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Mein Leben als Superagent

Mein Leben als Superagent

Titel: Mein Leben als Superagent
Autoren: Janet Tashjian
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klettert Pedro ihren Arm hoch und setzt sich auf ihre Schulter. Sie gibt Bodi ein Leckerchen aus der Tasche ihres weißen Kittels, dann dreht sie sich zu mir um.
    »So. Ich melde dich fürs Sommercamp an.«
    »NEIN! Wir hatten doch ausgemacht, dass ich diesen Sommer zu Hause bleibe und hier spiele!«
    Sie zeigt rundum aufs Wohnzimmer – ein Sessel ist umgekippt, der Inhalt von Dads Zeichenmappe liegt überall auf dem Boden verstreut. »Wenn du unter ›spielen‹ einen Affen entführen und das Haus verwüsten verstehst, dann sollten wir den Begriff vielleicht mal neu definieren.«
    Zeichenmappe
    Ich würde zwar wirklich lieber zu Hause bleiben, aber es gibt wohl Schlimmeres, als den ganzen Sommer Sport zu treiben. Ich sage Mom, ich würde mich am Abend an den Computer setzen und ein paar geeignete Ferienlager raussuchen.
    Sie schüttelt den Kopf.
    »Skateboard-Camp?«, schlage ich vor.
    »Diesmal nicht.«
    »Kletter-Camp?«
    »Nein.«
    »Karate-Camp?«
    »Auch nicht.«
    Plötzlich hab ich Angst um mein Leben.
    »Du hast einfach viel zu viel Zeit«, sagt Mom. »Du wirst in ein Lern-Camp gehen.«
    »NEIN!«
    »Doch. Du hast immer noch sechsWochen Ferien übrig. Überleg mal, was du dir in der Zeit alles aneignen könntest. Wenn die Schule im September dann wieder losgeht, bist du den Leuten aus deiner Klasse um Längen voraus.«
    sich aneignen
    »Aber ich wollte doch im Gras liegen und zu den Wolken hochschauen und Kickball spielen und Burgen bauen und Dick und Doof gucken und Eis am Stiel schlecken und …«
    »Das reicht jetzt! Du bist schließlich keine fünf mehr. Es wird Zeit, endlich mal ein bisschen ernsthaft zu werden.«
    »Ich bin zwölf! Außerdem ist Sommer – da muss niemand ernsthaft sein!«
    Es sieht fast so aus, als wüsste Pedro, worum es geht. Er wedelt nämlich mit dem Zeigefinger, als wollte er mich für mein Verhalten tadeln.
    »Ich wollte ihm mit Dads Elektrorasierer eine schicke Frisur verpassen«, sage ich. »Aber dann hab ich’s doch nicht getan! Ich hab meinen gesunden Menschenverstand eingesetzt, um zu einer Entscheidung zu gelangen. Das ist doch der Beweis – ich brauche kein Lern-Camp!« Ich verrate ihr natürlich nicht, dass ich Pedro nur deswegen nicht rasiert habe, weil ich Dads Rasierer nicht finden konnte.
    Entscheidung
    Bodi steckt den Kopf zwischen meine Beine, was er immer dann macht, wenn er weiß, dass ich Trost brauche. Meine Mutter bringt Pedro zurück in seinen Käfig und sagt, sie würde mich nach dem Abendessen fürs Lern-Camp anmelden.
    Wieso können Erwachsene einen nicht einfach mal in Ruhe mit einem Hund und einem Affen spielen lassen?

Nicht den Babysitter killen, nicht den Babysitter killen …
    Am nächsten Tag bestellt Mom Amy ein, damit sie mir Gesellschaft leistet – im Klartext also: als Babysitter. Ich hab gestern Abend gehört, wie sich meine Eltern unterhalten haben, als sie dachten, ich würde schon schlafen. Man muss kein Gehirnchirurg sein, um sich aus den Wörtern »Impulssteuerung« und »Disziplin« eine Geschichte zusammenzureimen, die kein Kind gerne lesen will. Hinterher hängt mein Vater Ms Williams’ Leseliste an den Kühlschrank. Sie sagen zu mir, das mit dem Lern-Camp sei eingetütet, aber ich sage ihnen,der beste Platz für mich zum Lernen sei unter der großen Palme hinten im Garten, mit einem Stapel Comics und Bodi an meiner Seite. Ich habe keine Chance, diese Diskussion zu gewinnen. Ich fühle mich wie in Gefangen im Sommer – den Horrorfilmtitel hab ich mir gerade spontan ausgedacht.
    Impuls
    Disziplin
    Als Amy noch ganz frisch war als mein Babysitter, hat sie mir immer Mittagessen gemacht. Inzwischen zwirbelt sie nur noch an ihren Haaren und deutet auf den Küchenschrank – ich soll mir mein Erdnussbutter-Bananen-Sandwich selber machen. Natürlich kann ich das. Ich würde der alten Version aber trotzdem immer noch den Vorzug geben: Ich schaue lustige Videos im Internet und sie macht Mittagessen.
    den Vorzug geben
    Ich schneide das Sandwich in zwei Dreiecke und lege die Hälften auf einenTeller, um Amy zu beweisen, dass ich beim Zubereiten einer Mahlzeit ihre Hilfe gar nicht mehr brauche.
    »Übrigens, ich hab mal eine meiner früheren Babysitterinnen umgebracht«, sage ich. »An deiner Stelle würde ich also keine krummen Touren versuchen.«
    »Buuuh, da hab ich jetzt aber Angst«, sagt sie und reißt sich, ohne um Erlaubnis zu fragen, eine Ecke von meinem Sandwich ab.
    »Ich meine das ernst. Mein Babysitter zu sein kann echt tödlich
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