwickeln, also des natürlichen biochemischen Botenstoffs, der Wachstum und Heilung im menschlichen Körper bewirkt. Die künstliche Variante sollte dieselben Effekte wie das natürliche Wachstumshormon haben, nur bedeutend schneller wirken. Seine Mutter hatte es daher BWH , für »Beschleunigtes Wachstumshormon«, getauft.
    Sie war angespannter als je zuvor, seit das Projekt angelaufen war, aber entschlossen, es zum Erfolg zu führen. Falls sie das BWH zur Perfektion bringen würde, könnte es der Welt zu einer Revolution der Medizintechnik verhelfen. Einige Krankheiten könnten völlig ausgemerzt und viele Behandlungsmethoden drastisch verbessert werden. Der Heilungsprozess nach Operationen und die Physiotherapie könnten Fortschritte machen, die die Medizin noch nicht gesehen hatte. Fisher hoffte bloß, dass all die langen Arbeitstage und Überstunden ihr zu dem Durchbruch verhelfen würden, den sie sich erwartete.
    »Warum sollte irgendwer deine Arbeit stehlen wollen?«, fragte Fisher und stieß absichtlich sein Glas um. Er wurde von seinen Eltern zum Kleckern angehalten, denn damit konnte getestet werden, ob der Tisch auch richtig funktionierte. Mit einem Schnappen der Plastikgelenke schnellte der Tischarm hoch, fing das Glas auf, noch bevor es umkippte, und stellte es wieder an seinen Platz zurück.
    »Das Problem mit BWH ist«, sagte sie, und die Art und Weise, wie sie es aussprach, ließ es klingen, als hätte auch sie einen Tomatenkern im Hals, »dass es eine sehr starke Wirkung haben wird, die vielseitig einsetzbar ist, und die Auswirkungen lassen sich gar nicht alle vorhersehen.«
    »Man könnte einen Menschen so verändern, dass er viel stärker ist als üblich, oder innerhalb von nur ein paar Wochen eine ganze Armee von Embryonen züchten«, sagte sein Vater. »Wie jede neue Technologie kann auch BWH für schädliche Zwecke eingesetzt werden.«
    Die Art, wie Fishers Vater »schädliche Zwecke« sagte, ließ Fisher kurz erschauern.
    Walter Bas richtete das Augenmerk in seiner Arbeit auf Teilchenphysik und Angewandte Biologie. Vor Jahren hatte er den Nobelpreis für seine Erforschung der Biologie der Meeresschnecken erhalten. Eine bestimmte Art der Meeresschnecken war nahezu ausgestorben, weil sie zu träge geworden waren, sich Partner zu suchen. Er manipulierte also die DNS der Schnecken, sodass jede einzelne von ihnen sowohl über männliche als auch weibliche Geschlechtsteile verfügte und sich somit eigenständig vermehren konnte.
    Fisher war stolz auf seinen Vater, auch wenn er sich manchmal wünschte, dass sein Name nicht immer wieder mit der Bas’schen Zwittermeeresschnecken-Hypothese in Verbindung gebracht würde.
    Früher war es toll gewesen, das Kind von zwei genialen Erfindern zu sein. Als er noch klein war, kamen alle Kinder aus der Nachbarschaft nur zu gern vorbei, um Bäumchen wechsle dich im Gurkenwald in Fishers Garten zu spielen oder um zu versuchen, den Kühlschrank beim Schachspielen zu schlagen. Aber dann, vor ein paar Jahren, war es plötzlich so, als wäre in den Köpfen aller Gleichaltriger ein Schalter umgelegt worden. Plötzlich waren neugierige Leute, die lernten und die Welt entdecken wollten, langweilige Nerds.
    Fisher konnte sich mit dieser Sichtweise nie anfreunden. Er liebte es, Entdeckungen zu machen, und Erfindungen und Wissen im Allgemeinen. Er verstand nicht, was mit all den anderen aufgeweckten, abenteuerlustigen Kindern passiert war, mit denen er früher immer gespielt hatte.
    »Wow«, sagte Fisher, »das klingt …«
    Plötzlich wurde er vom Fiepen des Hausalarms unterbrochen. Jemand war am Begrenzungszaun!
    Fishers Mutter sprang vom Tisch auf. »Position des Eindringlings?«, rief sie.
    Ein Lageplan tauchte an der gegenüberliegenden Wand auf, der eine Draufsicht des Hauses zeigte, und ein kleiner, blinkender Punkt erschien gleich neben dem Gartentor innerhalb der Umzäunung.
    »Immobilisieren!«, befahl Frau Bas, während sie
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