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Mein Tag ist deine Nacht

Mein Tag ist deine Nacht

Titel: Mein Tag ist deine Nacht
Autoren: Melanie Rose
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und die Räder quietschten auf der nassen Oberfläche. Der Wagen drehte sich seitwärts, verpasste das Motorrad nur knapp, und kam, das linke Vorder- und Hinterrad auf einer grasbewachsenen Böschung, zum Stehen. Karen ließ ihr Fenster herunter und brüllte Jason, der ein Stück weiter dasaß und uns anstarrte, aus vollem Hals an.
    »Hau ab, du Idiot! Oder ich zeige dich an!«
    Jason schoss seelenruhig mit seiner Maschine auf uns zu und hielt erst unmittelbar vor meiner Fahrertür an. Er klopfte ans Fenster, bis ich es widerstrebend herunterkurbelte.
    »Das bringt doch nichts«, meinte ich erschöpft. Durch das offene Fenster tropfte mir Regen auf Gesicht und Arm. »Lassen Sie mich in Ruhe, Jason.«
    Er sah mich mit seinen blauen Augen wild an, und ich erschauerte angesichts der Verzweiflung, die ich darin las.
    »Ich werde dich nie aufgeben«, fauchte er. »Ich weiß, dass du mich liebst. Du bleibst doch nur aus einem Pflichtgefühl heraus bei deiner Familie!«
    »Nein, ich bleibe, weil ich es will!«
    »Dann sollte ich dich vielleicht mal über das ein oder andere aufklären«, versetzte er kalt. »Worüber wollte ich wohl an dem Tag im Park mit dir sprechen? Nachdem du erst einmal versucht hattest, mich abzuwimmeln, weil ein Treffen wegen der Kinder viel zu riskant sei.«
    Ich ängstigte mich vor dem, was jetzt möglicherweise kommen würde.
    Er streckte den nassen Kopf durchs Fenster. »Dein Scheiß-Ehemann hatte alles über uns herausgefunden. Und weißt du, was er deswegen unternommen hat?«
    Ich saß steif da, wartete darauf, dass er es mir sagte, während der Regen auf die Windschutzscheibe niederströmte.
    »Er hat versucht, mich zu bestechen. Er denkt, mit Geld lässt sich alles regeln, hat geglaubt, wenn er mir nur genug von seinen wertvollen Moneten rüberschiebt, verabschiede ich mich artig.«
    Japsend umklammerte ich meine Kehle, die sich schmerzhaft zusammenzuschnüren schien. Ich bekam kaum noch Luft. Grant hatte es also die ganze Zeit über gewusst! Kein Wunder, dass er sich gegenüber Laurens Gedächtnisverlust so skeptisch gezeigt hatte! Er musste gedacht haben, Jason hätte mir alles erzählt, und ich hätte den Blitzschlag nur als Vorwand genommen, einen Gedächtnisverlust vorzutäuschen, um seinem Zorn zu entgehen. Kein Wunder also, dass er mein Handy hatte verschwinden lassen und Jasons flehende Texte ignoriert hatte.
    Jason rührte sich nicht vom Fleck, und seine Gegenwart war eine entsetzliche Erinnerung an Laurens Affäre und Grants herrische Besitzansprüche.
    Karen beugte sich vom Beifahrersitz herüber und funkelte ihn an. »Egal, was Sie behaupten, Lauren bleibt bei ihrer Familie, verstanden? Sie hat ihre Wahl getroffen, und Sie ziehen nun mal den Kürzeren. Und jetzt verduften Sie!«
    »Du hast mir an jenem Tag im Park auch etwas gesagt«, fuhr Jason fort, ohne sich um Karens Bemerkung zu kümmern. »Du hättest dich jetzt doch entschlossen, mit mir wegzugehen.«
    Ich spähte zu ihm empor, und durch das offene Fenster regnete es kalt auf mein Gesicht. Etwas in seinen Augen erinnerte mich plötzlich an Dan. Er sah mich auf dieselbe traurige Art an, wie Dan am Vorabend, voller Liebe, Mitleid und Verzweiflung.
    »Schießen Sie los«, meinte ich schließlich.
    »Er hat dich geschlagen.« Er hob die Stimme gegen das Tosen des Regens und beobachtete mit durchdringendem Blick meine Reaktion. »Bevor ich dich warnen konnte, dass dieser Dreckskerl alles über uns herausgefunden hatte, hatte er schon zugeschlagen. Er hat dich schlimm verprügelt, Lauren! Und du hast erzählt, dass das nicht das erste Mal gewesen sei! Ich habe dich angefleht, auf der Stelle zu mir zu kommen, aber du hast dich geweigert, deinen behinderten Sohn bei ihm zu lassen. Du hattest Angst, Grant würde seine Wut und seinen Frust an ihm auslassen. Für die anderen drei wolltest du ein neues Kindermädchen suchen und den Jungen in einem Heim unterbringen, damit er dort in Sicherheit sei. Du wolltest mit mir ein neues Leben beginnen. Das hast du versprochen, Lauren. Du liebst mich, das weiß ich.«
    Ich saß stumm da und versuchte, das Gehörte in mich aufzunehmen. Ich erinnerte mich an die Prellungen, die ich auf Laurens Körper entdeckt hatte, als ich im Krankenhaus zum ersten Mal geduscht hatte. Ich hatte sie für eine Folge der heftigen Wiederbelebungsversuche gehalten, doch nun fragte ich mich, ob sie nicht das Ergebnis von Grants Zorn gewesen waren. Das würde auch erklären, wieso Lauren sich ohne Wissen ihres Mannes
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