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Mein Tor ins Leben - Bajramaj, L: Mein Tor ins Leben

Mein Tor ins Leben - Bajramaj, L: Mein Tor ins Leben

Titel: Mein Tor ins Leben - Bajramaj, L: Mein Tor ins Leben
Autoren: Lira Bajramaj
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mehr Spannung, wenn es mehrere Mannschaften gibt, die auf hohem Niveau spielen, und die Ergebnisse nicht schon vorab klar sind.
    Fußballerisch warteten auf mich nach Olympia weitere große Herausforderungen: Beim FCR Duisburg hatten wir endlich eine starke Truppe zusammen, nach Jahren ohne Titel sollte ein Triumph her. Wir hatten uns als Vizemeister auch für den UEFA-Women‘s-Cup qualifiziert. Das war Neuland für
uns. Sich auf Vereinsebenen international zu messen, kannten wir bis dato nicht und wussten somit auch nicht, was da auf uns zukam. Allerdings standen mit Inka Grings, Annike Krahn, Simone Laudehr, Sonja Fuss und mir namhafte Nationalspielerinnen in unseren Reihen. Die Gruppenphase nahmen wir mit Bravour, das Viertelfinale sollte zum Knackpunkt werden. Mit dem 1. FFC Frankfurt wartete ein Dauerkonkurrent aus der Bundesliga auf uns. Der 1. FFC ist seit Jahren das Aushängeschild der Frauenliga, zig Nationalspielerinnen tummeln sich bei diesem Verein. In den letzten Jahren hat der Klub alles gewonnen, was es im Frauenfußball zu gewinnen gibt.
    Die erste Partie fand in Frankfurt statt. Völlig überraschend fegten wir das von Verletzungen geplagte Team von Birgit Prinz mit 3:1 in der Fremde vom Platz. In Duisburg reichte uns ein 2:0. Halbfinale! Dort bekamen wir es dann mit dem französischen Meister Olympique Lyon zu tun, erreichten durch ein 1: 1 und 3: 1 aber relativ locker das Finale. Wow, als Neuling gleich bis ins Endspiel – wir konnten es selbst kaum glauben.
    Die Finalspiele waren am 16. und 22. Mai, wir mussten erst nach Russland zu unserem Gegner Swesda Perm reisen. Weil die Bedingungen in Perm nicht besonders gut sein sollten, fand das Spiel im 500 Kilometer entfernten Kazan statt. So hatte es der europäische Fußballverband UEFA angeordnet.
    Coco und ich nach dem UEFA-Cup-Sieg 2009 in Duisburg – »unser« Pokal

Wir spielten leider nur vor 2000 Zuschauern. Für ein UEFA-Women‘s-Cup-Finale ist das jetzt nicht so der Bringer. Immerhin wohnten wir in einem schönen Hotel mit großen, hellen Zimmern, selbst das russische Essen war okay. Unsere sportliche Leistung stimmte auch.
    Ein völlig unerwartetes 6: 0 verschaffte uns eine unglaublich gute Ausgangsposition für das Rückspiel in Deutschland. Wir durften diese Begegnung tatsächlich in der MSV-Arena spielen, dort kicken eigentlich nur die Männer des Zweitligisten MSV Duisburg. Zu unseren Heimspielen in der Bundesliga kommen im normalen Stadion in der Regel 1000 bis 2000 Zuschauer, an diesem 22. Mai wollten uns über 28.000 Fans sehen. Da war eine irre Stimmung, das Publikum peitschte uns nach vorn. Letztlich endete die Partie mit 1: 1 – und wir waren UEFA-Women’s-Cup-Champion!
    Damit nicht genug, denn eine Woche später standen wir zudem im DFB-Pokal-Endspiel in Berlin. Brisanterweise hieß unser Gegner ausgerechnet Turbine Potsdam, also der Verein, bei dem ich jetzt unter Vertrag stehe. Noch war es der FCR Duisburg. Dass ich wechseln sollte, stand damals ja schon fest. Die Augen waren deshalb ein bisschen genauer auf mich gerichtet. Würde ich mich ordentlich ins Zeug legen oder gegen meinen neuen Klub nur mit halber Kraft spielen? Für mich selbst war das natürlich überhaupt keine Frage, ich würde an diesem Nachmittag alles für Duisburg geben.
    Das Finale fand wie gehabt vor dem Männerendspiel statt, leider war das mehr als 70.000 Fanplätze umfassende Olympiastadion bei uns Mädels nicht mal halb gefüllt. Zu Beginn hatte Potsdam mehr Chancen, dann kam der FCR. Mein Volleyschuss – für Nicht-Fußballer: eine Direktabnahme per Fuß aus der Luft, nicht einfach, weil schwer zu berechnen – mit links markierte die Führung und danach ging es munter weiter. Sage und schreibe mit 7: 0 schickten wir Potsdam nach Hause. Wahnsinn! Auch wenn wir uns wahnsinnig über dieses Ergebnis gefreut haben, so war das für den Frauenfußball nicht so toll. So eine große Bühne muss unsere »Randsportart« stets
nutzen, um Werbung zu machen. Wenn eine Begegnung aber so einseitig verläuft, ist der Werbe-Effekt nicht gerade riesig. Schade. Einen großen Trost gab es für Turbine Potsdam übrigens ein paar Tage später, da feierte die Mannschaft von Trainer Bernd Schröder in einem Herzschlagfinale noch die Deutsche Meisterschaft vor dem FC Bayern München und dem FCR Duisburg. Hätten die Bayern am letzten Spieltag nur ein Tor mehr geschossen, wären sie Champion geworden.
    Das war mein zweites Endspiel nach 2007 im Berliner Olympiastadion.
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