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Mein total genialer Doppelgaenger

Mein total genialer Doppelgaenger

Titel: Mein total genialer Doppelgaenger
Autoren: M. E. Castle
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du mir jetzt auch noch erzählen, wie der Wein schmeckt ? Oder überlässt du das wenigstens lieber jemandem, der Geschmacksnerven hat?«
    Der Kühlschrank geriet etwas ins Stottern, gab nach und öffnete seine Tür mit einem Lufthauch, der sich anhörte wie ein widerwilliger Seufzer.
    »Das Essen ist gleich fertig, Fisher«, sagte sein Vater und schaltete den Ofen aus. »Könntest du bitte noch den Tisch decken?«
    »Na klar«, antwortete Fisher. Er ging zu dem Touchscreen an einer Seite des Tischs und schob die Teller mit dem Finger an ihren Platz, gefolgt von den Gabeln, Messern, Servietten und Gläsern. Als er die Anordnung auf dem Bildschirm konfiguriert hatte, drückte er auf einen Knopf und es öffnete sich eine kleine Klappe in der Arbeitsplatte der Küchentheke. Die angeforderten Gegenstände kamen einer nach dem anderen zutage.
    Was aussah wie ein paar Extrabeine am Esstisch, waren eigentlich Arme. Mit mehreren Gelenken ausgestattet, schwenkten sie zur Theke hinüber, griffen sich Teller, Gläser und Silberbesteckstücke und stellten alles behutsam an den vorgesehenen Platz auf dem Esstisch, während die Familie bereits zum Essen daran Platz genommen hatte.
    Nur dass keiner bemerkte, dass es FF schließlich doch noch auf die Theke geschafft hatte. Als der Tischarm sich wieder ausstreckte, um den dritten Teller zu greifen, erwischte er stattdessen das aufgeregt quiekende kleine Schwein und stellte es vor Herrn Bas ab. Er blickte einen Augenblick verdattert drein, scheuchte FF dann mit einer Hand vom Tisch und nahm sich seinen Teller selbst von der Theke.

    »Also, Fisher, wie war dein Tag jetzt wirklich?«, hakte seine Mutter noch einmal nach, während sie sich ein Stück Hühnchen abschnitt. Fisher zuckte mit den Schultern.
    »Ganz normal, würde ich sagen. Alle haben mich behandelt, als hätte ich irgendeine ansteckende Krankheit, und mich im Großen und Ganzen weiträumig gemieden.«
    Seine Mutter runzelte ernst die Stirn. »Fisher, ich hoffe, du kaufst deinen Schulkameraden nicht ab, was sie sagen. Kinder in deinem Alter sind für gewöhnlich nicht so helle wie du, und manche fassen es sogar als persönliche Beleidigung auf, wenn jemand klüger ist als sie.«
    »Ich weiß«, sagte Fisher. »Aber die Schule hat jetzt seit einem knappen Monat wieder angefangen, und ich habe einfach das Gefühl, dass alle anderen wissen, wo sie hingehören und was sie sagen sollen, nur ich trotte herum und versuche, nicht ständig umgerempelt zu werden.«
    »Mit zwölf Jahren haben es alle schwer. Und die Rowdys gehen einfach mit ihrem Frust um, indem sie ihn an den anderen auslassen. In ein paar Jahren werden sie zurückblicken und erkennen, wie kindisch sie sich aufgeführt haben.«
    Fisher nickte seufzend und fragte sich, ob er die paar Jahre bis dahin noch durchhalten würde. Deshalb redete er mit seinen Eltern nicht so gern über die Schule; sie verstanden es einfach nicht. Sie sagten ihm immer bloß, dass es besser werden würde. Aber die Zeit verging und nichts wurde besser. Da er unbedingt das Thema wechseln wollte, fragte er: »Und wie war es heute bei dir in der Arbeit, Mama?«
    »Oh, wir machen langsam Fortschritte mit den künstlichen Eiweißketten. Ich habe die Sequenzen leicht modifiziert und jetzt sieht es schon viel besser aus.«
    Helen Bas war eine weltweit anerkannte Mikrobiologin, Biochemikerin und Genforscherin, und weite Teile ihrer Arbeit dienten dem Bemühen, die Nahrungsproduktion rund um den Globus zu steigern. Während sie weiter von ihrem Tag berichtete, nahm sie ein scharfes Messer zur Hand und schnitt eine Tomate, so groß wie ein Basketball, in dünne Scheiben – eines der eher kümmerlichen Exemplare aus dem Gemüsebeet im Garten. Diejenigen, die vernünftig gewachsen waren, hätten nur durchs Garagentor gepasst. Fishers Mutter hatte viele Jahre damit zugebracht, riesige Gemüsesorten zu entwickeln und damit einen wesentlichen Teil dazu beigetragen, den Hunger auf der Welt zu bekämpfen.
    »Eines meiner größten Probleme im Moment ist die Wissenschaftsspionage«, fuhr sie fort und reichte Fisher eine Tomatenscheibe, die so groß war wie sein Teller.
    »Was, so mit echten Spionen?«
    »Genau«, sagte Frau Bas. Fisher verschluckte sich vor Aufregung an einem Tomatenkern, als sie davon sprach. Er musste husten und der Kern flog ihm aus dem Mund und landete im Weinglas seines Vaters. Der, zerstreut wie immer, bemerkte es nicht einmal, als er einen Schluck daraus nahm.
    »Die Formel, an der ich
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